Taktieren mit Menschenleben – Kommentar zu den Gesprächen über eine Waffenruhe im Gazastreifen

„nd.DerTag“: Taktieren mit Menschenleben – Kommentar zu den Gesprächen über eine Waffenruhe im Gazastreifen

Die isla­mis­ti­sche Hamas-Miliz hat einem Vor­schlag Ägyp­tens und Katars für eine Waf­fen­ru­he zuge­stimmt – fragt sich nur, in wel­chen Punk­ten genau. Ist es das­sel­be Abkom­men, das sie am Wochen­en­de noch abge­lehnt hat­te? Die Hamas-Füh­rung tak­tiert: Zuletzt ließ sie Ver­mu­tun­gen ihren Lauf, dass sie einem israe­li­schen Ange­bot zustim­men könn­te – und lehn­te letzt­lich ab. Das Nein der Hamas war der Start­schuss für die Offen­si­ve der israe­li­schen Armee auf Rafah. Das konn­te sich auch die Hamas-Spit­ze aus­ma­len. Sie spielt mit Men­schen­le­ben, um der Miliz das eige­ne Über­le­ben zu sichern und mög­lichst viel her­aus­zu­schla­gen bei den Verhandlungen.

Eine ein­heit­li­che Linie ist jedoch nicht erkenn­bar. Die poli­ti­sche Füh­rung um Ismail Hani­jeh zeigt sich offe­ner für Kom­pro­mis­se als der Hamas-Chef im Gaza­strei­fen, Jah­ja Sin­war. Zuerst wird ein für Isra­el geneh­mes Ange­bot abge­lehnt und jetzt einem (neu­en?) Abkom­men zuge­stimmt – um die Kar­te des unnach­gie­bi­gen Nein­sa­gers an Isra­el zurück­zu­schie­ben, oder wie es Kha­lil Al-Hay­ya vom Hamas-Polit­bü­ro aus­ge­drückt hat: „Der Ball liegt nun in Isra­els Spielfeld.“

Der zur Debat­te ste­hen­de Vor­schlag sieht laut Al-Jaze­era eine „nach­hal­ti­ge Feu­er­pau­se vor, die zu einem per­ma­nen­ten Waf­fen­still­stand und einem Rück­zug der israe­li­schen Armee aus dem Gaza­strei­fen führt“. Gera­de die letz­ten bei­den Punk­te hat Isra­el bis­lang kate­go­risch abge­lehnt, so wie die Hamas kate­go­risch dar­auf bestan­den hat.

Bei­de Sei­ten kle­ben an ihren Posi­tio­nen und Maxi­mal­for­de­run­gen. Seri­ös kann kein exter­ner Beob­ach­ter beur­tei­len, wer die größ­ten Zuge­ständ­nis­se macht oder die här­tes­te Blo­cka­de­hal­tung ein­nimmt. Der Nebel­schlei­er über den Gesprä­chen nimmt die kla­re Sicht. Dass indi­rekt ver­han­delt wird, lässt Spiel­raum für Interpretationen.

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Quel­le: nd.DerTag / nd.DieWoche, Redaktion
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