Erholung in großen Teilen der Wirtschaft setzt sich fort

Die Wirtschaft im Sauerland und am Hellweg erholt sich weiter. Immer mehr Unternehmen sind mit ihrer wirtschaftlichen Lage wieder zufrieden und blicken optimistisch in die Zukunft.

bri­lon-total­lo­kal : Trotz­dem bleibt die Kon­junk­tur gespal­ten“, erläu­tert IHK-Prä­si­dent Andre­as Rother die Ergeb­nis­se der IHK-Kon­junk­tur­um­fra­ge. Rund 470 Unter­neh­men aus Indus­trie, Han­del und Dienst­leis­tung haben an der Früh­jahrs-Befra­gung teilgenommen.

Mehr als 44 Pro­zent der Unter­neh­men beschrei­ben die aktu­el­le Lage als gut, nur noch jedes fünf­te Unter­neh­men als schlecht. Auch die Erwar­tun­gen an die kom­men­den Mona­te haben sich im Ver­gleich zur Umfra­ge am Jah­res­be­ginn ver­bes­sert. Ins­be­son­de­re die Indus­trie, die Bau­bran­che, der Groß­han­del und die Ver­kehrs­bran­che geben posi­ti­ve Ant­wor­ten. „Wir dür­fen uns aber nicht vom guten Gesamt­ergeb­nis blen­den las­sen. Dem Gast­ge­wer­be, der Ver­an­stal­tungs­bran­che, den Rei­se­ver­mitt­lern, Tei­len des Ein­zel­han­dels und den per­so­nen­be­zo­ge­nen Dienst­leis­tun­gen geht es wei­ter­hin sehr schlecht“, betont IHK-Prä­si­dent Rother. Erfreu­lich sei aller­dings, dass auch in die­sen Bran­chen wie­der ver­mehrt Opti­mis­mus zu spü­ren sei. „Locke­run­gen wie Ter­min­shop­ping mit nega­ti­vem Test, die zumin­dest lang­sam stei­gen­de Impf­quo­te und der anste­hen­de Som­mer näh­ren bei vie­len Unter­neh­mer­kol­le­gin­nen und ‑kol­le­gen die Hoff­nun­gen“, so Rother.

Der IHK-Kon­junk­tur­kli­ma­in­di­ka­tor steigt infol­ge der sehr guten Lage in Indus­trie und Groß­han­del und der ver­mehrt posi­ti­ven Erwar­tun­gen um rund 10 Punk­te auf 114,2. Damit zeigt der Indi­ka­tor nach dem Ein­bruch auf ein All­zeit­tief von 69,1 Punk­ten vor einem Jahr eine sta­bi­le Erho­lung an. Der Indi­ka­tor berück­sich­tigt die Bewer­tun­gen der Lage und der Erwar­tun­gen. Aller­dings wird er vor allem vom pro­du­zie­ren­den Gewer­be nach oben gezo­gen. Indus­trie und Bau­wirt­schaft zusam­men errei­chen einen Indi­ka­tor-Wert von 127,3. Die Dienst­leis­tungs­bran­chen hin­ge­gen stei­gen nur leicht auf nun 99,4 Punk­te und blei­ben damit unter der Wachs­tums­li­nie von 100 Punk­ten. IHK-Volks­wirt Ste­fan Seve­rin : „Es sind die vom Lock­down betrof­fe­nen Bran­chen und Teil­bran­chen wie das Gast­ge­wer­be, haus­halts­na­he Dienst­leis­tun­gen und der sta­tio­nä­re Fach-Ein­zel­han­del, in denen natür­lich das Kli­ma schlecht und die Stim­mung wei­ter­hin von viel Frust geprägt sind.“

Neue Impul­se für die Kon­junk­tur gehen von den Inves­ti­tio­nen aus. Immer­hin plant fast ein Drit­tel höhe­re Inves­ti­ti­ons­aus­ga­ben, 24 Pro­zent gerin­ge­re. Vor gut einem Jahr kün­dig­ten mehr als die Hälf­te der Unter­neh­men an, die Inves­ti­tio­nen zu dros­seln. Das Haupt­mo­tiv für Inves­ti­tio­nen ist mit 63,5 Pro­zent Nen­nun­gen der Ersatz­be­darf. Kapa­zi­täts­er­wei­te­run­gen, Ratio­na­li­sie­run­gen und Pro­dukt­in­no­va­tio­nen spie­len der­zeit eine unter­ge­ord­ne­te Rol­le. Sta­bil bleibt das Inves­ti­ti­ons­mo­tiv Umwelt­schutz. Der Pan­de­mie­be­ding­te Beschäf­ti­gungs­ab­bau ist gestoppt. 21 Pro­zent der Betrie­be wol­len Mit­ar­bei­ter ein­stel­len, nur noch 16 Pro­zent Arbeits­plät­ze abbauen.

