FDP-Außenpolitiker Graf Lambsdorff: „Wehrpflicht-Debatte ist eine Gespensterdebatte“

„Die Wehrpflicht-Debatte ist eine Gespensterdebatte, zumal wir eine hochprofessionalisierte, hochtechnisierte Armee haben.“

Der FDP-Außen­po­li­ti­ker Alex­an­der Graf Lamb­s­dorff lehnt trotz des Angriffs­kriegs Russ­lands gegen die Ukrai­ne eine Wehr­pflicht in Deutsch­land ab. „Wir haben jedes Jahr unge­fähr 900.000 Men­schen, die ihren 18. Geburts­tag fei­ern. Wir haben nach dem Zwei-plus-Vier-Ver­trag eine maxi­ma­le Grö­ße der Bun­des­wehr von 370.000“, erklärt der FDP-Poli­ti­ker im phoe­nix-Inter­view am Ran­de des FDP-Par­tei­tags in Ber­lin. „Wir brau­chen, wenn wir das maxi­mal aus­schöp­fen woll­ten, immer noch nicht ein­mal die Hälf­te eines Jahr­gangs, der 18 Jah­re alt wird. Wehr­ge­rech­tig­keit ist über­haupt nicht mehr abbild­bar in Deutsch­land. „Die Wehr­pflicht-Debat­te ist eine Gespens­ter­de­bat­te, zumal wir eine hoch­pro­fes­sio­na­li­sier­te, hoch­tech­ni­sier­te Armee haben.“

Zugleich spricht sich Lamb­s­dorff dafür aus, mehr Augen­merk auf Reservist:innen zu legen. „Wir brau­chen län­ge­re Die­nen­de und nicht Leu­te, die für neun oder zwölf Mona­te durch die Kaser­nen geschleust wer­den“, sagt der FDP-Poli­ti­ker. „Reser­vis­ten haben die­se sol­da­ti­schen Kennt­nis­se für die Trup­pe.“ Die­se für die Trup­pe aktiv zu hal­ten und das Ange­bot für sie attrak­ti­ver zu machen, sei wichtig.

Trotz sei­nes Wech­sels als Bot­schaf­ter nach Mos­kau und dem Wech­sel der Ver­tei­di­gungs­exper­tin Agnes Strack-Zim­mer­mann in die EU-Poli­tik sieht Lamb­s­dorff kei­nen Man­gel in der künf­ti­gen außen­po­li­ti­schen Exper­ti­se der FDP. „Wir haben mit Johan­nes Vogel einen der füh­ren­den Chi­na-Exper­ten im Bun­des­tag. Wir haben mit Bijan Djir-Sarai einen Gene­ral­se­kre­tär, der zuvor außen­po­li­ti­scher Spre­cher der Frak­ti­on war. Das heißt, wir haben außen­po­li­ti­sches Talent. Im Her­zen der Par­tei ist die Außen­po­li­tik nach wie vor verankert.“

Der diplo­ma­ti­schen Auf­ga­be in Mos­kau sieht Lamb­s­dorff ange­sichts der schwie­ri­gen Lage ent­schlos­sen entgegen.

„Ich keh­re zurück in mei­nen alten Beruf in einer schwie­ri­gen Situa­ti­on und in ein Land, mit dem wir kom­mu­ni­zie­ren müs­sen, egal wie schwie­rig die Lage ist“, sagt Lamb­s­dorff. „Der Beruf des Diplo­ma­ten ist es, Kanä­le offen zu hal­ten. Das sehe ich als mei­ne Auf­ga­be an.“ Die Kri­tik, dass bis­lang diplo­ma­tisch zu wenig im Aus­tausch mit Russ­land ange­sichts des Krie­ges unter­nom­men wor­den sei, weist der Libe­ra­le zurück. „Ich hal­te es für ein Gerücht, dass es kei­ne Diplo­ma­tie gebe. Es gibt Diplo­ma­tie, es gibt die­sen pro­fes­sio­nel­len Kon­takt, es gibt hin und wie­der auch Tele­fo­na­te des Bun­des­kanz­lers mit dem rus­si­schen Prä­si­den­ten.“Zur­zeit sei aber auf der rus­si­schen Sei­te kei­ne Bereit­schaft zu erken­nen, die Kriegs­hand­lun­gen ein­zu­stel­len. „Wir müs­sen abwar­ten, was mili­tä­risch pas­siert und diplo­ma­tisch Vor­be­rei­tun­gen tref­fen für eine Situa­ti­on, in der es wie­der Frie­den gibt.“

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