Erinnerung an jüdische Mitbürger

Gedenktafeln an Winterberger Häusern eingeweiht

win­ter­berg-total­lo­kal : Das Ende des­Zwei­ten­Welt­kriegs liegt bereits 75 Jah­re zurück, doch die Erin­ne­run­gen an ihn und die Zeit davor sind wich­ti­ger als jemals zuvor. Auch in Win­ter­berg gab es jüdi­sche Mit­bür­ger, die flie­hen muss­ten oder depor­tiert wur­den. Um die Auf­ar­bei­tung die­ser Geschich­ten und Schick­sa­le in Win­ter­berg küm­mert sich Gise­la Quick.Sie hat­te schon vor Jah­ren­die Idee, Stol­per­stei­ne oder Gedenk­ta­feln vor den betref­fen­den Häusern,in denen damals Juden leb­ten, zu instal­lie­ren. In Zusam­men­ar­beit mit dem Hei­mat-und Geschichts­ver­ein Win­ter­berg sowie mit Unter­stüt­zung des Stadt­mar­ke­ting­ver­eins Win­ter­berg mit sei­nen Dör­fern wur­den die­se Gedenk­ta­fel­nun­längst vor­ge­stellt und der Öffent­lich­keit präsentiert.

„Dank der­Zu­sa­ge für die­Fi­nan­zie­rung­d­er Tafeln­durch den Stadt­mar­ke­ting­ver­ein Win­ter­berg und sei­ner­Dör­fer konn­te ich end­lich aktiv wer­den“, erzählt Gise­la Quick. Gemein­sam mit Ver­tre­tern des­Hei­mat-und Geschichts­ver­eins­mach­te­sich die Initia­tor­i­nan die Recher­che­ar­beit. „Im Archiv der Stadt Win­ter­berg habe ich Akten­ge­wälzt. Es ist ein sehr beklem­men­des Gefühl, die authen­ti­schen Unter­la­gen, die Anord­nun­gen und Befeh­le aus Ber­lin und der gehei­men Staats­po­li­zei Dort­mund in den Hän­den zu halten.Beim Lesen die­ser Schrift­stü­cke kommt einem noch ein­mal der Wahn­sinn die­ser Zeit zu Bewusst­sein. Es ist auf ein­mal alles so rea­lis­tisch, ganz anders,als nur davon im Fern­se­hen zu hören“, erzählt die enga­gier­te Winterbergerin.Und die inten­si­ve Recher­che för­der­te eini­ge Ergeb­nis­se zu Tage.Zwei Beispiele :

„Offi­zi­ell“ ver­zo­gen, in Wahr­heit ermordet

In Win­ter­berg gab es eini­ge Häuser,in denen Juden gewohnt haben. Im „Haus Davids“an der Markt­stra­ße 19lebten bis zum 2. März1943 die Ehe­leu­te Josef und Erna Win­ter­ber­ger. Sie ver­zo­gen an die­sem Tag unbe­kannt, so stand es in den Akten. Dies soll die emp­foh­le­ne For­mu­lie­rung von offi­zi­el­ler Sei­te gewe­sen sein. Die Wahr­heit ist, das Ehe­paar­wur­de noch im glei­chen Monat in Ausch­witz ermor­det. Das Haus war gleich­zei­tig der Geschäfts­sitz der Fir­ma „Emil Win­ter­ber­ger und Söh­ne Manu­fak­tur­wa­ren“. Emil war­der Vater von Josef Win­ter­ber­ger. Die Söh­ne von Josef und Erna über­leb­ten den Krieg, da sie schon 1938 in die Schweiz und nach Lon­don geschickt wurden.

Das „Haus Salomons“an der Haupt­stra­ße 22war der Geschäfts­sitz der Fir­ma S &M Win­ter­ber­ger ‑Brannt­wein-und Likör­fa­brik mit Dampf­be­trieb ‑Getrei­de en gros –, deren letz­te­Be­sit­zer, die Brü­der Juli­us und Paul Win­ter­ber­ger, mit ihrer Schwes­ter Ida schräg gegen­über in der Haupt­stra­ße 21 wohn­ten. Die­se ver­lie­ßen aber schon frü­her Winterberg.„An all die­se Men­schen sol­len die Gedenk­ta­feln erin­nern, als Mah­nung an nach­fol­gen­de Gene­ra­tio­nen, denen kein direk­ter Kon­takt mehr zu noch leben­den Zeit­zeu­gen mög­lich ist“, so Gise­la Quick. Auch für Mar­cel Pau­ly, den Vor­sit­zen­den des Stadtmarketingvereins,und Geschäfts­füh­rer Micha­el Beck­mann ist es wich­tig, dass die­se Schick­sa­le nicht in Ver­ges­sen­heit gera­ten. „Unser Dank gilt Gise­la Quick sowie dem Hei­mat-und Geschichts­ver­ein für das gro­ße Enga­ge­ment, das wir natür­lich sehr ger­ne unter­stützt haben. Es ist wich­tig, an die­se furcht­ba­re Zeit zu erin­nern. Mah­nend, dass sich die­ser dunk­le Teil der Geschich­te nie­mals wiederholt.“

Info­box

  • Finan­ziert durch den Stadt­mar­ke­ting­ver­ein Win­ter­berg und sei­ne Dör­fer wur­den Gedenk­ta­feln an Häu­sern instal­liert, in denen jüdi­sche Mit­bür­ger gewohnt haben
  • Bereits in 2013 wur­den­an­his­to­ri­schen­Häu­sern­in der Win­ter­ber­ger Alt­stadt­ü­ber das Pro­jekt „Ab in die Mit­te“ Info­ta­feln angebracht
  • Dank des Enga­ge­ments und der Recher­che­ar­beit durch Gise­la Quick konn­ten eini­ge jüdi­sche Fami­li­en aus­fin­dig gemacht werden.

Quel­le : Ralf Her­mann – Stadt­mar­ke­ting­ver­ein Win­ter­berg mit sei­nen Dörfern

Print Friendly, PDF & Email