Sauerland und Kolonialgeschichte? Sammlungsaufruf des Sauerland-Museums zur Abgabe von Gegenständen aus der deutschen Kolonialzeit

Sauerland und Kolonialgeschichte? Sammlungsaufruf des Sauerland-Museums zur Abgabe von Gegenständen aus der deutschen Kolonialzeit

Das Sau­er­land-Muse­um in Arns­berg sucht nach Objek­ten aus der deut­schen Kolo­ni­al­zeit oder mit Bezü­gen zu euro­päi­schen Kolonien.

Das Deut­sche Kai­ser­reich bean­spruch­te zwi­schen 188485 und 191418 die Herr­schaft über eine Rei­he von Ter­ri­to­ri­en in Afri­ka, Asi­en und Ozea­ni­en, die es als Schutz­ge­bie­te oder Wirt­schafts­stütz­punk­te dekla­rier­te, und dar­auf ein Kolo­ni­al­reich grün­de­te. Han­dels­be­zie­hun­gen, For­schungs­rei­sen, ers­te Ver­su­che, Stütz­punk­te zu grün­den, sowie ins­be­son­de­re umfas­sen­de Kolo­ni­sie­rungs­be­we­gun­gen – aller­dings im Osten Euro­pas – waren schon frü­her von Deutsch­land, Preu­ßen oder ande­ren Fürs­ten­tü­mern oder Orden des Deut­schen Rei­ches ausgegangen.

Die Wech­sel­be­zie­hun­gen zwi­schen Deut­schem Reich und sei­nen Kolo­nien, bei­spiels­wei­se über den Aus­tausch von Waren, Ideen, kul­tu­rel­len Erzeug­nis­sen und Gewalt erhal­ten inner­halb der uni­ver­si­tä­ren For­schung und Aus­stel­lungs­pro­jek­ten von Muse­en immer grö­ße­re Auf­merk­sam­keit. Auch das Sau­er­land-Muse­um möch­te sich der Auf­ga­be stel­len, sei­ne eige­nen Samm­lun­gen zu über­prü­fen, aber ins­be­son­de­re auch der Fra­ge nach­ge­hen, wel­che Spu­ren der Aus­tausch zwi­schen ent­fern­ten Kul­tur­krei­sen im Sau­er­land und in Süd­west­fa­len hin­ter­las­sen hat.

Dabei geht es sowohl um Aus­wan­de­rung, Zuwan­de­rung, Waren­aus­tausch, Erfah­run­gen aus oder Wis­sen über die Kolo­nien und den Rest der Welt, die ins Sau­er­land gebracht wur­den, als auch um wirt­schaft­li­che, gesell­schaft­li­che und kul­tu­rel­le Ver­net­zun­gen, die zwi­schen Deutsch­land und sei­nen Kolo­nien ent­stan­den und sich in Süd­west­fa­len nie­der­schlu­gen. Gemeint sind somit also Bezü­ge zur eigent­li­chen deut­schen Kolo­ni­al­ge­schich­te zwi­schen 1884 und 1918 sowie dar­über hin­aus­wei­sen­de Zusam­men­hän­ge, die sich seit­her in Wei­ma­rer Repu­blik, Natio­nal­so­zia­lis­mus und Bun­des­re­pu­blik für das Sau­er­land erga­ben – und dabei ganz expli­zit und gezielt Ost­eu­ro­pa einschließen.

Kon­kret kann es sich dabei um Schrift­gut wie Post­kar­ten, Brie­fe, Kar­ten, Unter­neh­mens­ak­ten usw. han­deln, um Erin­ne­rungs­stü­cke von Rei­sen­den, Gegen­stän­de aus den Kolo­nien, von Men­schen, die dort leb­ten, arbei­te­ten oder kämpf­ten oder von Men­schen, die aus (ehe­ma­li­gen) Kolo­nien nach Süd­west­fa­len gekom­men sind. Es kön­nen Waren, Wer­be­mit­tel, Kunst­hand­werk, Tex­ti­li­en oder ande­re hand­werk­li­che Erzeug­nis­se sein – oder ört­li­che Pro­duk­te, die mit Roh­stof­fen aus den Kolo­nien her­ge­stellt wur­den. Zei­tun­gen, Bro­schü­ren, Gedenk­pu­bli­ka­tio­nen gehö­ren eben­so zu dem wei­ten Feld die­ses Samm­lungs­be­reichs wie Fotos, Sam­mel­al­ben, Schmuck- oder Deko­ra­ti­ons­ge­gen­stän­de sowie all­tags­kul­tu­rel­le Objek­te wie Werk­zeu­ge, Gebrauchs­ge­gen­stän­de wie Pfei­fen oder eth­no­lo­gi­sche Sammlungen.

Das Sau­er­land-Muse­um möch­te ger­ne sei­ne eige­nen Samm­lun­gen in die­sem Bereich erschlie­ßen und erwei­tern und bit­tet alle, denen sol­che Gegen­stän­den schon ein­mal im Kel­ler, auf dem Dach­bo­den oder in der Gar­ten­lau­be begeg­net sind, die­se dem Sau­er­land-Muse­um zu über­las­sen, um die­se zu erfor­schen, dar­über zu berich­ten und sie auszustellen.

Ansprech­part­ner für Inter­es­sier­te ist der Muse­ums­lei­ter Dr. Oli­ver Schmidt, erreich­bar unter oliver.​schmidt@​hochsauerlandkreis.​de und 02931.94 4601.

Quel­le: Karin Fischer, Pres­se­stel­le Hoch­sauer­land­kreis, Mar­tin Reu­ther (V.i.S.d.P.) Meschede