Kommunale Spitzenverbände zum NRW-Nachtragshaushalt

Kommunen begrüßen Rettungsschirmgesetz – Kommunale Handlungsfähigkeit sichern

bri­lon-total­lo­kal : Die kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­de in Nord­rhein-West­fa­len begrü­ßen im Zusam­men­hang mit der Coro­na-Epi­de­mie das NRW-Ret­tungs­schirm­ge­setz mit einem Son­der­ver­mö­gen von bis zu 25 Mil­li­ar­den Euro. Das sichert die kurz­fris­ti­ge Hand­lungs­fä­hig­keit des Lan­des finan­zi­ell ab. Für den Umgang mit der Coro­na-Kri­se und die Bewäl­ti­gung der direk­ten und indi­rek­ten Fol­gen ist ein sol­cher Schritt unabdingbar.

„Das NRW-Ret­tungs­schirm­ge­setz bewer­ten wir als deut­li­ches Signal, dass die öffent­li­chen Haus­hal­te des Lan­des sta­bil genug sind, um die schlimms­ten Fol­gen der Kri­se abzu­fe­dern. Ob die Höhe des Son­der­ver­mö­gens von bis zu 25 Mil­li­ar­den Euro aus­reicht, wird von den ange­streb­ten Maß­nah­men und dem wei­te­ren Ver­lauf der Coro­na-Kri­se abhän­gen. Ein Nach­steu­ern, auch mit Blick auf die Sta­bi­li­sie­rung der kom­mu­na­len Haus­hal­te, wird  auch not­wen­dig wer­den“, beton­ten der Vor­sit­zen­de des Städ­te­ta­ges NRW, Ober­bür­ger­meis­ter Tho­mas Hun­ste­ger-Peter­mann (Stadt Hamm) und die Prä­si­den­ten des Land­kreis­ta­ges NRW und des Städ­te- und Gemein­de­bun­des NRW, Land­rat Tho­mas Hen­de­le (Kreis Mett­mann) und Bür­ger­meis­ter Roland Schä­fer (Stadt Bergkamen).

Die kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­de befür­wor­ten prin­zi­pi­ell auch das im Nach­trags­haus­halt gere­gel­te, schnel­le­re Ver­fah­ren für die Ver­aus­ga­bung und die Ver­kür­zung der par­la­men­ta­ri­schen Bera­tun­gen auf die aus­schließ­li­che Befas­sung im Haus­halts- und Finanz­aus­schuss. Das ist in die­ser Kri­sen­zeit unzwei­fel­haft not­wen­dig. Da in die­sem Ver­fah­ren aber die sonst übli­che Betei­li­gung der kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­de lei­der ent­fal­len muss­te, drän­gen die Kom­mu­ne dar­auf, zumin­dest ihre Hin­wei­se und Bedürf­nis­se vor Ort wei­ter­hin ernst zu neh­men und unbe­dingt zu berücksichtigen.

„Die Städ­te, Krei­se und Gemein­den des Lan­des ste­hen bei der Bewäl­ti­gung der Coro­na-Kri­se ganz vorn. Durch ihren Kon­takt zu Unter­neh­men, Ein­rich­tun­gen und Akteu­ren vor Ort haben sie schnell unmit­tel­ba­re Erkennt­nis­se über Bedar­fe und Hand­lungs­not­wen­dig­kei­ten. Die Kom­mu­nen appel­lie­ren daher an die Lan­des­re­gie­rung, kom­mu­na­le Hin­wei­se zu berück­sich­ti­gen und zu die­sem Zweck die kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­de – wann immer es mög­lich ist – bei den Ent­schei­dun­gen zur Ver­aus­ga­bung des Son­der­ver­mö­gens mit ein­zu­be­zie­hen. Kom­mu­na­le Erkennt­nis­se dür­fen nicht unbe­rück­sich­tigt blei­ben“, so Hun­ste­ger-Peter­mann, Hen­de­le und Schäfer.

Die Hin­wei­se der kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­de soll­ten auch dem Haus­halts- und Finanz­aus­schuss des Land­tags für sei­ne Bera­tun­gen zur Ver­fü­gung gestellt wer­den. Die Kom­mu­nen ste­hen unkon­ven­tio­nel­len Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­gen offen gegen­über und wer­den Bewer­tun­gen und Hin­wei­se schnellst­mög­lich abgeben.

