Mut zur Maske – So bitter es erscheinen mag : Corona ist immer noch ein Thema – Kommentar von Anne-Kathrin Neuberg-Vural zur aktuellen Corona-Welle.

Ber­li­ner Mor­gen­post : Mut zur Mas­ke. Ein Kom­men­tar von Anne-Kath­rin Neu­berg-Vural zur aktu­el­len Corona-Welle

So bit­ter es erschei­nen mag : Coro­na ist immer noch ein The­ma. Alles ande­re wäre bei einem Virus auch unge­wöhn­lich, wäre für eine Ende­mie unge­wöhn­lich. Sars-CoV‑2 hat sich ein­ge­reiht in den bun­ten Blu­men­strauß an Atem­wegs­in­fek­ten, die uns spä­tes­tens jeden Herbst und Win­ter wie­der aufs Neue beglü­cken. Coro­na bestimmt gemein­sam mit Rhi­no­vi­ren der­zeit das Infek­ti­ons­ge­sche­hen. Die Zahl der soge­nann­ten aku­ten respi­ra­to­ri­schen Erkran­kun­gen – kurz ARE – steigt wei­ter an, wie der aktu­el­le ARE-Wochen­be­richt des Robert-Koch-Insti­tuts (RKI) zeigt.

Respi­ra­tio ist latei­nisch und bedeu­tet Atem­ho­len. Gemeint sind mit ARE also Erkran­kun­gen, die die Atmung bezie­hungs­wei­se die Atem­we­ge betref­fen. Dazu zäh­len neben Covid-19 unter ande­rem auch grip­pa­le Infek­te und ver­gleichs­wei­se harm­lo­se Erkäl­tun­gen. Brau­chen tut man nichts davon.

Die Zahl der Betrof­fe­nen ist laut Exper­ten trotz wei­ter leich­ten Anstiegs zwar recht sta­bil, aber das auf hohem Niveau. Schon jetzt zei­gen sich die krank­heits­be­ding­ten Aus­wir­kun­gen : Geschäf­te müs­sen Öff­nungs­zei­ten ver­kür­zen, vie­le Kin­der­ta­ges­stät­ten fah­ren auf Not­be­trieb, die Arbeits­be­las­tung in Unter­neh­men steigt durch immer mehr kran­ke Kol­le­gin­nen und Kollegen.

War­um also nicht wie­der öfters zur Mas­ke grei­fen ? Spä­tes­tens in der Pan­de­mie haben wir gelernt, dass dies die Aus­brei­tung von Krank­heits­er­re­gern effek­tiv ein­däm­men kann – und man sich mit ihr auch selbst vor Erre­gern schützt. Mas­ke zu tra­gen, mag dem ein oder ande­ren läs­tig oder unan­ge­nehm sein. Aber ist das eine Infek­ti­on nicht umso mehr ?

Gera­de FFP2-Mas­ken sind äußerst wirk­sam, um Viren zurück­zu­hal­ten, und sie ver­hin­dern auch, dass die­se in die eige­nen Atem­we­ge gelan­gen – einen kor­rek­ten Sitz, der Mund und Nase gut umschließt, natür­lich vor­aus­ge­setzt. Das ist wis­sen­schaft­lich erwie­sen. Es kann nicht sein, dass Haus­ärz­te berich­ten, dass sie Pati­en­ten am Wochen­en­de im Super­markt sehen – ohne Mas­ke ! – und die­se dann am Mon­tag erneut im Sprech­zim­mer haben mit der Aus­sa­ge : „Herr Dok­tor, ich bin immer noch coronapositiv.“

Das ist nicht nur ego­is­tisch, son­dern auch unver­ant­wort­lich. Den wenigs­ten wird es Spaß machen, krank zu sein und sich erschöpft durch den All­tag zu kämp­fen. Sym­pto­me wie lau­fen­de Nase, Hus­ten, Kopf‑, Hals- und Glie­der­schmer­zen oder gar Fie­ber sind min­des­tens läs­tig. Und das schon für eigent­lich gesun­de, fit­te Men­schen. Zudem gibt es noch immer Men­schen, deren Kör­per eine Infek­ti­on weni­ger gut ver­kraf­tet, bei denen es auch in einer Ende­mie kei­ne leich­ten Ver­läu­fe gibt. Wenn wir uns nicht selbst schüt­zen wol­len, dann bit­te zumin­dest die­se vul­ner­ablen Gruppen.

Klar. Nie­mand ist mehr ver­pflich­tet, eine Mas­ke zu tra­gen. Jeder kann hier tun und las­sen, was er oder sie für rich­tig hält. Aber Mit­mensch­lich­keit, Anstand und Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein gebie­ten es, die­ses ein­fa­che und hoch­ef­fek­ti­ve Mit­tel wenigs­tens im Krank­heits­fall zu nut­zen, um die eige­nen Erre­ger nicht wis­sent­lich in öffent­li­chen Berei­chen wei­ter­zu­ver­brei­ten. Wer sich dies gar nicht vor­stel­len kann, der möge dann aber bit­te wenigs­tens tief durch­at­men – ganz im Zei­chen von „respi­ra­tio“ – und die Men­schen in Ruhe las­sen, die den Nut­zen einer Mas­ke für sich erken­nen. Skep­ti­sche oder gar böse Bli­cke haben sie nicht ver­dient – son­dern Anerkennung.

____________________

BER­LI­NER MOR­GEN­POST, Redaktion
Ori­gi­nal-Con­tent von : BER­LI­NER MOR­GEN­POST, über­mit­telt durch news aktuell

Foto­credit : Ado­be­Stock 675529805 / Brisystem

 

Print Friendly, PDF & Email