Export­erwar­tun­gen in der Indus­trie steigen

In der Indus­trie sind 60 Pro­zent der Betrie­be mit der Lage sehr zufrie­den. Nur etwa jedes ach­te Unter­neh­men ist unzu­frie­den. Das ist eine deut­li­che Ver­bes­se­rung der Lage­ein­schät­zun­gen. Wich­ti­ger Trei­ber sind die Export­erwar­tun­gen, die sich deut­lich ver­bes­sert haben. Risi­ken für das Export­ge­schäft sehen nur noch 23 Pro­zent der Betrie­be. Vor einem Jahr waren dies noch 66 Pro­zent. Auch einen Ein­bruch der Inlands­fra­ge fürch­ten nur noch 30 Pro­zent der Betrie­be – zu Jah­res­be­ginn waren es noch fast dop­pelt so vie­le. Dr. Ilo­na Lan­ge, Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin der IHK Arns­berg : „Unse­re mit­tel­stän­di­sche Indus­trie ist wie­der sehr gut aus­ge­las­tet. Von ihrem Erfolg wer­den auch die Dienst­leis­tun­gen wei­ter profitieren.“

Bei der Fra­ge nach den Risi­ken für die wei­te­re kon­junk­tu­rel­le Ent­wick­lung ste­hen nun die Ener­gie- und Roh­stoff­prei­se ganz oben auf der Lis­te der Ant­wor­ten. Sie­ben von zehn Indus­trie­be­trie­ben macht der Preis­an­stieg auf den glo­ba­len Roh­stoff­märk­ten Sor­gen. „Con­tai­ner­frach­ten wer­den teu­rer, die Ener­gie­prei­se stei­gen und vie­le Roh­stof­fe wer­den knapp. Das ist ein ech­ter Wer­muts­trop­fen für die wie­der sehr dyna­mi­sche Indus­trie­kon­junk­tur“, erläu­tert Severin.

Eben­falls auf den Export setzt der Groß­han­del. Auch hier haben sich die Export­erwar­tun­gen deut­lich ver­bes­sert. Die Ein­schät­zung der aktu­el­len Lage ist eben­so posi­tiv wie in der Indus­trie. 57 Pro­zent beur­tei­len ihre Lage mit gut. Aller­dings gibt es deut­li­che Unter­schie­de zwi­schen den pro­duk­ti­ons­na­hen und kon­sum­na­hen Groß­händ­lern. Sechs von zehn kon­sum­na­hen Groß­händ­lern bli­cken pes­si­mis­tisch in die Zukunft und erwar­ten schlech­te­re Geschäf­te. Für sie sind die wirt­schafts­po­li­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen und die Inlands­nach­fra­ge die größ­ten Risikofaktoren.

Lage im Gast­ge­wer­be und Tei­len des Ein­zel­han­dels schlecht

Im Gast­ge­wer­be beur­tei­len neun von zehn Betrie­be ihre Lage mit schlecht. Der inzwi­schen fast sechs Mona­te andau­ern­de Shut­down setzt der Bran­che hart zu. Die Zahl der Betrie­be, die von einer Insol­venz bedroht ist, hat sich auf 16,5 Pro­zent ver­dop­pelt. „Beson­ders schwer trifft es die Beher­ber­gungs­be­trie­be. Wäh­rend vie­le Gas­tro­no­men wenigs­tens durch das Außer­haus-Geschäft noch Umsät­ze gene­rie­ren kön­nen, haben die tou­ris­ti­schen Betrie­be kaum eine Chan­ce, Ein­nah­men zu erzie­len“, erläu­tert Ste­fan Severin.

Im Ein­zel­han­del sind die Lage­ur­tei­le wei­ter­hin gespal­ten. 27 Pro­zent Urtei­len mit gut, 34 Pro­zent mit schlecht. Die Ertrags­la­ge hat sich wei­ter ver­schlech­tert. Die Erwar­tun­gen haben sich jedoch deut­lich ver­bes­sert. Noch zu Jah­res­be­ginn ging fast jedes zwei­te Unter­neh­men davon aus, dass sich die Geschäf­te wei­ter ver­schlech­tern. Nun hal­ten sich mit jeweils rund einem Vier­tel die Opti­mis­ten und Pes­si­mis­ten die Waage.

Finan­zi­el­le Hil­fen für Neu­start notwendig

Für die Zeit des Wie­der­hoch­fah­rens brau­chen die Unter­neh­men finan­zi­el­le Hand­lungs­spiel­räu­me, denn auch der Restart wer­de zum Kraft­akt, ist sich Andre­as Rother sicher. Ein „Öff­nen und wei­ter geht es“ wer­de für vie­le Betrie­be nicht mög­lich sein. „Wäh­rend die Coro­na-Hilfs­pro­gram­me vor­ran­gig auf Scha­dens­be­gren­zung aus­ge­rich­tet sind, benö­ti­gen die Unter­neh­men für den Neu­start eine finan­zi­el­le Per­spek­ti­ve“, betont er. Vie­le Unter­neh­men wer­den umfang­rei­che Maß­nah­men ergrei­fen müs­sen, um nach dem Lock­down wie­der voll durch­star­ten zu kön­nen. Han­del und Gas­tro­no­mie bei­spiels­wei­se müs­sen Waren ein­kau­fen, die Kul­tur- und Frei­zeit­wirt­schaft muss neue Ange­bo­te und Pro­gram­me vor­be­rei­ten und Wer­be­maß­nah­men müs­sen durch­ge­führt wer­den. „Die­se Akti­vi­tä­ten müs­sen vor­fi­nan­ziert wer­den. Hand­lungs­fä­hig wer­den aber nur die­je­ni­gen sein, die einen ent­spre­chend gro­ßen finan­zi­el­len Spiel­raum haben. Der Staat muss hier die Unter­neh­men unter­stüt­zen, die vie­le Mona­te zum Wohl der All­ge­mein­heit geschlos­sen waren“, for­dert der IHK-Präsident.

Quel­le : Indus­trie- und Han­dels­kam­mer Arns­berg Hellweg-Sauerland

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