Früherer Renteneintritt – Wunsch fernab der Realität! – Jüngere Beitragszahler können das nicht auffangen.

„Berliner Morgenpost“: Wunsch fernab der Realität, ein Kommentar von Dominik Bath zum früheren Renteneintritt

Man muss so ehr­lich sein: Wer nicht geerbt hat, einen Lot­to­ge­winn ver­bu­chen kann oder astro­no­misch viel Geld mit sei­nem Beruf ver­dient, wird bis zum gesetz­li­chen Ren­ten­ein­tritts­al­ter arbei­ten müs­sen, um im Alter den Lebens­stan­dard ansatz­wei­se hal­ten zu können.

Der Wunsch vie­ler jun­ger Ber­li­ner, schon mit 55 oder 60 in Ren­te zu gehen, ist zwar nach­voll­zieh­bar. Ein­tre­ten wird er aber für die wenigs­ten. Vie­len wird es schlicht nicht gelin­gen, bis dahin so viel Geld ange­spart zu haben, um nicht mehr arbei­ten zu müs­sen. Hin­zu kommt, dass jeder Arbeit­neh­mer gebraucht wird. Denn schon heu­te ist das deut­sche Ren­ten­sys­tem auf Kan­te genäht. Bereits jetzt zahlt der Bund mehr als 100 Mil­li­ar­den Euro als Zuschuss in die gesetz­li­che Ren­ten­ver­si­che­rung ein. Gleich­zei­tig wer­den die Deut­schen immer älter – jün­ge­re Bei­trags­zah­ler kön­nen das nicht auffangen.

Ohne­hin ist anzu­neh­men, dass es nicht bei der Ren­te mit 67 blei­ben kann. Dis­kus­sio­nen dar­über, die Alters­gren­ze auf 70 Jah­re anzu­he­ben, gibt es bereits. Vie­le Öko­no­men hal­ten das für nötig, da das Sys­tem sonst mit­tel­fris­tig nicht mehr finan­zier­bar sein wird. Die Poli­tik wird sich über kurz oder lang ehr­lich machen müs­sen. Dazu gehö­ren auch Über­le­gun­gen, das deut­sche Ren­ten­sys­tem mög­li­cher­wei­se auf brei­te­re Füße zu stel­len. Sozi­al­ver­bän­de sehen es zum Bei­spiel als not­wen­dig an, dass auch Selbst­stän­di­ge, Frei­be­ruf­ler, Poli­ti­ker und Beam­te in die Ren­ten­ver­si­che­rung einzahlen.

Dar­über hin­aus muss Deutsch­land auch end­lich grö­ße­re Erfol­ge bei der Zuwan­de­rung qua­li­fi­zier­ter Fach­kräf­te erzie­len. Aus­län­di­sche Arbeit­neh­mer kön­nen als Bei­trags­zah­ler dabei hel­fen, das deut­sche Ren­ten­sys­tem zu stabilisieren.

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Quel­le: BER­LI­NER MORGENPOST
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