Ein Drittel der Deutschen ist beim Lebensmitteleinkauf finanziell gestresst

Preissteigerungen und Krisenstimmung verderben den Appetit: Ein Drittel der Deutschen ist beim Lebensmitteleinkauf finanziell gestresst

Für vie­le Deut­sche steht ohne­hin eine Ernäh­rungs­wei­se im Vor­der­grund, die in ers­ter Linie den Geld­beu­tel entlastet …

  • Immer mehr Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten wech­seln zu preis­wer­te­ren Alter­na­ti­ven oder ver­zich­ten gänz­lich auf bestimm­te Produktgruppen
  • Knapp 60 Pro­zent beschrei­ben ihre Ernäh­rungs­wei­se ent­we­der als spar­sam oder gesund
  • Gute Pla­nung ist alles: Die Mehr­heit der Befrag­ten setzt sich gezielt mit Lebens­mit­teln aus­ein­an­der – ein­schließ­lich ein­kom­mens­star­ker Haushalte

Über die Hälf­te der Deut­schen schätzt ihre eige­ne finan­zi­el­le Situa­ti­on der­zeit schlech­ter ein als im Vor­jahr. Wie die April-Daten des „Glo­bal Con­su­mer Pul­se Sur­vey“ von Deloit­te zei­gen, hat der ein­ge­trüb­te wirt­schaft­li­che Aus­blick auch Aus­wir­kun­gen auf die Ernäh­rungs­ge­wohn­hei­ten vie­ler Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher: Ein Drit­tel der Befrag­ten hat zuletzt gleich meh­re­re Ver­hal­tens­wei­sen gezeigt, die auf finan­zi­el­len Stress beim Lebens­mit­tel­ein­kauf hin­deu­ten – vom Kom­pro­miss bei der Pro­dukt­aus­wahl bin hin zum kom­plet­ten Verzicht.

So berich­ten 38 Pro­zent, in jün­ge­rer Ver­gan­gen­heit eher zu güns­ti­gen Zuta­ten gegrif­fen zu haben. Bei 37 Pro­zent sind anstel­le des Mar­ken­pro­dukts haupt­säch­lich preis­wer­te­re Eigen­mar­ken im Ein­kaufs­wa­gen gelan­det. Beson­ders ein­schnei­dend: Ein Vier­tel der Befrag­ten hat bereits gan­ze Pro­dukt­grup­pen vom Spei­se­plan gestri­chen und sich bei der Ein­kaufs­tour auf Grund­nah­rungs­mit­tel beschränkt. Wie­der­um 44 Pro­zent gaben an, nicht zu vie­le Lebens­mit­tel gekauft zu haben, die spä­ter weg­ge­wor­fen wer­den könnten.

„Pan­de­mie, Krie­ge und Natur­ka­ta­stro­phen haben in den letz­ten Jah­ren deut­lich vor Augen geführt, wie schnell und dau­er­haft sich Kri­sen auch bei Lebens­mit­teln in höhe­ren Prei­sen nie­der­schla­gen kön­nen“, so Egbert Wege, Lead Part­ner Retail, Who­le­sa­le & Dis­tri­bu­ti­on bei Deloit­te. „Die Ergeb­nis­se unse­rer aktu­el­len Umfra­ge deu­ten dar­auf hin, dass zahl­rei­che Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher trotz jün­ge­rer Rabatt­of­fen­si­ven bei ein­zel­nen Waren­grup­pen wei­ter­hin finan­zi­ell zu kämp­fen haben. Sen­si­bi­li­tät und Umsicht bei der Preis­ge­stal­tung soll­ten für Händ­ler dar­um nach wie vor obers­te Hand­lungs­ma­xi­me sein.“

Das Ess­ver­hal­ten der Deut­schen: die Spar­sa­men vs. die Gesunden 

Für vie­le Deut­sche steht ohne­hin eine Ernäh­rungs­wei­se im Vor­der­grund, die in ers­ter Linie den Geld­beu­tel ent­las­tet: Die ver­hält­nis­mä­ßig größ­te Grup­pe (35%) beschreibt sich im Umgang mit Lebens­mit­teln als spar­sam – und setzt auf güns­ti­ge, ein­fa­che Mahl­zei­ten, um ihr begrenz­tes Bud­get nicht zu spren­gen. Mit einem Anteil von 15 Pro­zent an den monat­li­chen Gesamt­aus­ga­ben für Lebens­mit­tel befin­den sich die Deut­schen dabei euro­pa­weit im unte­ren Drit­tel (zum Ver­gleich: Ita­li­en 18%, Frank­reich 17%).

