Demokratische Republik Kongo: Eskalation der Gewalt führt zu Hunger und Flucht

Demokratische Republik Kongo: Eskalation der Gewalt führt zu Hunger und Flucht – Neun Organisationen fordern schnelles Handeln, um die Not von Millionen Menschen im Osten der DR Kongo zu lindern

Ber­lin: Die huma­ni­tä­re Situa­ti­on in der Demo­kra­ti­schen Repu­blik Kon­go ver­schärft sich aktu­ell dra­ma­tisch. Jahr­zehn­te­lan­ge Kämp­fe führ­ten bereits zu 6,4 Mil­lio­nen intern Ver­trie­be­nen und 5,3 Mil­lio­nen Flücht­lin­gen. Ein neu­er Aus­bruch der Gewalt seit Herbst letz­ten Jah­res mach­te eine wei­te­re Mil­li­on Men­schen zu Ver­trie­be­nen im eige­nen Land.

In Zei­ten sin­ken­der Bud­gets für huma­ni­tä­re Hil­fe und Ent­wick­lungs­zu­sam­men­ar­beit sowie weni­ger Auf­merk­sam­keit für ver­ges­se­ne Kri­sen for­dern die Orga­ni­sa­tio­nen action mede­or, Akti­on gegen den Hun­ger, CARE, Han­di­cap Inter­na­tio­nal, Help – Hil­fe zur Selbst­hil­fe, die Johan­ni­ter-Aus­lands­hil­fe, Mal­te­ser Inter­na­tio­nal, Welt­hun­ger­hil­fe und World Visi­on ein schnel­les Han­deln der inter­na­tio­na­len Gemein­schaft. Der Zugang zu Nah­rungs­mit­teln, Was­ser, Gesund­heits­ver­sor­gung und Schutz muss für die Men­schen in der Demo­kra­ti­schen Repu­blik Kon­go sicher­ge­stellt sein, die Aus­wei­tung der gewalt­tä­ti­gen Kon­flik­te auf Nach­bar­län­der ver­hin­dert wer­den. Hier­für sind ein Waf­fen­still­stand, ein siche­rer huma­ni­tä­rer Zugang zu den Not­lei­den­den und eine Ent­mi­li­ta­ri­sie­rung der Ver­trie­be­nen­ge­bie­te, essen­ti­ell. Eben­so wich­tig ist die kurz­fris­ti­ge Auf­sto­ckung finan­zi­el­ler Mit­tel, um die huma­ni­tä­ren Bedar­fe decken zu kön­nen. Denn neben der aku­ten Bedro­hung erle­ben die Men­schen seit Jah­ren eine der größ­ten Hun­ger­kri­sen der Welt. Die­se Kri­se könn­te sich in Nord-Kivu wei­ter zuspit­zen, war­nen die Organisationen.

Unter­ernäh­rung und Durch­fall­erkran­kun­gen brei­ten sich bedroh­lich aus

“Die Lage im Kon­go ist dra­ma­tisch: Allein in der Groß­stadt Goma ver­zeich­nen wir der­zeit über eine Mil­li­on Flücht­lin­ge,” sagt Chris­toph van Edig, Pro­gramm­ko­or­di­na­tor für den Kon­go bei Help. Die Men­schen leben in pro­vi­so­ri­schen Camps mit oft man­geln­der Infra­struk­tur. So gibt es deut­lich zu wenig sau­be­res Was­ser und sani­tä­re Anla­gen, wodurch sich Durch­fall­erkran­kun­gen, Cho­le­ra und Man­gel­er­näh­rung aus­brei­ten. Die Orga­ni­sa­tio­nen Help und action mede­or sind hier tätig und hel­fen mit Des­in­fek­ti­ons­mit­teln, Hygie­ne-Kits, Durch­fall­me­di­ka­men­ten und dem Bau von sani­tä­ren Anla­gen dabei, Krank­hei­ten wie Cho­le­ra zu ver­hin­dern oder einzudämmen.

Auch die Johan­ni­ter sind in den Camps mit mobi­len Kli­ni­ken im Ein­satz, um Ver­letz­te und Kran­ke zu ver­sor­gen. “Unser Part­ner berich­tet von Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten mit schwe­ren Ver­let­zun­gen, die haupt­säch­lich durch Gewehr­schüs­se und Bom­ben ver­ur­sacht wur­den”, sagt Antho­nin Nga­ru­ki­ye, Johanniter-Länderbüroleiter.

