Manuel Schilling ist neuer Superintendent

 

Pfarrer aus Minden setzt sich bei Wahlsynode in Meschede gegen Christian Klein durch

 

win­ter­berg-total­lo­kal : SOEST-MESCHE­DE. Am Ende war es über­ra­schend deut­lich : Mit 98 zu 36 Stim­men hat Dr. Manu­el Schil­ling, Pfar­rer aus Min­den, die Wahl zum Super­in­ten­den­ten im Kir­chen­kreis Soest-Arns­berg für sich ent­schei­den kön­nen. Auf Dr. Chris­ti­an Klein ent­fie­len ledig­lich 36 Stim­men im ers­ten Wahl­gang. Eine von vie­len erwar­te­te Stich­wahl wur­de somit nicht nötig, da Schil­ling die abso­lu­te Mehr­heit von 79 Stim­men der 156 Wahl­be­rech­tig­ten mühe­los erreichte.

„Ich hät­te nie gedacht, dass die­ser Moment mal kom­men könn­te ; so eine öffent­li­che Rol­le hat­te ich mir eigent­lich nie zuge­traut“, for­mu­lier­te ein sicht­lich beweg­ter Gewin­ner nach der Wahl. Noch nach der öffent­li­chen Vor­stel­lung in der Johan­nes am ver­gan­ge­nen Frei­tag, so Schil­ling (52 Jah­re), hät­ten ihn Zwei­fel geplagt, ob er den gro­ßen Anfor­de­run­gen die­ser Auf­ga­be gerecht wer­den kön­ne : „Aber ein Freund hat dann zu mir gesagt, ‚Du hast Dich auf den Tiger gesetzt, jetzt musst Du ihn auch reiten‘.“

Viel­leicht war es gera­de die eher unkon­ven­tio­nel­le Art sei­ner Selbst-Prä­sen­ta­ti­on, sei­ne offen­kun­di­ge Ehr­lich­keit und even­tu­ell sogar sei­ne Ver­letz­bar­keit, die den Aus­schlag für ihn, den von vie­len Beob­ach­tern als Außen­sei­ter ein­ge­stuf­ten Kan­di­da­ten, gege­ben haben.

Für Dr. Chris­ti­an Klein, den 57jährigen Pfar­rer aus Wicke­de, schien im Vor­feld vor allem der Heim­vor­teil zu spre­chen. Er kennt den Kir­chen­kreis aus dem Eff­eff hat den Ver­ei­ni­gungs­pro­zess von Soest und Arns­berg ganz eng beglei­tet, an vie­len Stel­len gar geprägt. Bei ihm schie­nen die Syn­oda­len zu wis­sen, was und wen sie wäh­len. Ist er viel­leicht aus­ge­rech­net dar­an gescheitert ?

Unmit­tel­bar nach dem über­ra­schend kla­ren Ergeb­nis woll­te sich Klein (57) nicht erklä­ren : „Direkt nach der Wahl möch­te ich das nicht“, beant­wor­te­te er die ent­spre­chen­de Fra­ge, und die tie­fe Ent­täu­schung war ihm anzu­se­hen. „Damit hat­te ich so nicht gerech­net“, gab er unum­wun­den zu. Unbe­ant­wor­tet blieb auch die Fra­ge nach sei­ner Zukunft ; ob er wei­ter Asses­sor im Kir­chen­kreis und auch Pfar­rer in Wicke­de blei­ben wer­de : „Dazu äuße­re ich mich zu gege­be­ner Zeit – mit dem nöti­gen Abstand.

