Corona-Krise und Fachkräftemangel bremsen das Wachstum

Die Corona-Krise hat die Herausforderungen der deutschen Volkswirtschaft durch die zunehmenden Fachkräfteengpässe und das schwache Produktivitätswachstum in den Hintergrund gedrängt.
  • Ohne aus­rei­chen­des Gegen­steu­ern kann die deut­sche Wirt­schaft bis 2040 auf­hö­ren zu wachsen
  • Bereits heu­te in zwei Drit­teln aller Beru­fe Fachkräfteengpässe
  • Offe­ne Stel­len in einem Fünf­tel der Man­gel­be­ru­fe län­ger als 160 Tage vakant

win­ter­berg-total­lo­kal : Doch mit dem schritt­wei­sen Hoch­fah­ren der Wirt­schaft wird die Fach­kräf­te­knapp­heit in vie­len Beru­fen wie­der stär­ker spür­bar wer­den. Eine aktu­el­le Stu­die von KfW Rese­arch ana­ly­siert die aktu­el­len Fach­kräf­te­eng­päs­se und die mög­li­che Ent­wick­lung bis 2040.

“Die deut­sche Wirt­schaft kann dem Fach­kräf­te­man­gel und der Pro­duk­ti­vi­täts­schwä­che vor allem mit mehr Inves­ti­tio­nen, Inno­va­tio­nen und Bil­dungs- und Qua­li­fi­zie­rungs­maß­nah­men ent­ge­gen­wir­ken. Die­se Zuta­ten benö­tigt unse­re Wirt­schaft auch, um die Coro­na-Kri­se und ihre Fol­gen mög­lichst schnell zu über­win­den. Wir brau­chen des­halb für die kom­men­den Jah­re eine lang­fris­tig ange­leg­te Wachs­tums- und Inves­ti­ti­ons­in­itia­ti­ve von Staat und Wirt­schaft – und das nicht nur in Deutsch­land, son­dern auch in Euro­pa. Zen­tra­le Hand­lungs­fel­der sind Kri­sen­fes­tig­keit, Kli­ma­schutz, und Pro­duk­ti­vi­täts­stei­ge­run­gen durch Inno­va­ti­on und Digi­ta­li­sie­rung”, sagt Dr. Frit­zi Köh­ler-Geib, Chef­volks­wir­tin der KfW Bankengruppe.

Die zen­tra­len Ergeb­nis­se der Stu­die sind

Fach­kräf­te­eng­päs­se haben wei­te Tei­le der Wirt­schaft erfasst.

  • Ver­gli­chen mit dem Fach­kräf­te­an­ge­bot von vor zehn Jah­ren kön­nen heu­te zwei Drit­tel der Beru­fe als Man­gel­be­ru­fe ein­ge­stuft werden.

Zu den TOP-Enpass­be­ru­fen zählen :

  • Bau­be­ru­fe
  • Beru­fe in Zusam­men­hang mit der Digitalisierung
  • Alten­pfle­ge
  • Zuneh­mend auch medi­zi­ni­sche Beru­fe wie Ärz­te ver­schie­de­ner Fach­rich­tun­gen, Apo­the­ker, Pharmazeuten
  • Ein Fünf­tel der Beru­fe zählt zu den Top-Eng­pass­be­ru­fen. Hier ist nicht nur der Pool an Arbeits­kräf­ten knapp, son­dern die Vakanz­zei­ten bis zur Neu­be­set­zung einer offe­nen Stel­le lie­gen mit mehr als 160 Tagen um wenigs­tens 30 % über dem Durchschnitt.

Zen­tra­le Ursa­chen für Fach­kräf­te­eng­päs­se sind die demo­gra­fi­sche Ent­wick­lung und abneh­men­de Produktivitätszuwächse.

