Patient spricht über seine Erfahrung mit COVID-19

“Man hat mir erzählt, ich wäre fast gestorben”, sagt Andreas Meier. Der 60-Jährige liegt auf einer Isolierstation im Bundeswehrkrankenhaus Hamburg und wird nach seiner schweren Covid-19-Erkrankenhaus in Kürze als genesen entlassen.

win­ter­berg-total­lo­kal : Rund einen Monat wur­de er sta­tio­när behan­delt, knapp zwei Wochen ging es für ihn auf der Inten­siv­sta­ti­on um Leben und Tod. Die ers­ten eher harm­lo­sen Sym­pto­me sei­ner Coro­na-Erkran­kung zeig­ten sich am 28. März 2020. “Ich fühl­te mich schlapp, hat­te erhöh­te Tem­pe­ra­tur, auch etwas Hus­ten”, sagt der ehe­ma­li­ge Zeit­sol­dat. Dass er am Coro­na­vi­rus erkrankt sein könn­te, dar­an hat­te der gelern­te Kran­ken­pfle­ger zu die­sem Zeit­punkt noch nicht gedacht.

Pati­ent gehört zur Risikogruppe

Am 30. März 2020 ließ er sich in die Not­auf­nah­me am Bun­des­wehr­kran­ken­haus Ham­burg ein­wei­sen, um sich sicher­heits­hal­ber unter­su­chen zu las­sen. Denn Andre­as Mei­er zählt in mehr­fa­cher Hin­sicht zur Risi­ko­grup­pe, zu sei­nen Vor­er­kran­kun­gen zäh­len Dia­be­tes, Asth­ma und Blut­hoch­druck. Die Wahl auf das Bun­des­wehr­kran­ken­haus Ham­burg fiel nicht nur auf­grund der nach­bar­schaft­li­chen Nähe, son­dern weil der Ober­feld­we­bel a.D. frü­her dort gear­bei­tet hat und um die sehr gute ärzt­li­che Ver­sor­gung weiß. “Die Behand­lung ist exzel­lent, das Per­so­nal ist exzel­lent, des­halb woll­te ich unbe­dingt ins Bun­des­wehr­kran­ken­haus Ham­burg”, sagt Andre­as Meier.

Ärz­te kämpf­ten um das Leben des Patienten

Die Rönt­gen­auf­nah­me sei­ner Lun­ge, die am Bun­des­wehr­kran­ken­haus Ham­burg gemacht wur­de, ver­an­lass­te die behan­deln­de Ärz­tin, ihn umge­hend sta­tio­när auf­zu­neh­men. “Ich erin­ne­re nur noch, dass ich auf die Inten­siv­sta­ti­on kam, an ein Beatmungs­ge­rät ange­schlos­sen und ins künst­li­che Koma gesetzt wur­de”, sagt Andre­as Mei­er. Die Dra­ma­tik der fol­gen­den Tage bekam der Ham­bur­ger auf die­se Wei­se nicht mit, denn was nun folg­te, war ein mul­ti­ples Organ­ver­sa­gen, das das Ärz­te­team vor sehr gro­ße Her­aus­for­de­run­gen stell­te : Zunächst kol­la­bier­te fast die Lun­ge, dann berei­te­te das Herz Pro­ble­me und der Dia­be­tes spiel­te verrückt.

Erwa­chen aus dem künst­li­chen Koma

Die Leber bau­te ab und die Nie­ren haben nicht mehr gear­bei­tet. “Als ich nach zehn oder zwölf Tagen aus dem künst­li­chen Koma geholt wur­de, hat­te sich alles erst ein­mal selt­sam ange­fühlt. Ich sah alles wie im Halb­dun­kel und ich hat­te einen Schlauch im Mund”, sagt der 60-Jäh­ri­ge. Rück­bli­ckend hat er das Gefühl, dass immer jemand da gewe­sen sei, der oder die sich um ihn geküm­mert habe – genau kön­ne er dies aber nicht sagen, weil er immer wie­der in Schlaf fiel. Grund­sätz­lich kann er sich nicht an alle Ein­zel­hei­ten erin­nern, die vor oder nach dem künst­li­chen Koma pas­siert sind – eine der Nach­wir­kun­gen des Komas.

Eine Cola auf das Leben

Wor­an er sich jedoch genau erin­nert, ist ein Gespräch mit einem behan­deln­den Arzt, kur­ze Zeit, nach­dem er wie­der bei Bewusst­sein war. “Wir haben uns unter­hal­ten, über ganz ver­schie­de­ne Din­ge. Irgend­wann sag­te ich ihm, dass ich so ger­ne eine Cola trin­ken wür­de. Der Arzt sag­te, dass er jetzt eine Woche nicht im Dienst sei, aber dass wir zusam­men eine Cola trin­ken wür­den, wenn ich in einer Woche noch auf der Sta­ti­on läge. Und das haben wir eine Woche spä­ter dann auch gemacht. Die Unter­hal­tung war so mensch­lich und hat mich total auf­ge­baut”, sagt der gebür­ti­ge Han­no­ve­ra­ner. In posi­ti­ver Erin­ne­rung ist ihm auch das Gespräch mit dem katho­li­schen Mili­tär­seel­sor­ger Lud­ger Niko­ro­witsch : “Es ging nicht um Gott oder Kir­che, son­dern ein­fach um das Mit­ein­an­der reden, das hat sehr gut getan”, sagt der Ober­feld­we­bel a.D.

COVID-19 nicht auf die leich­te Schul­ter nehmen

Angst vor dem Tod hat­te Andre­as Mei­er nicht, als er auf der Inten­siv­sta­ti­on lag, obgleich er unter Alp­träu­men litt. “Ich den­ke, das Leben hat noch etwas für mich, des­halb bin ich da, um das zu erle­ben. Oder, um das zu tun, was ich noch erle­di­gen soll”, sagt der Ham­bur­ger. Sei­ne wich­tigs­te Erkennt­nis nach sei­ner schwe­ren Covid-19-Erkran­kung lau­tet : “Es gibt Din­ge, die sind wich­ti­ger als Geld. Für mich sind Freun­de wich­ti­ger gewor­den”, sagt der gelern­te Kran­ken­pfle­ger. In den nächs­ten Wochen will Andre­as Mei­er wie­der kör­per­lich fit wer­den und nach dem lan­gen Kran­ken­haus­auf­ent­halt Mus­ku­la­tur auf­bau­en, gemä­ßigt Sport trei­ben. Sein Rat an alle lau­tet : “Kei­ner soll­te Covid-19 auf die leich­te Schul­ter neh­men. Aus mei­ner Sicht ist der öffent­li­che Umgang mit der Coro­na-Pan­de­mie zu locker. Eine Gefahr soll­te man nicht locker sehen.”

Ori­gi­nal-Con­tent von : Pres­se- und Infor­ma­ti­ons­zen­trum Sani­täts­dienst, über­mit­telt durch news aktuell

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