Peter Liese zu klinischer Prüfung von Impfstoffkandidaten

Europäische Arzneimittel-Agentur wendet beschleunigtes Verfahren an, aber Risiken nicht vernachlässigen und keine unberechtigten Hoffnungen schüren

win­ter­berg-total­lo­kal : „Das ist eine extrem gute Nach­richt“, so kom­men­tier­te der süd­west­fä­li­sche CDU-Euro­pa­ab­ge­ord­ne­te und Arzt Dr. Peter Lie­se die Ver­öf­fent­li­chung, dass das Paul-Ehr­lich-Insti­tut erst­mals eine kli­ni­sche Prü­fung von Impf­stoff­kan­di­da­ten gegen das neu­ar­ti­ge Coro­na­vi­rus erteilt hat.

„Der Beginn der kli­ni­schen Prü­fung ist ein wich­ti­ger Mei­len­stein auf dem Weg zur Ent­wick­lung eines Impf­stoffs und des­we­gen freue ich mich über die­se Nach­richt. Wir tun in der Euro­päi­schen Uni­on alles, damit der Impf­stoff mög­lichst schnell ent­wi­ckelt und zuge­las­sen wird. Außer­dem muss er im gro­ßen Stil zur Ver­fü­gung ste­hen. So hat zum Bei­spiel die Euro­päi­sche Arz­nei­mit­tel-Agen­tur, die für die Zulas­sung aller Impf­stof­fe in der EU zustän­dig ist, ihre Ver­fah­ren mas­siv beschleunigt.

Büro­kra­tie und man­geln­de Res­sour­cen dür­fen nicht ver­hin­dern, dass es zum Erfolg kommt. Ande­rer­seits war­ne ich vor über­trie­be­ner Hek­tik und vor zu viel Hoff­nung. Impf­stof­fe kön­nen Neben­wir­kun­gen haben. Im schlimms­ten Fall kann die Ver­ab­rei­chung eines Impf­stoffs das Krank­heits­ge­sche­hen sogar sehr stär­ken. Des­we­gen ist es extrem wich­tig, dass genau geprüft wird und Schritt für Schritt vor­ge­gan­gen wird. Die in Euro­pa zuge­las­se­nen Impf­stof­fe sind sicher und der Nut­zen über­wiegt in jedem Fall das Risi­ko. Das muss auch für den Coro­na-Impf­stoff gel­ten. Des­we­gen wer­den wir uns lei­der noch vie­le Mona­te mit Ein­schrän­kun­gen des öffent­li­chen Lebens abfin­den müs­sen, wenn wir nicht hun­dert­tau­sen­de von Toten in Euro­pa zusätz­lich ris­kie­ren wol­len”, so Liese.

Nach sei­ner Ansicht ist es nur mög­lich, den Shut­down wesent­lich zu lockern, wenn ein Groß­teil der Bevöl­ke­rung eine Coro­na-App nutzt, die schnel­ler als die Gesund­heits­äm­ter ver­fol­gen kann, ob jemand Kon­takt zu einem Infi­zier­ten hat. Dies sei im Rah­men der euro­päi­schen Daten­schutz-Grund­ver­ord­nung unter Ein­hal­tung der Stan­dards mög­lich. Nur dann könn­ten sich die Been­di­gung des Shut­downs und das Ziel, Todes­op­fer im gro­ßen Stil zu ver­mei­den ver­wirk­li­chen las­sen, bevor dann even­tu­ell im nächs­ten Jahr ein Impf­stoff groß­flä­chig zur Ver­fü­gung steht.

Ver­hal­ten opti­mis­tisch äußert sich Lie­se auch zu Berich­ten, dass ein Medi­ka­ment den Ver­lauf der Erkran­kung Covid-19 deut­lich ver­bes­sern kann. „Im New Eng­land Jour­nal of Medi­ci­ne wur­de ein Arti­kel ver­öf­fent­licht, der nahe­legt, dass Rem­de­si­vir den Krank­heits­ver­lauf bei den meis­ten Pati­en­ten posi­tiv beein­flusst. Wenn es ein Medi­ka­ment gibt, dass wirk­lich Hoff­nung macht, dann ist es Remdesivir.

Ande­re Ansät­ze, wie Chlo­ro­quin, das z.B. von US-Prä­si­dent Donald Trump pro­pa­giert wur­de, hal­te ich für pro­ble­ma­tisch. Aber auch bei Rem­de­si­vir muss man vor­sich­tig vor­ge­hen. Im New Eng­land Jour­nal wur­de kei­ne kli­ni­sche Prü­fung mit den objek­ti­ven Vor­ga­ben, die in Euro­pa und auch in den USA und ande­ren Län­dern vor­ge­schrie­ben sind, um ein Arz­nei­mit­tel zuzu­las­sen, genannt. Daten aus kli­ni­schen Prü­fun­gen erwar­ten wir frü­hes­tens Ende Mai oder im Juni. Erst dann kann man ent­schei­den, ob Rem­de­si­vir wirk­lich so erfolg­reich ist, wie es jetzt den Anschein hat. Auf eine sol­che Situa­ti­on müs­sen wir uns aber vor­be­rei­ten und gemein­sam mit der Indus­trie dar­an arbei­ten, dass mög­lichst vie­le Pati­en­ten in der EU und welt­weit von dem Medi­ka­ment pro­fi­tie­ren“, so Lie­se abschließend.

Quel­le : Dr. Peter Lie­se MdEP

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