Sieben Tipps gegen Trauer und Einsamkeit an Weihnachten : Wie Alleinstehende und Hinterbliebene gut durch die Feiertage kommen

Weihnachten ist für viele Menschen das wichtigste Familienfest. Umso schwerer sind die Feiertage für Trauernde und Alleinstehende

Hei­ke Schnei­de­reit-Mauth hat mehr als 20 Jah­re lang als Kli­nik­pfar­re­rin Men­schen bei den The­men Tod, Ster­ben und Krank­heit beglei­tet. Sie hat Tipps parat, wie Betrof­fe­ne gut durch die Weih­nachts­fei­er­ta­ge kom­men. „Es gibt kein Patent­re­zept. Der Umgang mit Trau­er und Ein­sam­keit sind sehr indi­vi­du­ell“, sagt die Lei­te­rin des Hand­lungs­felds Seel­sor­ge im Kir­chen­kreis Düs­sel­dorf. Hier die sie­ben Tipps :

1. Den­ken Sie dar­an : auch ande­re Men­schen trau­ern oder sind alleine

„Weih­nach­ten wird so stark wie kein ande­res Fest mit der Fami­lie in Ver­bin­dung gebracht“, weiß Hei­ke Schnei­de­reit-Mauth. Dann ent­ste­he bei Trau­ern­den und Allein­ste­hen­den schnell die Fan­ta­sie, alle ande­ren wür­den glück­lich fei­ern. „Aber man muss sich bewusst machen : Das Bild der hei­len Weih­nachts­welt trifft nur in sehr weni­gen Fami­li­en wirk­lich zu.“ Zudem hel­fe es, sich klar­zu­ma­chen : Ich bin nicht der oder die Ein­zi­ge, die trau­ert oder allei­ne ist. Das sei kon­kret durch den Kon­takt zu ande­ren Betrof­fe­nen mög­lich. Oder aber in der eige­nen Vor­stel­lung. „Dann kön­nen Betrof­fe­ne etwa dar­an den­ken, wie es wohl den Men­schen in der Ukrai­ne geht, die eben­falls gelieb­te Men­schen ver­lo­ren haben.“

2. Erar­bei­ten Sie sich einen guten Plan für die Weihnachtsfeiertage

Eine gute Pla­nung der Weih­nachts­ta­ge ist ins­be­son­de­re für Allein­ste­hen­de und Trau­ern­de ent­schei­dend. „Wenn ich weiß, dass Weih­nach­ten schwer für mich wird, muss ich mir recht­zei­tig Gedan­ken dar­über machen, wie ich die Fei­er­ta­ge ver­brin­gen möch­te.“ Brau­che ich Zeit für mich ? Möch­te ich Freun­de tref­fen oder eine kul­tu­rel­le Ver­an­stal­tung besu­chen ? Was möch­te ich essen ? Und beschen­ke ich mich selbst ? Es gehe dar­um, gut für sich zu sor­gen, wohl­wis­send, dass das schwer sei. „Mei­ne Erfah­rung zeigt aber : Men­schen hilft es, sich emo­tio­nal und gedank­lich auf die Weih­nachts­ta­ge vorzubereiten.“

3. Blei­ben Sie selbstbestimmt

„Wer sich selbst­be­stimmt fühlt, kann eine Situa­ti­on bes­ser ertra­gen“, sagt Schnei­de­reit-Mauth. Beim Tod eines gelieb­ten Men­schen füh­le man sich fremd­be­stimmt, schließ­lich kön­ne man nichts dage­gen tun. „Wenn ich mir aber klar mache, was ich möch­te, was mir gut­tut, und das dann auch umset­ze, kann das die Weih­nachts­fei­er­ta­ge erleich­tern.“ Es gebe aber kei­nen Königs­weg. „Die Trau­er­re­ak­tio­nen und das Bedürf­nis nach Ruhe oder Gemein­schaft sind individuell.“