Dem steht eine wach­sen­de Anzahl an Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten gegen­über, die sich dem Ernäh­rungs­typ „gesund“ zuge­hö­rig füh­len. Knapp jeder vier­te Umfra­ge-Teil­neh­men­de (23%) prä­fe­riert dem­nach eine aus­ge­wo­ge­ne und qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Ernäh­rung, die aller­dings auch das monat­li­che Bud­get stär­ker bean­sprucht. Da ver­wun­dert es nicht, dass nied­ri­ge Haus­halts­ein­kom­men in die­ser Grup­pe unter­re­prä­sen­tiert sind: Ihr Anteil an der Frak­ti­on der „Gesun­den“ macht ledig­lich 17 Pro­zent aus, bei den Befrag­ten mit hohem Haus­halts­ein­kom­men sind es dage­gen 28 Pro­zent. Für den Typus des „Spar­sa­men“ ver­hält es sich umge­kehrt; mehr als die Hälf­te mit nied­ri­gem, aber nur 20 Pro­zent mit hohem Ein­kom­men ord­nen sich die­ser Grup­pe zu.

Ein­kaufs­ver­hal­ten: mehr pla­nen, weni­ger lie­fern lassen

Die Ein­kom­mens­sche­re spie­gelt sich teil­wei­se auch im Umgang mit Lebens­mit­teln wider. Wäh­rend über­durch­schnitt­lich vie­le wohl­ha­ben­de­re Befrag­te (37%) haupt­säch­lich zu Frisch­wa­re grei­fen, ent­schei­den sich die­je­ni­gen mit nied­ri­gem Ein­kom­men eher für den Kauf von ver­ar­bei­te­ten Pro­duk­ten. Umso bemer­kens­wer­ter: Nahe­zu unab­hän­gig von den jewei­li­gen Ein­künf­ten ver­brin­gen ins­ge­samt 35 Pro­zent aller Umfra­ge-Teil­neh­men­den sehr viel Zeit mit der Pla­nung ihrer Lebens­mit­tel­ein­käu­fe. Pas­send dazu grei­fen 69 Pro­zent aktu­ell sel­ten oder gar nicht auf Lie­fer­diens­te zurück – die Zube­rei­tung von Mahl­zei­ten in den eige­nen vier Wän­den rückt damit wie­der ver­stärkt in den Fokus.

„Für Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher gehört es inzwi­schen zum All­tag, sich gezielt mit Lebens­mit­teln zu beschäf­ti­gen und bei der Ein­kaufs­pla­nung, Beschaf­fung und Zube­rei­tung hoch­gra­dig fle­xi­bel zu sein. Die dar­aus ent­ste­hen­den Dyna­mi­ken stel­len Lebens­mit­tel­ein­zel­händ­ler zwar vor Her­aus­for­de­run­gen, kön­nen aller­dings auch wei­te­re Wachs­tums­po­ten­zia­le bie­ten“, erklärt Egbert Wege abschlie­ßend. „Durch die wach­sen­de Kom­pro­miss­be­reit­schaft bei der Pro­dukt­aus­wahl ent­ste­hen Bedarfs­lü­cken, die Retail­er mit der wei­te­ren Stär­kung der eige­nen Han­dels­mar­ken schlie­ßen kön­nen. Zugleich las­sen sich die Kun­den­prä­fe­ren­zen für eine gesund­heits­be­wuss­te und preis­wer­te Ernäh­rung mit Vor­rats-Apps oder Maß­nah­men zur Kun­den­bin­dung direkt am Point of Sale bedienen.“

Über den Glo­bal Con­su­mer Pul­se Survey

Der Glo­bal Con­su­mer Pul­se Sur­vey von Deloit­te ana­ly­siert welt­weit erho­be­ne Daten, um die Ver­än­de­run­gen im aktu­el­len Ver­brau­cher­ver­hal­ten nach­zu­voll­zie­hen. Die Ergeb­nis­se basie­ren auf einer reprä­sen­ta­ti­ven Befra­gung von etwa 25.000 Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­chern aus 25 Län­dern, dar­un­ter rund 1.000 aus Deutsch­land. Die Erhe­bung ist als fort­lau­fen­de Stu­di­en­rei­he angelegt.

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Quel­le: Simon Kuklin­ski, Media Manager
Ori­gi­nal-Con­tent von: Deloit­te, über­mit­telt durch news aktuell

Foto­credit: Ado­be­Stock 497963995 / Brisystem