  • Die inlän­di­sche Bevöl­ke­rung hat seit 2004 bereits um 2 Mil­lio­nen Men­schen abge­nom­men. Mit der schrump­fen­den Bevöl­ke­rung redu­ziert sich auch das Fach­kräf­te­an­ge­bot. Qua­li­fi­zier­te Zuwan­de­rung wird des­halb immer bedeu­ten­der. In den letz­ten drei Jah­ren ging der Beschäf­ti­gungs­zu­wachs zur Hälf­te auf Arbeits­kräf­te aus dem Aus­land zurück, mit wach­sen­der Tendenz.
  • Von 2005 bis 2019 ist die Arbeits­pro­duk­ti­vi­tät je Erwerbs­tä­ti­gem in Deutsch­land nur noch um 0,5 % pro Jahr gestie­gen. Soll das deut­sche BIP stär­ker wach­sen, geht dies nur mit einer Stei­ge­rung des Pro­duk­ti­vi­täts­wachs­tums oder der Erwerbstätigenzahl.

Ohne Gegen­steu­ern wer­den zuneh­men­de Fach­kräf­te­eng­päs­se und das schwa­che Pro­duk­ti­vi­täts­wachs­tum bis 2040 zu einem gra­vie­ren­den Wachstumshemmnis.

  • Zwar wür­de die Wirt­schaft auch bei schwa­cher Zuwan­de­rung und anhal­tend schwa­chem Pro­duk­ti­vi­täts­wachs­tum wei­ter wach­sen, aller­dings wür­den die Wachs­tums­ra­ten schon bis 2030 deut­lich abneh­men und bis 2040 gegen Null tendieren.
  • Zuneh­men­de Lücken im Güter- und Dienst­leis­tungs­an­ge­bot wären zu erwarten.
  • Immer weni­ger Erwerbs­tä­ti­ge müss­ten immer mehr Rent­ner ver­sor­gen. Durch die gebur­ten­star­ken Jahr­gän­ge und die Zunah­me der Lebens­er­war­tung steigt die Bevöl­ke­rung im Alter 67+ bis 2040 um mehr als 5 Mio. auf über 21,4 Mio.
  • Die Aus­wir­kun­gen die­ser Ent­wick­lung wür­den vor allem sozi­al Bedürf­ti­ge und Gering­ver­die­ner tref­fen. Dies kann zu zuneh­men­den Ver­tei­lungs­kon­flik­ten füh­ren. Dar­un­ter könn­te auch die Akzep­tanz für Inves­ti­tio­nen in den Kli­ma­schutz leiden.

Das Gegen­steu­ern muss am Erwerbs­per­so­nen­po­ten­zi­al, an der Erwerbs­be­tei­li­gung und an der Pro­duk­ti­vi­tät ansetzen.

“Im Moment ist es vor­dring­lich, die Coro­na-Kri­se zu bewäl­ti­gen. Dabei ist es unab­ding­bar, dass auch die Wirt­schaft Ver­ant­wor­tung über­nimmt. Mög­li­cher­wei­se könn­te eine kon­zer­tier­te Akti­on der Ver­bän­de noch mehr bewir­ken – z.B. bei der Mobi­li­sie­rung von Mit­teln, um die Aus­stat­tung mit Schutz­aus­rüs­tung, Test- und Impf­stoff­ent­wick­lung vor­an­zu­trei­ben. Schon in weni­gen Jah­ren wer­den der Fach­kräf­te­man­gel und die schwa­che Pro­duk­ti­vi­täts­ent­wick­lung aber wie­der zu den größ­ten Her­aus­for­de­run­gen der deut­schen Wirt­schaft zäh­len. Höhe­re Pro­duk­ti­vi­täts­stei­ge­run­gen kön­nen nur mit mehr Inves­ti­tio­nen, mehr Inno­va­tio­nen und Digi­ta­li­sie­rung sowie bes­se­rer Qua­li­fi­zie­rung erreicht wer­den”, sagt KfW-Chef­volks­wir­tin Dr. Frit­zi Köhler-Geib.

Die aktu­el­le Ana­ly­se von KfW Rese­arch ist abruf­bar unter http://​ots​.de/​C​X​0​u8q

Ori­gi­nal-Con­tent von : KfW, über­mit­telt durch news aktuell

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