NABU : Misteln bringen Streuobstwiesen kein Glück

Die beliebte Weihnachtsdeko ist für Obstbäume deutschlandweit ein wachsendes Problem / Regelmäßiger Baumschnitt ist wichtig

win­ter­berg-total­lo­kal In der Weih­nachts­zeit sind sie belieb­te Deko : Mis­teln. Die kuge­lig wach­sen­den Pflan­zen wer­den gern über Tür­rah­men gehängt – nach altem Brauch soll ein Kuss unter dem Mis­tel­zweig für Lie­bes­glück sor­gen. Die Laub­holz-Mis­tel (Vis­cum album) hat aller­dings wenig Roman­ti­sches an sich. Deutsch­land­weit ist sie stark auf dem Vor­marsch, für Obst­bäu­me wird sie zuneh­mend zur Gefahr – vor allem mit Blick auf Streuobstwiesen.

„Die Pflan­zen leben als Halb­schma­rot­zer und ent­zie­hen dem Wirt mit ihren Saug­wur­zeln Was­ser und Nähr­stof­fe. Beson­ders gefähr­lich wird es für Bäu­me, die nicht regel­mä­ßig gepflegt wer­den“, so Mar­kus Rös­ler, Spre­cher des NABU-Bun­des­fach­aus­schus­ses Streu­obst. „Für eini­ge Gegen­den ins­be­son­de­re in Süd- und Mit­tel­deutsch­land sind Mis­teln dar­um inzwi­schen zum mas­si­ven Pro­blem gewor­den.“ Beson­ders häu­fig betrof­fen sind Apfel­bäu­me. „Seit eini­gen Jah­ren beob­ach­ten wir vom NABU zuneh­mend Mis­tel­be­fall auch an Bir­nen, was in frü­he­ren Jahr­zehn­ten nicht der Fall war. Das ist eine neue Qua­li­tät der Gefähr­dung“, so Rösler.

Der NABU rät, alle vier Jah­re im Spät­win­ter und zei­ti­gen Früh­jahr befal­le­ne Obst­bäu­me kon­se­quent zu beschnei­den. Äste mit Mis­tel­be­fall soll­ten min­des­tens 30 bis 50 Zen­ti­me­ter ins gesun­de Holz zurück abge­sägt wer­den. Damit kann die Aus­brei­tung der Mis­teln meist gestoppt wer­den, wenn der Baum noch nicht zu stark ange­grif­fen ist. Ande­re Bekämp­fungs­me­tho­den, wie etwa das Abschnei­den der Mis­teln oder ihr Abde­cken mit schwar­zer Folie haben sich nicht als erfolg­reich erwiesen.

Für die Ver­brei­tung der Mis­teln hat sich die Natur einen beson­de­ren Trick ein­fal­len las­sen : Ihre wei­ßen Früch­te sind extrem kleb­rig. „Vie­le Vögel naschen gern an den Bee­ren. Ein Teil der Früch­te bleibt dabei an ihren Schnä­beln haf­ten. Wet­zen die Vögel den Schna­bel an einem Zweig oder hin­ter­las­sen dort ihren Kot, kle­ben die Mis­tel­sa­men an der Rin­de des künf­ti­gen Wirts­bau­mes fest. So kann sich die Mis­tel über vie­le Kilo­me­ter ver­brei­ten“, erklärt Rös­ler. Unter­su­chun­gen in Ber­lin und Bran­den­burg hät­ten gezeigt, dass neben der Mis­tel­dros­sel min­des­tens 26 wei­te­re Vogel­ar­ten die Mis­tel­bee­ren auf dem Spei­se­plan haben, bei­spiels­wei­se Sing- und Wachol­der­dros­seln. Mis­teln kön­nen bis zu 70 Jah­re alt wer­den. Sie wach­sen eher lang­sam. Erst im zwei­ten Jahr bil­det sich der ers­te ver­zweig­te Spross mit led­ri­gen Laub­blät­tern. Bis die Pflan­ze ihre typi­sche kuge­li­ge Form erreicht, ver­ge­hen vie­le wei­te­re Jahre.

Als Ursa­chen für die Aus­brei­tung der Mis­tel sehen NABU-Exper­ten vor allem die unre­gel­mä­ßi­ge Pfle­ge von Streu­obst­be­stän­den und die Kli­ma­er­wär­mung. Dane­ben begüns­ti­gen lan­ge Tro­cken­pha­sen und der dar­aus resul­tie­ren­de Stress für die Obst­bäu­me den Vor­marsch der Mis­tel nach Nord­deutsch­land. Gleich­zei­tig rückt die Mis­tel auch in höhe­re Lagen vor, inzwi­schen befällt sie Bäu­me in Lagen über 1.000 Meter. „In vie­len Gegen­den hält sich zudem das hart­nä­cki­ge Gerücht, Mis­teln stün­den unter beson­de­rem Schutz – das ist falsch. Sie dür­fen geschnit­ten wer­den und das soll­ten sie auch“, so Rösler.

Mehr Infos zu Streu­obst : www​.NABU​.de/​s​t​r​e​u​o​bst

NABU
Mit mehr als 820.000 Mitgliedern und Fördernden ist der 1899 gegründete NABU der älteste und mitgliederstärkste Umweltverband Deutschlands. Der NABU engagiert sich für den Erhalt der Lebensraum- und Artenvielfalt, den Klimaschutz sowie die Nachhaltigkeit der Land-, Wald- und Wasserwirtschaft. Zu den zentralen NABU-Anliegen gehören auch die Vermittlung von Naturerlebnissen und die Förderung naturkundlicher Kenntnisse. Mehr Infos: www.NABU.de/wir-ueber-uns

Foto­credits NABU/​Hannes Huber

Quel­le : NABU

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