Berliner Morgenpost: Vom Wissen zum Handeln Kommentar von Kai Wiedermann
Der Weltklimarat hat noch mal an der Uhr gedreht. War es aus Sicht der Wissenschaft mit Blick auf die Erderwärmung schon lange fünf vor zwölf, so ist es nun eher eine Minute vor zwölf. Das Zeitfenster schließt sich schnell, um jene Ziele zu erreichen, die sich die Weltgemeinschaft gesteckt hat – die Klimaerwärmung auf 1,5 oder höchstens 2 Grad Celsius über vorindustriellem Niveau zu begrenzen.
Klimaschutz krankt nicht an einem Erkenntnisdefizit, sondern an zu wenig Handlung. Wenn die Regierungen der Welt die klimaschädlichen Emissionen nicht bis 2030 drastisch senken, also um etwa 50 Prozent, wird das Leben auf der Erde für kommende Generationen nicht unmöglich sein, doch es wird noch unberechenbarer und gefährlicher als bisher. Millionen Menschen werden ihre Lebensgrundlage und ihre Heimat verlieren, viele werden sterben. Das sind belegbare Fakten, die wir schon heute sehen können.
Dass die Menschheit nicht radikal gegensteuert, hat mit vielen Umständen zu tun: mit fehlender Weitsicht, Leugnen der Realität, mit Trotz, mit politischem Kalkül, mit dem Zeigen auf andere oder auch mit Neurobiologie. Das Gehirn belohnt Routinen, Klimaschutz aber braucht starke Veränderung.
Wie aufreibend das Gegensteuern sein kann, zeigt sich aktuell auch in Deutschland. Verkehrswende, Wärmewende oder der Ausbau der erneuerbaren Energien sind zum Teil längst im Grundsatz beschlossen. Doch kommt das Abstrakte per Gesetzesvorlage in der Realität an, wollen viele nicht mehr mitmachen. Die Bundesregierung aber muss die notwendigen Beschlüsse fassen, das ist ihre Aufgabe. Die Alternative dazu wäre eine Zukunft der Extreme.
Quelle: BERLINER MORGENPOST
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