Die Wanderausstellung „Franz Stock – Versöhnung durch Menschlichkeit“ ist ab heute bis zum 27. März 2020 im Foyer unseres Rathauses zu sehen.
winterberg-totallokal : Die Ausstellung wurde heute durch Bürgermeister Werner Eickler und Thomas Bertram vom Franz-Stock-Komitee eröffnet. Besucher können die Ausstellung zu folgenden Öffnungszeiten besuchen : Mo – Do 8.30 – 16.00 Uhr und Fr 8.30 – 12.30 Uhr. Die Ausstellung besteht aus drei großen Ausstellungswänden und zwei Roll-Ups. Per Smartphone können kurze begleitende Filme oder auch französische und englische Übersetzungen abgerufen werden.
Von Nehmein nach Paris
Franz Stock wurde 1904 in Arnsberg-Neheim geboren. Er wurde sowohl durch sein katholisches
Elternhaus als auch durch den 1. Weltkrieg 1914/1918 und durch die Zeit danach mit
ihren politischen und ökonomischen Wirren geprägt. Parallel zu seiner religiösen Berufung
beschloss er, sich für die Völkerverständigung einzusetzen, insbesondere zwischen der
deutschen und französischen Jugend. Nach Studienaufenthalten in Frankreich und Reisen in
frankophone Gebiete wurde er 1934 zum Pfarrer der deutschsprachigen katholischen Gemeinde
in Paris bestellt. Eine Tätigkeit, die er 1940 nach kurzer Unterbrechung wegen des
Kriegsausbruchs fortsetzte.
Der Erzengel in der Hölle
Als der Seelsorger der Gefängnisse von Paris während der nationalsozialistischen Besatzungszeit
ist er in die Geschichte eingegangen. Franzosen gaben ihm die Bezeichnung
“L’Archange en enfer – Der Erzengel in der Hölle”. Er hat unsägliches Elend gelindert, über
tausend von der Besatzungsmacht Verurteilte ‑ungeachtet ihrer religiösen oder politischen Einstellung- auf den Tod vorbereitet und sie bis zum Ende ‑bis zur Hinrichtungsstätte u.a. auf
dem Mont Valérien- begleitet. Neben dieser an sich schon harten und leidvollen Tätigkeit
benachrichtigte er insgeheim die Familien der Gefangenen und, wo es möglich war, warnte
er die Widerstandskämpfer vor den ihnen drohenden Gefahren. Heute ist der Platz vor dem
“Mémorial de la France Combattante”, das an den Widerstand der Franzosen gegen die
deutsche Besatzungsmacht erinnert, nach Abbé Franz Stock benannt !
Seminar im Kriegsgefangenenlager
Als 1945 seine Gesundheit nach den Kriegsjahren schwer angegriffen war, und er in die
Heimat hätte zurückkehren können, nahm er eine neue Aufgabe an : die Leitung eines Seminars
besonderer Art im Kriegsgefangenenlager in Le Coudray bei Chartres. Dort wurden in
Gefangenschaft geratene deutschsprachige Theologiestudenten zusammengeführt. So ist
das „Priesterseminar hinter Stacheldraht“ entstanden, indem von 1945 bis 1947 ca. 1000
junge Menschen auf ihre zukünftigen Aufgaben in einem neuen Europa vorbereitet wurden.
Heute befindet sich in dem historischen Gebäude die „Europäische Begegnungsstätte Franz
Stock Chartres“.
Franz Stock hat durch sein Wirken maßgeblich den Grund für die Aussöhnung und die darauf
gewachsene enge Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland gelegt.
Quelle : Rabea Kappen – Stadt Winterberg