Stichwort der Woche : (Künstliche) Intelligenz

Winterberg-Totallokal : Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen

win­ter­berg-total­lo­kal : Deutsch­land soll Welt­markt­füh­rer im Bereich „Künst­li­che Intel­li­genz“ wer­den. Nach einer Klau­sur­ta­gung des Bun­des­ka­bi­netts zum The­ma „Digi­ta­li­sie­rung“ wur­den Inves­ti­tio­nen in Mil­li­ar­den­hö­he ange­kün­digt. In den kom­men­den Jah­ren soll Deutsch­land in die­sem Bereich füh­rend wer­den und den der­zei­ti­gen Vor­sprung der Ame­ri­ka­ner und Chi­ne­sen auf­ho­len. Laut Kanz­ler­amts­mi­nis­ter Hel­ge Braun hat unser Land nur so die Mög­lich­keit Export­welt­meis­ter zu blei­ben. Natür­lich fin­det die Bun­des­re­gie­rung dafür eine brei­te Unter­stüt­zung in der Öffent­lich­keit. Die vol­le Band­brei­te der Medi­en­land­schaft, sowie die Ver­tre­ter aller poli­ti­schen Par­tei­en beei­len sich wort­reich zu beteu­ern, dass sie schon lan­ge für mehr Digi­ta­li­sie­rung sind. Vie­len geht die Ent­wick­lung in Deutsch­land nur nicht schnell genug. „Digi­ta­li­sie­rung first, Beden­ken second“, sag­te schon ein bekann­ter deut­scher Dress­man vor der letz­ten Bun­des­tags­wahl. Wer könn­te dem wider­spre­chen und sich so als Feind des mensch­li­chen Fort­schritts outen ?

Mei­ner Mei­nung nach soll­te man aller­dings die Beden­ken in den Vor­der­grund stel­len. Nach dem Mot­to „Mensch­li­che Intel­li­genz first, Künst­li­che Intel­li­genz second“, muss man sich ein­fach mal Gedan­ken machen, wie sich die bis­he­ri­gen Vor­stu­fen einer künst­li­chen Intel­li­genz schon auf die Fer­tig­kei­ten der Men­schen aus­ge­wirkt haben. Wer kann heu­te noch das gro­ße Ein­mal­eins, wer hat noch Tele­fon­num­mern oder Kon­to­num­mern im Kopf oder ist dazu in der Lage wich­ti­ge Geschichts­er­eig­nis­se anhand von Jah­res­zah­len zu nen­nen ? Eine Ori­en­tie­rung anhand von Land­kar­ten, das Zube­rei­ten von Nah­rung ohne Koch­an­wei­sung und die Nut­zung von Infor­ma­ti­ons­quel­len abseits von Goog­le und Wiki­pe­dia, all die­se Fer­tig­kei­ten sind uns schon jetzt fast abhan­den­ge­kom­men. Schon jetzt kön­nen Maschi­nen sel­ber Maschi­nen bau­en und an den Kapi­tal­märk­ten ent­schei­den Com­pu­ter über den Wert von Fir­men und gan­zen Staaten.

Wenn man jetzt die Ent­wick­lung künst­li­cher Intel­li­genz noch wei­ter vor­an­treibt, wird noch viel mehr ohne mensch­li­ches Zutun gesche­hen. Der Stra­ßen­ver­kehr wird dann kom­plett von Com­pu­tern gesteu­ert, medi­zi­ni­sche Dia­gno­sen und die Behand­lung von Krank­hei­ten unter­lie­gen dann kei­ner mensch­li­chen Ent­schei­dung mehr und durch die poli­zei­li­che und mili­tä­ri­sche Nut­zung der Künst­li­chen Intel­li­genz wer­den bald Rech­ner die Ent­schei­dung über Frei­heit und Unfrei­heit sowie über Leben und Tod über­neh­men. Wohin kann das füh­ren ? Genau­so, wie wir bis­her Tie­re und Pflan­zen, die wir als nutz­los für uns ange­se­hen haben, von die­sem Pla­ne­ten ent­fernt haben, wird sich die künst­li­che Intel­li­genz dann irgend­wann ein­mal fra­gen, wofür die­se, bis dahin völ­lig ver­blö­de­te Spe­zi­es namens Mensch über­haupt noch gut ist. Das war’s dann wohl.

Ihr Nor­bert Schnellen

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