Staatsfeinde in Richterrobe ? Verliert Trump im November wieder knapp gegen Joe Biden, droht ein „Blutbad“, sagt er.

Berliner Morgenpost : Staatsfeinde in Richterrobe, ein Kommentar von Dirk Hautkapp zu Konservativen am Supreme Court

Wer so einen Obers­ten Gerichts­hof hat, braucht eigent­lich kei­ne ande­ren Staats­fein­de im Innern mehr : Eine kon­ser­va­ti­ve Mehr­heit der Top­ju­ris­ten Ame­ri­kas ist offen­bar ent­schlos­sen, mit hypo­the­ti­schen Begrün­dun­gen und Ver­fah­rens­tricks den Weg zu einem unver­züg­li­chen Straf­pro­zess gegen Ex-Prä­si­dent Donald Trump zu ver­bau­en. Sei­ne kri­mi­nel­le Demo­kra­tie-Ver­ach­tung im Nach­gang der Wahl 2020 wird, danach sieht es jetzt aus, wohl zunächst an unte­re Instan­zen zurück­über­wie­sen. Das allein ist schon skandalös.

Unter dem Vor­wand, klä­ren zu müs­sen, für wel­che Taten Trump zwi­schen Novem­ber 2020 und Janu­ar 2021 Immu­ni­tät vor Straf­ver­fol­gung ver­dient und wo nicht, immu­ni­siert der Supre­me Court den repu­bli­ka­ni­schen Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­ten bereits de fac­to. Mil­lio­nen Ame­ri­ka­ner, das ist das vor­läu­fi­ge Ergeb­nis einer bemer­kens­wer­ten Anhö­rung vor dem Höchs­ten Gericht in Washing­ton, wer­den vor dem Wahl­ter­min am 5. Novem­ber nicht in allen Facet­ten erfah­ren, wie tief das von Trump ange­zet­tel­te Kom­plott gegen Staat und Ver­fas­sung ging. Das ist der Skan­dal im Skandal.

Denn vor Gericht wür­de Anklä­ger Jack Smith für Trump ver­nich­ten­de Din­ge zur Spra­che brin­gen, die in ihrer gan­zen Dra­ma­tik noch nie öffent­lich wur­den. Etwa, was genau Trump am 6. Janu­ar 2021 über vie­le Stun­den im Wei­ßen Haus gemacht (oder bes­ser gesagt : unter­las­sen hat), als im Kapi­tol in Washing­ton der Mob tobte.

Das Pan­ora­ma, das dabei ent­stün­de, ist das eines unkon­trol­lier­ba­ren Tyran­nen, der sich trotz fle­hent­li­cher Bit­ten sei­ner engs­ten Top­mit­ar­bei­ter, dem blu­ti­gen Spuk ein Ende zu berei­ten,unter­las­se­ner Hil­fe­leis­tung gegen­über sei­nem Land schul­dig gemacht hat. Weil : Er woll­te den Ter­ror. Donald Trump setz­te dar­auf, dass die maro­die­ren­den Hor­den die par­la­men­ta­ri­sche Beglau­bi­gung des Wahl­sie­ges von Joe Biden gewalt­sam unter­bin­den, nach­dem vor­her sämt­li­che halb- oder ille­ga­len Ver­su­che geschei­tert waren, das für Trump nega­ti­ve Wahl­er­geb­nis zu kippen.

Dass die wich­tigs­te Streit­schlich­tungs-instanz der Super­macht des Wes­tens dem Sou­ve­rän das gan­ze Wis­sen um einen his­to­risch ein­ma­li­gen Anschlag auf die Demo­kra­tie sechs Mona­te vor der nächs­ten Prä­si­dent­schafts­wahl demons­tra­tiv vor­ent­hal­ten will, macht fassungslos.

Und das nicht nur, weil Trump alle Ermitt­lun­gen gegen sich durch einen will­fäh­ri­gen Jus­tiz­mi­nis­ter ein­stel­len las­sen wür­de, wenn er die Wahl im Herbst gewön­ne. Die Tak­tie­re­rei der Rich­ter Tho­mas, Gor­such, Kava­n­augh, Ali­to und (teil­wei­se) Roberts ist staatsgefährdend.

Trump ist ein Wie­der­ho­lungs­tä­ter mit Ansa­ge. Ver­liert er im Novem­ber wie­der knapp gegen Joe Biden, droht ein „Blut­bad“, sagt er. Denn dann müs­se die Wahl wie schon 2020 getürkt gewe­sen sein – sie war es schon damals nicht. Auch nur die lei­ses­te Ahnung, dass Donald Trump, dann mit mehr stra­te­gi­schem Rück­halt und ruch­lo­sen Hel­fern im Schlepp­tau, im Janu­ar 2025 erneut ver­su­chen könn­te, die US-Demo­kra­tie anzu­grei­fen, recht­fer­tigt das Durch­zie­hen eines längst start­be­reit gewe­se­nen Pro­zes­ses. Selbst­re­dend : mit der Mög­lich­keit eines Frei­spruchs durch die Geschworenen.

All das war ver­meid­bar. Anklä­ger Smith hat­te die schnel­le Bear­bei­tung der Immu­ni­täts­fra­ge bereits im Dezem­ber ver­langt. Der Supre­me Court spiel­te aber lie­ber auf Zeit. Die Obers­ten Rich­ter, bei denen bis­her nur die drei Libe­ra­len ihrer Ver­ant­wor­tung für den Rechts­staat gerecht wer­den, füh­ren sich auf wie der ver­län­ger­te Arm von Trumps Wahlkampf-Organisation.

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