Echter Lavendel wirkt … Die Arzneipflanze 2020 im Garten

Der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia) ist die Arzneipflanze des Jahres 2020 – das entschied der interdisziplinäre Studienkreis Entwicklungsgeschichte Arzneipflanzenkunde.

bri­lon-total­lo­kal : Völ­lig zurecht, denn der Lip­pen­blüt­ler wirkt sich auf­grund der Kom­bi­na­ti­on von äthe­ri­schem Laven­del­öl, Fla­vo­no­iden, Cuma­ri­nen und Gerb­stof­fen auf viel­fäl­ti­ge Wei­se posi­tiv auf unse­ren Kör­per aus. So hilft Laven­del unter ande­rem bei Stress, inne­rer Unru­he und Schlaf­stö­run­gen, er beru­higt und min­dert Ner­vo­si­tät. Er kann Kopf­schmer­zen redu­zie­ren und für eine nar­ben­freie Wund­hei­lung sor­gen, denn er ist auch ent­zün­dungs­hem­mend, anti­bak­te­ri­ell und anti­vi­ral. Tat­säch­lich ist der Ech­te Laven­del sogar ein zuge­las­se­nes Arz­nei­mit­tel und in Apo­the­ken als äthe­ri­sches Öl, in Kap­seln, als Bade­zu­satz und als Tee erhält­lich. „Doch längst nicht nur in ver­ar­bei­te­ter Form hat Laven­del enor­me Wir­kung”, betont Sus­an Sei­del, Exper­tin für Eng­li­schen Laven­del von Helix Pflan­zen. “Im Gar­ten macht der attrak­ti­ve Halb­st­rauch allein optisch viel her und wenn im Som­mer die Son­ne auf sei­ne Blü­ten scheint, ver­brei­tet sich das herr­li­che, typi­sche Laven­del­aro­ma und sorgt für Entspannung.”

Seit Jahr­tau­sen­den beliebt

Ende des 19. Jahr­hun­derts wur­den die ers­ten wis­sen­schaft­li­chen Stu­di­en zum Ech­ten Laven­del durch­ge­führt. Dass uns die Pflan­ze gut­tut, wis­sen wir Men­schen aber nicht erst seit­dem. Schon vor Jahr­tau­sen­den nutz­ten die Römer und Grie­chen den Schopfla­ven­del (Lavan­du­la stoe­chas) für medi­zi­ni­sche Zwe­cke. Vor allem aber war er als Bade­zu­satz beliebt, was dem Laven­del auch sei­nen Namen ein­brach­te – das latei­ni­sche Wort „lava­re” bedeu­tet „waschen”. Im 11. Jahr­hun­dert gelang­te der Halb­st­rauch schließ­lich nach Nord­eu­ro­pa : Bene­dik­ti­ner­mön­che brach­ten ihn von ihren Rei­sen mit und pflanz­ten ihn in ihre Klos­ter­gär­ten. Dort lern­te auch die Non­ne und Äbtis­sin Hil­de­gart von Bin­gen den Laven­del ken­nen und sei­ne viel­fäl­ti­gen Ein­satz­mög­lich­kei­ten. So schrieb sie in ihrer natur­kund­li­chen Schrift ‚Phy­si­ca‘: „Wer Laven­del mit Wein oder, wenn er kei­nen Wein hat, mit Honig und Was­ser kocht und oft lau­warm trinkt, der mil­dert den Schmerz in der Leber und in der Lun­ge und die Dämp­fig­keit sei­ner Brust.” Außer­dem emp­fahl sie Laven­del gegen Läu­se anzu­wen­den, da das Aro­ma die Insek­ten ver­trei­be. Im Mit­tel­al­ter galt die Pflan­ze sogar als Wun­der­mit­tel gegen Pest und Cho­le­ra – ver­mut­lich aus dem­sel­ben Grund.

Ech­ter Laven­del im Garten 

Im 13. Jahr­hun­dert gelang­te der Laven­del schließ­lich nach Eng­land. Das dor­ti­ge mil­de Kli­ma war ide­al für die Pflan­zen und das aus ihnen gewon­ne­ne Öl über­traf sogar die Qua­li­tät des fran­zö­si­schen. Zeit­gleich mach­te sich der Halb­st­rauch das ers­te Mal auch als Zier­pflan­ze einen Namen. Größ­ter Fan war Queen Vic­to­ria, die mit ihrer Lei­den­schaft einen regel­rech­ten Boom aus­lös­te und die bri­ti­schen Gärt­ner und Züch­ter in ihrem Tun wei­ter befeu­er­te. „Bis heu­te steht Eng­li­scher Laven­del für hohe Qua­li­tät, ange­neh­men Duft und eine Viel­falt an Far­ben. Beson­ders der soge­nann­ten Down­der­ry Laven­del haben einen ganz beson­de­ren Ruf”, betont Sei­del von Helix Pflan­zen. „Die Sor­ten sind hier­zu­lan­de sogar win­ter­hart und eig­nen sich daher bes­tens für den Gar­ten.“ Ide­al ist ein Stand­ort in der Nähe der Ter­ras­se oder rund um eine Bank. Dort kann man das herr­li­che Aro­ma der Pflan­zen genie­ßen und nach einem stres­si­gen Arbeits­tag rich­tig zur Ruhe kom­men. Damit Laven­del nicht ver­holzt und kom­pakt wächst, ist ein regel­mä­ßi­ger Schnitt nötig. Die Blü­ten­ris­pen kann man anschlie­ßend wun­der­bar trock­nen und gegen Mot­ten in den Klei­der­schrank oder die Vor­rats­kam­mer hän­gen. Ein Sträuß­chen der „Arz­nei­pflanz 2020” neben dem Bett sorgt dage­gen für einen bes­se­ren Schlaf, tut man sie ins Bade­was­ser, lässt es sich herr­lich abschal­ten. Sogar kochen und backen kann man mit Laven­del und dem Essen eine beson­de­re Note ver­lei­hen. „Natür­lich ist die Kon­zen­tra­ti­on des Laven­dels aus dem Gar­ten erheb­lich gerin­ger als bei den Ölen aus der Apo­the­ke”, hebt Sei­del her­vor. „Dafür ist er eine wah­re Zier­de im Gar­ten und erfreut und ent­spannt Jahr für Jahr für Jahr.”

Bild : Wenn im Som­mer die Son­ne auf die Blü­ten des Laven­dels scheint, ver­brei­tet sich das typi­sche Laven­del­aro­ma und sorgt für Entspannung

Bild­quel­le : @ Helix

Quel­le : Ali­na Rie­mer – NED​.WORK Agen­tur + Ver­lag GmbH

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