Titanic

Stichwort der Woche von Norbert Schnellen

Bri­lon-total­lo­kal : „Ein­fa­che Leu­te haben die Arche Noah gebaut, Fach­leu­te die Tita­nic!“ – Als ich kürz­lich mal wie­der die­sen Spruch las, wur­de mir klar, dass wir eine ent­schei­den­de Grund­la­ge für erfolg­rei­che Unter­neh­mun­gen aus unse­rem All­tag ver­bannt haben : Das Gott­ver­trau­en. Wenn wir heut­zu­ta­ge etwas pla­nen, müs­sen wir jede Even­tua­li­tät berück­sich­ti­gen. Wir befra­gen etli­che Fach­leu­te und wägen alle Risi­ken gegen den zu erwar­ten­den Nut­zen ab. Die Sta­tik für Bau­wer­ke wird mit vier­fa­cher Sicher­heit berech­net, geschäft­li­chen Pro­jek­ten geht eine gründ­li­che Markt­ana­ly­se vor­aus, gefolgt von einer genau­en Ren­ta­bi­li­täts­be­rech­nung. Kein Wun­der, dass vie­le Pro­jek­te des­halb über­haupt nicht zum Zuge kom­men, weil sie bereits im Vor­feld kaputt dis­ku­tiert wer­den. Die Fol­ge ist ein abso­lu­ter Still­stand. Die Zahl der Unter­neh­mens­grün­dun­gen geht schon seit vie­len Jah­ren kon­ti­nu­ier­lich zurück. Ver­filz­te staat­li­che Struk­tu­ren, eine aus­ufern­de Rege­lungs­wut sei­tens der Gesetz­ge­bung und die Über­wa­chung deren Ein­hal­tung sei­tens der Behör­den, ersti­cken jede inno­va­ti­ve Idee bereits im Keim. Ohne, dass wir es bemerkt haben, hat eine „Juris­to­kra­tie“ also eine Herr­schaft der Rechts­ver­dre­her, die bis­he­ri­ge Demo­kra­tie, also die Herr­schaft des Vol­kes, lücken­los ersetzt und das mit der Unter­stüt­zung einer brei­ten Öffent­lich­keit. Wir alle sind doch inzwi­schen zu lei­den­schaft­li­chen Pro­zess­han­seln geworden.

Wenn mir frü­her ein Ast auf den Kopf fiel, war das ein­fach nur Pech. Heu­te ist ein sol­cher Vor­fall eine gute Mög­lich­keit für ein künf­tig sor­gen­frei­es Leben. Ich neh­me mir einen „guten Anwalt“ und ver­kla­ge den Besit­zer des Baums auf Scha­dens­er­satz. Neben dem Schmer­zens­geld, dem Ver­dienst­aus­fall und der psy­chi­schen Spät­fol­gen ent­ste­hen in einem sol­chen Fall auch umfang­rei­che Gerichts- und Anwalts­kos­ten, die den Beklag­ten oft zu einem außer­ge­richt­li­chen Ver­gleich zwin­gen. Das Resul­tat ist in vie­len Fäl­len eine oft sechs­stel­li­ge Sum­me für den poten­ti­el­len Kläger.

Was hat das jetzt alles mit der Arche Noah und der Tita­nic zu tun ? Ganz ein­fach : Juris­ten sind Fach­leu­te, Sta­ti­ker, Unter­neh­mens­be­ra­ter und Ban­ker auch. Sie alle haben eines gemein­sam, sie schaf­fen nichts Kon­struk­ti­ves son­dern sind hoch­be­zahl­te Beden­ken­trä­ger, die jede Idee und Inno­va­ti­on von Anfang an bekämp­fen. Die sich immer mehr breit­ma­chen­de „Kla­ge­kul­tur“ ist der natür­li­che Feind einer ver­nünf­ti­gen Unter­neh­mens­kul­tur. Herr Noah geht her, besorgt sich ein paar Bret­ter und schus­tert die, mit größt­mög­li­chem Gott­ver­trau­en zusam­men. Das Resul­tat ist ein, mehr oder weni­ger, schwimm­fä­hi­ges Schiff, mit dem er sich vor­sich­tig in die Flu­ten begibt. Die Kon­struk­teu­re der Tita­nic pla­nen auf­wen­dig, ver­wen­den nur die moderns­ten und bes­ten Mate­ria­li­en, bau­en dar­aus ein High­tech-Pro­dukt, mit dem sie sich, unter Miss­ach­tung aller nau­ti­schen Regeln in die Flu­ten stür­zen. Das Resul­tat bei­der Unter­neh­mun­gen kann man in unzäh­li­gen Publi­ka­tio­nen nach­ver­fol­gen und ver­glei­chen. Wenn unse­re Wirt­schaft nicht gegen einen Eis­berg fah­ren soll, brau­chen wir in Zukunft wie­der Men­schen mit Visio­nen, die ein­fach ihre Ideen ver­wirk­li­chen kön­nen und damit dann auch Erfolg haben. Soge­nann­te Fach­leu­te, die in alle Unter­neh­mun­gen bereits den Miss­erfolg ein­kal­ku­lie­ren, soll­ten bei uns kei­ne Chan­ce mehr haben.

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