Wenn Oma immerzu traurig ist

Generation 60 plus : Depressionen nehmen zu – Corona kann zu weiterem Anstieg führen

win­ter­berg-total­lo­kal : Tie­fe Trau­rig­keit, kein Antrieb, kei­ne Ener­gie : Auch älte­re Men­schen lei­den unter Depres­sio­nen – und es wer­den immer mehr. Das zeigt eine Daten­ana­ly­se der KKH Kauf­män­ni­sche Kran­ken­kas­se. Dem­nach ist in der Gene­ra­ti­on 60 plus die Zahl der Ver­si­cher­ten mit ärzt­lich dia­gnos­ti­zier­ten Depres­sio­nen von 2008 auf 2018 um fast 35 Pro­zent gestie­gen. Alar­mie­rend außer­dem : Der Anteil in die­ser Alters­grup­pe ist mit 18,4 Pro­zent am höchs­ten. Zuletzt waren knapp 100.000 KKH-Ver­si­cher­te ab 60 Jah­re an einer Depres­si­on erkrankt, hoch­ge­rech­net auf ganz Deutsch­land sind das rund 3,3 Mil­lio­nen Betrof­fe­ne. Auf­grund der Coro­na-Kri­se rech­net die KKH mit einem wei­te­ren Anstieg an Dia­gno­sen – beson­ders bei Senio­ren : Da die­se auf­grund ihres Alters und damit ein­her­ge­hen­der mög­li­cher Vor­er­kran­kun­gen zur Coro­na-Risi­ko­grup­pe gehö­ren, haben sie nicht nur beson­ders stark mit Ängs­ten zu kämp­fen, son­dern müs­sen noch mehr als ande­re auf per­sön­li­che Kon­tak­te ver­zich­ten, um sich nicht anzustecken.

Vor allem Frau­en sind gefähr­det, denn sie sind etwa dop­pelt so häu­fig von einer soge­nann­ten Alters­de­pres­si­on betrof­fen wie Män­ner. Aller­dings regis­triert die KKH bei den Män­nern einen mehr als dop­pelt so hohen Anstieg als bei den Frau­en. Dar­über hin­aus erhal­ten immer mehr älte­re Ver­si­cher­te ein Rezept über ein Anti­de­pres­si­vum : 2018 ver­schrie­ben Ärz­te mitt­ler­wei­le jedem ach­ten 60- bis 69-Jäh­ri­gen ein sol­ches Medi­ka­ment. Im Ver­gleich zu 2008 ist das ein Plus von 21 Pro­zent und somit der größ­te Anstieg im Ver­gleich zu allen ande­ren Altersgruppen.

Die Grün­de für die stei­gen­de Zahl an Betrof­fe­nen mit Alters­de­pres­sio­nen sind viel­fäl­tig. Sie rei­chen von trau­ma­ti­schen Erleb­nis­sen in frü­he­rer Zeit über gegen­wär­ti­ge Kri­sen etwa durch den Tod des Part­ners bis hin zu nach­las­sen­der Fit­ness und man­geln­der Akzep­tanz in der Gesell­schaft. Zudem ste­cken häu­fig ande­re Erkran­kun­gen oder psy­chi­sche Stö­run­gen hin­ter depres­si­ven Lei­den bei Senio­ren – etwa eine Angst­stö­rung oder Demenz. Ähn­lich wie eine begin­nen­de Demenz kön­nen sich auch Alters­de­pres­sio­nen in Konzentrations‑, Sprech- und Gedächt­nis­stö­run­gen äußern.

Trotz der hohen Dia­gno­se­ra­ten bei Senio­ren gel­ten Depres­sio­nen in der Gesell­schaft immer noch als Krank­heit, die eher im jun­gen und mitt­le­ren Lebens­al­ter auf­tritt. Alters­de­pres­sio­nen wer­den daher schnell ver­kannt oder baga­tel­li­siert, denn eine anhal­ten­de gedrück­te Stim­mung bei Älte­ren wird häu­fig als eine nor­ma­le Reak­ti­on auf das bis­lang Erleb­te bezie­hungs­wei­se die Wid­rig­kei­ten des Lebens wahr­ge­nom­men. Das kann dazu füh­ren, dass die Krank­heit im Alter häu­fig gar nicht oder falsch behan­delt wird. Dar­über hin­aus geben sich Betrof­fe­ne oft selbst die Schuld, wenn sie ent­kräf­tet und hoff­nungs­los sind und gehen des­halb nicht zum Arzt. Vie­le Senio­ren haben aber nicht nur mit Antriebs­lo­sig­keit, Min­der­wer­tig­keits- und Schuld­ge­füh­len, son­dern in der Fol­ge auch mit kör­per­li­chen Lei­den zu kämp­fen. Umge­kehrt kön­nen phy­si­sche Erkran­kun­gen durch Ver­ein­sa­mung in eine Depres­si­on mün­den. Das kann gesche­hen, wenn Men­schen nicht mehr allein aus dem Haus gehen kön­nen, oder, wenn sie, wie jetzt in der Coro­na-Kri­se, kei­nen Besuch mehr emp­fan­gen können.

Bei einem Ver­dacht auf eine Depres­si­on führt der ers­te Weg zum Haus­arzt. In der Regel wer­den zunächst mit Hil­fe einer Blut­ab­nah­me etwa Schild­drü­sen­er­kran­kun­gen und ein Vit­amin-B-Man­gel aus­ge­schlos­sen, denn die­se haben häu­fig auch Antriebs­lo­sig­keit und depres­si­ve Ver­stim­mun­gen zur Fol­ge. Häu­fen sich aber die Hin­wei­se auf eine Depres­si­on, über­weist der Haus­arzt in der Regel an einen Psych­ia­ter oder einen Psychotherapeuten.

KKH Statistik zu Depressionen
KKH Sta­tis­tik zu Depres­sio­nen KKH

Das kön­nen Ange­hö­ri­ge tun

  • Zuhö­ren und sich nicht abwen­den ! Auch wenn depres­si­ve Men­schen immer wie­der jam­mern und lamen­tie­ren, soll­ten Ange­hö­ri­ge gedul­dig sein.
  • Sym­pto­me ernst neh­men und depres­si­ve Stim­mun­gen nicht ver­harm­lo­sen ! Wie bei allen schwe­ren Krank­hei­ten soll­te auch bei Ver­dacht auf eine Depres­si­on umge­hend ärzt­li­cher Rat ein­ge­holt wer­den. Weil es den Betrof­fe­nen oft schwer fällt, selbst einen Arzt zu kon­tak­tie­ren, soll­ten Ange­hö­ri­ge die Ter­min­ab­spra­che über­neh­men und den Pra­xis­be­such am bes­ten begleiten.

Im Zwei­fel den Not­arzt rufen ! Besteht der Ver­dacht, dass sich ein Betrof­fe­ner das Leben neh­men will, soll­ten Ange­hö­ri­ge ihn dar­auf anspre­chen. Kei­nes­falls soll­ten Ver­wand­te ver­su­chen, selbst pro­fes­sio­nel­le Hil­fe zu leis­ten, son­dern so schnell wie mög­lich einen Arzt rufen.

 

Quel­le : Ulri­ke Schä­fer – KKH Kauf­män­ni­sche Krankenkasse

 

Print Friendly, PDF & Email