Immer mehr Menschen sind auf einen Zweitjob angewiesen

12.200 Beschäftigte haben Minijob neben normaler Stelle

win­ter­berg-total­lo­kal : Wenn ein Job nicht reicht : Rund 12.200 Men­schen im Hoch­sauer­land­kreis haben neben ihrer regu­lä­ren Stel­le noch einen Mini­job. Damit stieg die Zahl der Zweit­job­ber inner­halb von zehn Jah­ren um 45 Pro­zent, wie die Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten mit­teilt. Die NGG Süd­west­fa­len beruft sich hier­bei auf neue Zah­len der Arbeits­agen­tur. Danach sind Zusatz­Jobs in Restau­rants, Gast­stät­ten und Hotels im Hoch­sauer­land­kreis beson­ders ver­brei­tet : In der Bran­che gab es im Juni 2019 knapp 1.900 Zweit­job­ber – das sind fast dop­pelt so vie­le wie zehn Jah­re zuvor (plus 93 Prozent).

Gewerk­schaf­te­rin Isa­bell Mura spricht von einer Schief­la­ge auf dem Arbeits­markt : „Im Schat­ten des Booms der ver­gan­ge­nen Jah­re sind vie­le sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Stel­len ent­stan­den, die oft kaum zum Leben rei­chen. Neben­jobs müs­sen dann die Haus­halts­kas­se auf­bes­sern. Aber wer auf einen Zweit­job ange­wie­sen ist, der arbei­tet meist am Limit – auf Kos­ten von Fami­lie, Freun­den und Frei­zeit“, so die Geschäfts­füh­re­rin der NGG Südwestfalen.

Dabei tref­fe der Boom bei den Neben­jobs lang­fris­tig auch die hei­mi­sche Wirt­schaft. „Gas­tro­no­men und Bäcker­meis­ter, die über den Fach­kräf­te­man­gel kla­gen, aber gleich­zei­tig auf 450-Euro-Kräf­te set­zen, schnei­den sich ins eige­ne Fleisch. Mini­job­ber kön­nen kei­ne Hotel­fach­leu­te erset­zen“, betont Mura. Doch Fach­kräf­te gewin­ne man nur mit ordent­li­chen Löh­nen – „so hoch, dass die Beschäf­tig­ten kei­nen Zweit­job mehr brau­chen“. Über deut­li­che Lohn­er­hö­hun­gen ver­han­delt die NGG aktu­ell bei Fast-Food-Ket­ten von McDonald’s bis Vapia­no : Statt den Min­dest­lohn von 9,35 Euro sol­len die Beschäf­tig­ten in der Bran­che künf­tig min­des­tens zwölf Euro pro Stun­de bekommen.

Ent­schei­dend sei aber auch, dass sich Unter­neh­men stär­ker um Nach­wuchs küm­mern. „Eine Leh­re im Lebens­mit­tel­hand­werk oder im Gast­ge­wer­be kommt für Schul­ab­gän­ger nur infra­ge, wenn der Lohn und die Aus­bil­dungs­be­din­gun­gen stim­men“, so Gewerk­schaf­te­rin Mura.

Die NGG sieht aber auch die Poli­tik in der Ver­ant­wor­tung. Die Zunah­me der Zweit­jobs sei auch das Ergeb­nis einer ver­fehl­ten Arbeits­markt­po­li­tik der Nuller­jah­re. „Mit einer Reform könn­te die Bun­des­re­gie­rung Mini­jobs voll in die Sozi­al­ver­si­che­rung ein­be­zie­hen. Aller­dings soll­ten die Arbeit­ge­ber den größ­ten Teil der Bei­trä­ge zah­len. Das macht regu­lä­re Stel­len attrak­ti­ver und ver­schafft den Mini­job­bern heu­te eine bes­se­re Absi­che­rung“, so Mura.

Bild : Zap­fen im Zweit­job. Immer mehr Men­schen sind auf ein Neben­ein­kom­men ange­wie­sen. Vie­le von ihnen arbei­ten nach Fei­er­abend in der Gastronomie.

Quel­le : Isa­bell Mura – NGG-Regi­on Südwestfalen

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