Hohes Risiko für Kopfverletzungen bei E‑Scooter-Unfällen

Forschung : Hohes Risiko für Kopfverletzungen bei E‑Scooter-Unfällen
  • Simu­la­ti­ons­mo­dell auf Basis von DEKRA Crash­test entwickelt
  • Kopf­an­prall am Boden nahe­zu in jedem Fall – mit oft schwe­ren Folgen
  • Wei­te­re Unter­su­chun­gen zum Effekt von Hel­men noch in die­sem Jahr

Die Bedeu­tung von E‑Scootern als Ver­kehrs­mit­tel nimmt zu – und damit auch ihr Anteil an der Unfall­sta­tis­tik. In Deutsch­land wur­den im Jahr 2022 ins­ge­samt 8.260 Unfäl­le mit Per­so­nen­scha­den durch die Poli­zei auf­ge­nom­men, an denen E‑Scooter betei­ligt waren. Dabei kamen elf Men­schen ums Leben, mehr als 1.200 wur­den schwer ver­letzt. Beson­ders gefähr­det ist bei E‑S­coo­ter-Unfäl­len der Kopf. Das ist das ers­te Ergeb­nis eines For­schungs­pro­jekts mit der DEKRA Unfall­for­schung und zwei Hochschulen.

In dem gemein­sa­men Pro­jekt mit For­sche­rin­nen und For­schern der Uni­ver­si­té Gust­ave Eif­fel in Mar­seil­le (Frank­reich) und der Éco­le de Tech­no­lo­gie Supé­ri­eu­re in Mon­tré­al (Kana­da) wur­de ein Simu­la­ti­ons­mo­dell ent­wi­ckelt. „Im Zen­trum des Pro­jekts stand die Vali­die­rung die­ses Modells auf Basis eines DEKRA Crash­tests“, erklärt Andre­as Schäub­le, Bio­me­cha­ni­ker in der DEKRA Unfall­for­schung. „Dabei fuhr ein E‑Scooter gegen eine Bord­stein­kan­te – ein häu­fi­ges Unfall­sze­na­rio in der Rea­li­tät. Nicht umsonst machen Allein­un­fäl­le ohne Unfall­geg­ner in der Sta­tis­tik mehr als ein Drit­tel aller E‑S­coo­ter-Unfäl­le aus.“

Mit der Simu­la­ti­on wur­den mehr als 160 ein­zel­ne Unfall­sze­na­ri­en unter­sucht, die sich unter ande­rem in der Aus­gangs­ge­schwin­dig­keit, im Anprall­win­kel an die Bord­stein­kan­te und in der Grö­ße der Per­son auf dem E‑Scooter unter­schie­den. Ziel war es, mehr über die Auf­prall­ki­ne­ma­tik zu erfah­ren – also dar­über, was bei und nach einem Auf­prall mit dem mensch­li­chen Kör­per pas­siert. „Davon aus­ge­hend lässt sich dann die Ver­let­zungs­wahr­schein­lich­keit bezif­fern“, erklärt der DEKRA Experte.

Ers­tes Ergeb­nis der For­schung : Bei Stür­zen wie in den unter­such­ten Sze­na­ri­en ist der Kopf beson­ders gefähr­det – in nahe­zu allen Fäl­len kam es zum Auf­prall des Kopfs auf dem Boden mit der Gefahr von Gehirn­er­schüt­te­run­gen. 90 Pro­zent der Fäl­le zeig­ten das Risi­ko schwe­rer bis schwers­ter Kopf­ver­let­zun­gen. Dabei lagen die Anprall­ge­schwin­dig­kei­ten im Bereich der Prüf­vor­ga­ben von Fahr­rad­hel­men. „Das spricht zunächst ein­mal dafür, dass ein gän­gi­ger Fahr­rad­helm in den aller­meis­ten unter­such­ten Sze­na­ri­en einen wirk­sa­men Schutz für den Kopf bie­ten und die Ver­let­zun­gen ent­we­der ver­hin­dern oder abmil­dern könn­te“, so Andre­as Schäuble.

An die­ser Stel­le set­zen die wei­te­ren For­schun­gen jetzt an. Die drei betei­lig­ten Insti­tu­tio­nen haben eine Rei­he wei­te­rer Crash­tests durch­ge­führt, um den Schutz­ef­fekt von Fahr­rad­hel­men zu unter­su­chen. Die Aus­wer­tun­gen dau­ern aktu­ell an und sol­len noch in die­sem Jahr ver­öf­fent­licht werden.

_____________________

Quel­le : Wolf­gang Sig­loch, Pres­se­spre­cher Auto­mo­bil, DEKRA e. V.

Bild­un­ter­schrift : Basis für das Simu­la­ti­ons­mo­dell zu E‑S­coo­ter-Unfäl­len : Real­ab­lauf eines Bord­stein-Anpralls im DEKRA Crash Test Cen­ter in Neumünster
Foto­credit:©DEKRA e. V.

 

Print Friendly, PDF & Email