Zuvor hat­ten bei­de Kan­di­da­ten noch ein­mal jeweils etwa fünf­zehn Minu­ten Zeit gehabt, für sich zu wer­ben. Schil­ling nahm die Syn­ode dabei mit auf eine ima­gi­nä­re Rei­se durch den Kir­chen­kreis und zeig­te sich dabei erstaun­lich gut und detail­ge­nau infor­miert. Er begann in der Wie­sen­kir­che, setz­te sie zur Lipp­städ­ter Mari­en­kir­che fort und been­de­te die­se Rund­rei­se nach einem Halt in der Arns­ber­ger Auf­er­ste­hungs­kir­che schließ­lich auf der „Bau­stel­le Lukas­kir­che“ in Sun­dern : „Die möch­te ich ger­ne als ihr Super­in­ten­dent miteinweihen.“

In sei­nen kur­zen State­ments wie­der­hol­te er noch ein­mal, dass Kir­che in wich­ti­gen gesell­schafts­po­li­ti­schen Fra­gen klar Stel­lung bezie­hen müs­se. Und dass die­se Rol­le in Zukunft noch wich­ti­ger werde.

„Die Evan­ge­li­sche Kir­che wird sich rasant ver­än­dern. Bis 2030 geht die Hälf­te der Pfar­re­rin­nen und Pfar­rer in den Ruhe­stand“, rech­ne­te Dr. Klein hoch und for­der­te „für jede Gemein­de, für jede Regi­on ein Sze­na­rio 2030.“ Er selbst wol­le in „Bör­de und Ber­gen“ die­se neue Kir­che als Super­in­ten­dent aktiv mit­ge­stal­ten. Zudem mach­te er noch ein­mal deut­lich, dass er im Fal­le sei­ner Wahl naht­los die bereits ange­scho­be­nen Pro­jek­te – Leit­bild, Logo, Kli­ma­schutz­kon­zept – vor­an­trei­ben wer­de. Und wie bei der Vor­stel­lung in der John­nes­kir­che schlüpf­te er wie­der in sein Tri­kot vom Sil­ves­ter­lauf mit der Auf­schrift : „Nicht allein vor­weg – Gemein­sam unterwegs“.

Ohne Zwei­fel eine schö­ne Bot­schaft, die nur aller­dings nicht ankam. Denn wer nach den Vor­stel­lun­gen und den sich anschlie­ßen­den, kur­zen Fra­ge­run­den genau hin­ge­hört hat­te, konn­te bereits erah­nen, wel­chen Ver­lauf die Wahl neh­men könn­te : Der Applaus fiel für Dr. Schil­ling hör­bar kräf­ti­ger und anhal­ten­der aus als für Dr. Klein. Die­ser Ein­druck spie­gel­te sich dann schließ­lich auch im Wahl­er­geb­nis klar und deut­lich wider.

Zu Beginn der Wahl­syn­ode hat­te Vize­prä­si­dent Ulf Schlü­ter ein Gruß­wort der Lan­des­kir­che über­bracht und noch ein­mal auf die Beson­der­heit ver­wie­sen, dass in die­sem Jahr in zwölf von 27 Kir­chen­krei­sen eine neue Super­in­ten­den­tin bzw. ein neu­er Super­in­ten­dent gewählt wer­den : „Sie alle wer­den Schlüs­sel­fi­gu­ren der kirch­li­chen Ent­wick­lung werden.“

Für Die­ter Tomet­ten war es nach acht­ein­halb Jah­ren die letz­te Syn­ode. Tho­mas Gano dank­te ihm im Namen des Kreis­syn­odal­vor­stan­des für sei­ne „Visio­nen und kla­ren Vor­stel­lun­gen“: „Sie haben im Kir­chen­kreis mit einer oft bewun­derns­wer­ten Ruhe und Gelas­sen­heit eine gan­ze Men­ge auf den Weg gebracht.“

Die Amts­zeit von Tomet­ten endet am 31. Mai. Am 5. Juni wird Dr. Manu­el Schil­ling dann in der Wie­sen­kir­che als sein Nach­fol­ger ein­ge­führt. Gleich­zei­tig wird Prä­ses Annet­te Kur­schus an die­sem Tag Tomet­ten entpflichten.

 

Bild : Zum Abschied gab es Blu­men und Bei­fall : Super­in­ten­dent Die­ter Tomet­ten mit Tho­mas Gano, Kath­rin Kop­pe-Bäu­mer und Albert Som­mer­feld (alle KSV)

Fotos : Hans-Albert Limbrock

Quel­le : Hans-Albert Limbrock

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