Brilon : Neues von der „Saatgutmafia“

Winterberg-Totallokal : Stichwort der Woche von Norbert Schnellen

win­ter­berg-total­lo­kal :  In den ver­gan­ge­nen Wochen erhiel­ten 80.000 Land­wir­te in Deutsch­land Post von der „Saat­gut Treu­hand­ver­wal­tung“. Laut einem Zei­tungs­be­richt in der Süd­deut­schen Zei­tung wer­den sie von der Inkas­so­ge­sell­schaft der Pflan­zen­züch­ter dar­auf hin­ge­wie­sen, dass sie ver­pflich­tet sind für den Nach­bau von Saat­gut Lizenz­ge­büh­ren zu zah­len. Ander­seits sei­en sie zur Unter­las­sung und zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet und mach­ten sich außer­dem noch straf­bar. Was ist denn da los ?

Über Jahr­tau­sen­de hin­weg war es in der Land­wirt­schaft üblich einen Teil der Ern­te zurück­zu­le­gen und im kom­men­den Jahr wie­der für die Aus­saat zu nut­zen. Ab und zu muss­te dann auch neu­es Saat­gut dazu­ge­kauft wer­den. Die­ses Saat­gut wur­de dann bezahlt und kam dann wie­der in den Kreis­lauf von Ern­te und Aus­saat. Ähn­lich hand­ha­ben es ja auch heu­te noch die weni­gen Nutz­gar­ten­be­sit­zer. Das lief so bis in die neun­zi­ger Jah­re des letz­ten Jahrhunderts.

Wäh­rend es frü­her jede Men­ge regio­na­le Anbie­ter von Saat­gut gab, hat­te sich inzwi­schen, wie in vie­len ande­ren Markt­be­rei­chen auch, eine Kon­zen­tra­ti­on auf nur noch weni­ge Anbie­ter welt­weit her­aus­ge­bil­det und zwar liegt das Geschäft inzwi­schen voll in den Hän­den der Che­mie­rie­sen, die uns auch mit lecke­ren Pes­ti­zi­den für unser Grund­was­ser und ähn­li­chen Net­tig­kei­ten verwöhnen.

Die­se Kon­zer­ne schaff­ten es, dank reich­lich Lob­by­ar­beit in der Poli­tik und bei den Ver­bän­den (die eigent­lich die Bau­ern ver­tre­ten soll­ten) eine Lizenz­ge­bühr für den Nach­bau von Saat­gut in der EU gesetz­lich durch­zu­set­zen. Somit wer­den die Land­wir­te noch stär­ker in die Abhän­gig­keit der skru­pel­lo­sen Geschäf­te­ma­cher gebracht. Vie­le deut­sche Land­wir­te weh­ren sich inzwi­schen gegen die­se Prak­ti­ken und wei­gern sich für den Nach­bau von Saat­gut zu zah­len. Die Ant­wort dar­auf war­tet schon in den Labo­ren der Kon­zer­ne : Pflan­zen die durch Gen­ma­ni­pu­la­ti­on so ver­än­dert wer­den, dass sie sel­ber kei­nen Samen mehr bil­den. In vie­len Ent­wick­lungs­län­dern sind die­se Pflan­zen schon seit Jah­ren im Ein­satz und haben dort zur Abhän­gig­keit der Bau­ern, zu einer dar­aus resul­tie­ren­den Über­schul­dung der­sel­ben und letzt­end­lich zum Ver­lust ihres Lan­des an die Kon­zer­ne geführt. Ein Teil der heu­ti­gen Flücht­lings­strö­me rekru­tiert sich aus die­sen Menschen.

Uns kann die­se Ent­wick­lung doch eigent­lich egal sein, die wenigs­ten von uns sind Land­wir­te und die Prei­se im Super­markt wer­den dann in nächs­ter Zeit viel­leicht noch etwas sin­ken. Sind wir wirk­lich so blau­äu­gig ? Wie sag­te schon Hen­ry Kis­sin­ger ? „Wer das Öl kon­trol­liert, ist in der Lage gan­ze Natio­nen zu kon­trol­lie­ren ; wer die Nah­rung kon­trol­liert, kon­trol­liert die gan­ze Mensch­heit“. Ist es nicht lang­sam an der Zeit sich gegen die Über­macht die­ser inter­na­tio­na­len Schwei­ne­kon­zer­ne zu wehren ?

Text : Nor­bert Schnellen

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