4. Spre­chen Sie ihre Gefüh­le an und schaf­fen Sie Raum für Trauer

Nie­mand möch­te zu Weih­nach­ten der Spiel­ver­der­ber sein. „Das kann ver­hin­dert wer­den, indem Betrof­fe­ne von Beginn an sagen : ‚Das ist rich­tig schwer für mich heu­te, weil ich Papa, Mama, mein Kind, mei­ne Ehe­frau sehr ver­mis­se.’“ Die­se Geis­ter sei­en ohne­hin da und alle wüss­ten davon. „Des­halb ist es gut, sie ange­mes­sen zu benen­nen und dann auch wie­der zu sagen : ‚Aber jetzt freue ich mich auf das Essen oder die Besche­rung.’“ Wer­de nicht dar­über gespro­chen, könn­ten die Gefüh­le auf ein­mal aus­bre­chen. „Wer Trau­er zulässt, kann sich auch leich­ter Schö­ne­rem zuwenden.“

5. Bau­en Sie Ritua­le ein

Klei­ne Ritua­le kön­nen der Trau­er eben­falls Raum ver­schaf­fen und den Betrof­fe­nen Sicher­heit bie­ten. „Das kann eine Ker­ze für das ver­stor­be­ne Kind sein oder das Erzäh­len von Geschich­ten vom letz­ten Weih­nachts­fest mit dem Opa.“ Dann fal­le es leich­ter, sich schö­nen Din­gen zuzu­wen­den. „Schließ­lich ist die ver­stor­be­ne Schwes­ter oder der Opa durch das Ritu­al nicht außen vor oder ver­ges­sen“, so Schneidereit-Mauth.

6. Hal­ten Sie sich von Sozia­len Medi­en fern

In Sozia­len Medi­en wer­den vor allem Fotos gepos­tet, die eine schö­ne Welt sug­ge­rie­ren. „Dann denkt man schnell : Allen ande­ren geht es wun­der­bar.“ Dabei pos­te kaum einer ein Bild vom Streit mit dem Ehe­mann oder dem heu­len­den Kind. Schnei­de­reit-Mauths Emp­feh­lung ist es des­halb : Hal­ten Sie sich bei der Nut­zung von sozia­len Medi­en an den Weih­nachts­fei­er­ta­gen zurück. „Denn : Wir kön­nen uns nur schwer emo­tio­nal von den Fotos distanzieren.“

7. Suchen Sie Gemein­schaft und nut­zen Sie spe­zi­el­le Angebote

Wer nicht allei­ne blei­ben möch­te, soll­te aktiv Kon­tak­te suchen. „Zahl­rei­che Gemein­den und Ein­rich­tun­gen bie­ten spe­zi­el­le Weih­nachts­fei­ern für Allein­ste­hen­de an.“ Zudem gebe es Apps, auf denen man sich mit Gleich­ge­sinn­ten ver­ab­re­den kön­ne. Dazu zäh­len etwa „Spontacs“ und „Gemein­sa­mEr­le­ben“. „Vie­le Allein­ste­hen­de erzäh­len mir, dass das im All­tag gut gelingt. War­um also nicht auch an Weih­nach­ten?“, sagt Schnei­de­reit-Mauth. Eine wei­te­re Anlauf­stel­le ist die Tele­fon­seel­sor­ge. Sie ist 24 Stun­den am Tag gebüh­ren­frei und anonym unter den Tele­fon­num­mern 0800 1110111 und 0800 1110222 erreich­bar. Neben dem Gespräch am Tele­fon bie­tet die Tele­fon­seel­sor­ge einen Kon­takt per Mail und Chat an. Hil­fe für den Umgang mit Trau­er und Tod bie­tet außer­dem das Por­tal Trau​er​netz​.de.

 

Autor : Andre­as Attinger
Quel­le : Pres­se­spre­cher Jens Peter Iven
Ori­gi­nal-Con­tent von : Evan­ge­li­sche Kir­che im Rhein­land, über­mit­telt durch news aktuell

Bild­un­ter­schrift : Pfar­re­rin Hei­ke Schnei­de­reit-Mauth gibt sie­ben Tipps, wie Ein­sa­me und Hin­ter­blie­be­ne gut durch die Weih­nachts­fei­er­ta­ge kommen.

Bild­rech­te : Evan­ge­li­sche Kir­che im Rhein­land / Foto­graf : Schneidereit-Mauth

 

 

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