Peinlich : Kommentar von Nele Leubner zur Digitalisierung im Gesundheitswesen

Peinlich, denn es ist längst überfällig, dass nicht nur ein zerfleddertes gelbes Heftchen das Geheimnis in sich trägt, wann die nächste Tetanus-Spritze fällig ist.

Die Fax­ge­rä­te in Gesund­heits­äm­tern wur­den wäh­rend der Pan­de­mie zum Sinn­bild der kaum vor­han­de­nen Digi­ta­li­sie­rung im deut­schen Gesund­heits­we­sen. Und den pein­li­chen Satz „Deutsch­land sucht den Impf­pass“ nutz­te die Bun­des­re­gie­rung sogar selbst in einer Wer­be­kam­pa­gne. Pein­lich, denn es ist längst über­fäl­lig, dass nicht nur ein zer­fled­der­tes gel­bes Heft­chen das Geheim­nis in sich trägt, wann die nächs­te Teta­nus-Sprit­ze fäl­lig ist. Son­dern alle Imp­fun­gen digi­tal in der elek­tro­ni­schen Pati­en­ten­ak­te zusam­men­ge­fasst sind. Hin­fäl­lig wäre dann auch die hek­ti­sche Suche nach dem wie ein Relikt aus der Krei­de­zeit wir­ken­den Zahn­bo­nus­heft­chen. Wenn das Kli­nik­per­so­nal bei Ein­lie­fe­rung eines Not­fall­pa­ti­en­ten mit einem kur­zen Blick ins Com­pu­ter­sys­tem wüss­te, ob Vor­er­kran­kun­gen bestehen, und wel­che Medi­ka­men­te Wech­sel­wir­kun­gen ver­ur­sa­chen zu ver­mö­gen – es könn­te so ein­fach sein. Und in man­chen Fäl­len sogar Leben ret­ten. Die Lis­te der Vor­tei­le durch Digi­ta­li­sie­rung im Gesund­heits­we­sen ist lang, den­noch hält sich die Nach­fra­ge nach Neue­run­gen wie der E‑Akte bei den Bür­gern in Gren­zen. Immer wie­der wer­den öffent­lich Strei­tig­kei­ten über den Daten­schutz sen­si­bler Gesund­heits­da­ten geführt oder gar tech­ni­sche Pan­nen publik.

Die digi­ta­le Ver­net­zung der Arzt­pra­xen ver­läuft maxi­mal holprig. 

Und das elek­tro­ni­sche Rezept war schon vor der Ein­füh­rung eine Geschich­te zahl­lo­ser Plei­ten. Wie sol­len die Bür­ger so Ver­trau­en ent­wi­ckeln ? Auch die Pra­xen müs­sen hier künf­tig stär­ker ein­stei­gen – zum Woh­le der Pati­en­ten. Es braucht sowohl aus der Poli­tik als auch von den Ärz­te­ver­tre­tern mehr Signa­le, dass die Gesund­heits­da­ten hier in guten Hän­den sind. Denn die Tech­nik, um alle die­se Neue­run­gen daten­schutz­kon­form zu rea­li­sie­ren, ist bereits vor­han­den. Es man­gelt bei der Umset­zung in Deutsch­land ein­zig am Willen.

 

Quel­le : All­ge­mei­ne Zei­tung Mainz, Zen­tra­ler Newsdesk
Ori­gi­nal-Con­tent von : All­ge­mei­ne Zei­tung Mainz, über­mit­telt durch news aktuell
Foto­credit : Ado­be­Stock 125340664

 

 

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