Bei der Einigung im Tarifstreit im öffentlichen Dienst an die Schmerzgrenze gegangen, erklärte Verdi-Chef Frank Werneke am Wochenende

nd.Der Tag: Kommentar zur Tarifeinigung im öffentlichen Dienst

Über­schwäng­li­cher Jubel sieht anders aus: Man sei bei der Eini­gung im Tarif­streit im öffent­li­chen Dienst an die Schmerz­gren­ze gegan­gen, erklär­te Ver­di-Chef Frank Wer­ne­ke am Wochen­en­de. Denn zur Wahr­heit über den höchs­ten Tarif­ab­schluss in der Nach­kriegs­ge­schich­te im öffent­li­chen Dienst gehört auch, dass die rund 2,5 Mil­lio­nen Beschäf­tig­ten von Bund und Kom­mu­nen unterm Strich sogar weni­ger statt mehr Geld in den Taschen haben wer­den. Denn auch die Infla­ti­on ist unge­wöhn­lich hoch und frisst sofort wie­der alles auf.

Dabei wur­de die­ses Ziel nur erreicht, weil sich eine hal­be Mil­li­on Beschäf­tig­te am Arbeits­kampf betei­lig­ten und seit Febru­ar bei Warn­streiks immer wie­der Druck mach­ten. Zuletzt dach­te man bei der Dienst­leis­tungs­ge­werk­schaft Ver­di immer lau­ter über einen unbe­fris­te­ten, rich­ti­gen Streik nach. Nach­dem Ver­di die Ver­hand­lun­gen nach der drit­ten Run­de für geschei­tert erklärt hat­te, war die Schlich­tung qua­si die letz­te Chan­ce für die Arbeit­ge­ber, solch eine Aus­wei­tung des Arbeits­kamp­fes zu verhindern.

Ange­sichts der nun blei­ben­den Real­lohn­ver­lus­te kann man nun strei­ten, ob Ver­di dem Schlich­tungs­er­geb­nis zu vor­schnell zuge­stimmt hat, ob die Gewerk­schaft nicht lie­ber die Pro­be auf Exem­pel hät­te machen und die Urab­stim­mung zu einem unbe­fris­te­ten Streik hät­te ein­lei­ten sol­len. Die Fra­ge, ob die Beschäf­tig­ten dann hät­ten mehr her­aus­schla­gen, viel­leicht sogar ein Real­lohn­plus errei­chen kön­nen, bleibt nun unbeantwortet.

Streik-Fans müs­sen jedoch eine Sache beach­ten: Arbeits­kämp­fe sind kein Selbst­zweck. Sie sind nur Mit­tel zum Zweck. Ein unbe­fris­te­ter Streik hät­te erfolg­reich sein müs­sen. Sonst hät­te man die Beschäf­tig­ten in die­sem Arbeits­kampf nur ver­schlis­sen und frustriert.

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