Steu­er­aus­fäl­le der Kommunen

Das Son­der­ver­mö­gen aus dem NRW-Ret­tungs­schirm­ge­setz steht für zusätz­lich not­wen­di­ge Aus­ga­ben zur Bewäl­ti­gung der Coro­na-Kri­se zur Ver­fü­gung. Es dient aber auch der Deckung der erwar­te­ten Steu­er­min­der­ein­nah­men des Lan­des. Die kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­de wei­sen dar­auf hin, dass auch die nord­rhein-west­fä­li­schen Kom­mu­nen, eben­so wie das Land, mit erheb­li­chen Ein­nah­me­aus­fäl­len rech­nen müs­sen. Dies betrifft zual­ler­erst die Gewer­be­steu­er, aber auch die kom­mu­na­len Antei­le an den Gemein­schafts­steu­ern, Gebüh­ren und Ent­gel­te sowie das Finanz­aus­gleichs­vo­lu­men künf­ti­ger Jah­re. Die­se Ein­nah­me­aus­fäl­le wer­den nicht durch Ein­spa­run­gen kom­pen­siert wer­den können.

„Schon vor der Aus­brei­tung des Coro­na­vi­rus waren die Kom­mu­nen struk­tu­rell unter­fi­nan­ziert. Umso dring­li­cher soll­te nun für Städ­te, Krei­se und Gemein­de­neben­falls der Rück­griff auf das Son­der­ver­mö­gen zur Deckung kri­sen­be­ding­ter Steu­er­min­der­ein­nah­men eröff­net oder aber ein ande­res, ver­gleich­ba­res Instru­ment zur lang­fris­ti­gen Kre­dit­auf­nah­me geschaf­fen wer­den. Schon kurz­fris­tig müs­sen Vor­keh­run­gen getrof­fen wer­den, die die Liqui­di­tät der kom­mu­na­len Kas­sen absi­chern. Bereits jetzt errei­chen uns Hin­wei­se aus Kom­mu­nen, dass die Zahl der Bie­ter von Liqui­di­täts­kre­di­ten mas­siv abge­nom­men hat und die Finan­zie­rung­kos­ten stei­gen“, so Hun­ste­ger-Peter­mann, Hen­de­le und Schäfer.

Die kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­de wei­sen dar­auf hin, dass neben Kleinst­un­ter­neh­mern, Selb­stän­di­gen und pri­vat­wirt­schaft­li­chen Unter­neh­men auch kom­mu­na­le Unter­neh­men unter den Fol­gen der Coro­na-Pan­de­mie lei­den und Unter­stüt­zung benö­ti­gen. Exis­tenz­be­droh­lich ist es ganz schnell ins­be­son­de­re für die­je­ni­gen, die ihre Geschäfts­tä­tig­keit in den beson­ders betrof­fe­nen Wirt­schafts­be­rei­chen haben, wie bei­spiels­wei­se Flug­hä­fen, Mes­sen, Ver­an­stal­tungs- und Kon­gress­zen­tren, Häfen, Bäder und Kul­tur- sowie Wei­ter­bil­dungs­ein­rich­tun­gen. Für die kom­mu­na­len Unter­neh­men wie auch für gemein­nüt­zi­ge und Sozi­al­un­ter­neh­men besteht kei­ne Mög­lich­keit, die der­zeit vom Bund auf­ge­leg­ten oder in Pla­nung befind­li­chen Hilfs­pro­gram­me in Anspruch zu neh­men. Nur gewerb­li­che Unter­neh­men sind antrags­be­rech­tigt, die min­des­tens 51 Pro­zent pri­va­te Anteils­eig­ner und eine Gewinn­erzie­lungs­ab­sicht haben.

Außer­dem machen die kri­sen­be­ding­ten Ein­nah­me­rück­gän­ge und Mehr­aus­ga­ben auch den Umgang mit den bereits vor dem Auf­tre­ten der Coro­na-Pan­de­mie bestehen­den Finan­zie­rungs­lü­cken in den kom­mu­na­len Haus­hal­ten nicht ein­fa­cher. Vor dem Hin­ter­grund der zu erwar­ten­den Liqui­di­täts­pro­ble­me sehen die Kom­mu­nen die Neu­re­ge­lung der Finan­zie­rung flücht­lings­be­ding­ter Aus­ga­ben ein­schließ­lich der Gedul­de­ten umso dring­li­cher. Auch die Lösung des kom­mu­na­len Alt­schul­den­pro­blems und der struk­tu­rel­len Belas­tung der Kom­mu­nen mit Sozi­al­aus­ga­ben gel­te es nicht aus den Augen zu verlieren.

 

Quel­le : Hei­ke Schütz­mann – Land­kreis­tag Nordrhein-Westfalen

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