World Visi­on und CARE haben vor allem Frau­en und Kin­der im Blick. Denn rund 1,1 Mil­lio­nen Kin­der unter fünf Jah­ren und 605.000 schwan­ge­re und stil­len­de Frau­en sind akut unter­ernährt. “Die Anzahl der auf­ge­nom­me­nen, stark man­gel­er­nähr­ten Kin­der unter fünf Jah­ren hat sich in unse­ren Zen­tren seit Novem­ber 2023 ver­vier­facht. Im Febru­ar ver­zeich­ne­ten wir bis zu 10 neue Fäl­le von Kin­dern mit schwe­rer aku­ter Man­gel­er­näh­rung pro Tag”, berich­tet auch Flo­ri­an Mon­ne­rie, Lan­des­di­rek­tor von Akti­on gegen den Hunger.

Hin­zu kommt, dass Frau­en und Mäd­chen auf der Flucht oft­mals dem Risi­ko geschlechts­spe­zi­fi­scher Gewalt aus­ge­setzt sind. “Das Trau­ma, mit dem die gefähr­de­ten Kin­der und Fami­li­en kon­fron­tiert sind, erfor­dert Maß­nah­men und grö­ße­re Unter­stüt­zung”, berich­tet David Mun­k­ley, Büro­chef von World Visi­on in Goma. World Visi­on und CARE leis­ten hier lebens­wich­ti­ge Hil­fe, trotz der anhal­ten­den Fra­gi­li­tät, der Gewalt und der Schwie­rig­kei­ten beim Zugang.

Gefahr eines Flä­chen­bran­des für die Region

Zugang zu den Men­schen außer­halb Gomas ist seit dem erneu­ten Auf­flam­men der Gewalt nur ein­ge­schränkt mög­lich. Wich­ti­ge Stra­ßen sind regel­mä­ßig durch die Kämp­fe zwi­schen bewaff­ne­ten Grup­pen blo­ckiert, wodurch auch huma­ni­tä­re Hilfs­lie­fe­run­gen nicht mög­lich sind. “Wir for­dern, dass die Durch­rei­se und der unge­hin­der­te Zugang für das huma­ni­tä­re Per­so­nal gewähr­leis­tet und der zivi­le Sta­tus der Gebie­te, wo Geflüch­te­te leben, respek­tiert wer­den,” sagt Dr. Inez Kip­fer-Dida­vi, Geschäfts­füh­re­rin von Han­di­cap Inter­na­tio­nal Deutsch­land (HI). HI trans­por­tiert lebens­wich­ti­ge Güter für ins­ge­samt 12 Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen, die in der DR Kon­go tätig sind.

Hier setzt auch die Welt­hun­ger­hil­fe an, die nicht nur Bin­nen­flücht­lin­ge in Goma, son­dern auch die unzäh­li­gen länd­li­chen Gast­fa­mi­li­en und ‑gemein­den unter­stützt. Der Lan­des­di­rek­tor der Welt­hun­ger­hil­fe, Man­fred Bischof­ber­ger, sagt dazu, “gera­de die Gast­fa­mi­li­en und ‑gemein­den haben eine Schlüs­sel­rol­le bei der Auf­nah­me der Ver­trie­be­nen. Sie brau­chen unse­re größ­te Auf­merk­sam­keit und Unter­stüt­zung, sonst setzt sich die huma­ni­tä­re Kri­se wie ein Flä­chen­brand in den Gebie­ten fort, die Schutz bie­ten können”.

So wird bei­spiels­wei­se die Situa­ti­on in der benach­bar­ten Pro­vinz Itu­ri zuneh­mend schwie­ri­ger. Seit Beginn des Jah­res wur­den bereits mehr als 200 gewalt­tä­ti­ge Über­grif­fe gemel­det. Allein in Itu­ri leben der­zeit rund 1,6 Mil­lio­nen Men­schen auf der Flucht. “Wir haben an die Geflüch­te­ten Bar­geld, Matrat­zen und Decken ver­teilt, stär­ken der­zeit vor allem die medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung und wer­den ab Mai man­gel­er­nähr­te Kin­der unter ande­rem mit Not­fall­nah­rungs­mit­teln ver­sorgt”, sagt Johan­nes Schild­knecht, Refe­rent für die DR Kon­go bei Mal­te­ser International.

 

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Bild: Auf­grund von Kämp­fen in Nord-Kivu sind Men­schen in ver­schie­de­ne Ver­trie­be­nen­la­ger geflo­hen, wie hier ins Ver­trie­ben­la­ger Zai­na in Sake in der Pro­vinz Nord-Kivu, DR Kongo.

 

Ori­gi­nal-Con­tent von: Johan­ni­ter Unfall Hil­fe e.V., über­mit­telt durch news aktuell
Foto­credits: Johan­ni­ter Unfall Hil­fe e.V.
Foto­graf: Han­di­cap International