IHK-Konjunkturumfrage : Wirtschaft weiter gut ausgelastet

 

„Der Negativtrend ist vorerst gestoppt“, kommentiert IHK-Präsident Andreas Rother die Ergebnisse der Umfrage der Industrie- und Handelskammer Arnsberg zum Jahresbeginn.

 

win­ter­berg-total­lo­kal : Die wirt­schaft­li­che Lage ist bran­chen­über­grei­fend sta­bil, die Erwar­tun­gen an das gera­de begon­ne­ne Jahr blei­ben hin­ge­gen gering. An der Umfra­ge betei­lig­ten sich etwa 450 Unter­neh­men. Vie­le von ihnen sehen eines der größ­ten Ent­wick­lungs­hemm­nis­se in den über­bor­den­den Bürokratielasten.

Der IHK-Kon­junk­tur­kli­ma­in­di­ka­tor – er berück­sich­tigt Lage- und Erwar­tungs­ur­tei­le – liegt mit 110 Punk­ten wei­ter im Wachs­tums­be­reich. Im Lau­fe des Jah­res ist er von 119 zu Jah­res­be­ginn über 111 im Herbst auf nun 110 gefal­len. „Der jet­zi­ge Wert lässt hof­fen, dass der seit Anfang 2018 anhal­ten­de Nega­tiv­trend been­det ist“, erläu­tert Andre­as Rother und betont : „Ein wei­te­res Abglei­ten erwar­ten wir nicht, erst recht kei­ne Rezes­si­on. Die Wirt­schaft wird 2020 mit nied­ri­gen Raten wachsen.“

Aus­schlag­ge­bend für die­se Ein­schät­zung sei, dass noch immer über 90 Pro­zent der Unter­neh­men ihrer der­zei­ti­gen Lage min­des­tens ein „befrie­di­gend“ geben. Trotz nega­ti­ver Vor­aus­sa­gen hat sich in der Regi­on der Export 2019 als sta­bi­le Grö­ße gezeigt. „Die befürch­te­ten Aus­wir­kun­gen glo­bal­wirt­schaft­li­cher Ver­än­de­run­gen wie Pro­tek­tio­nis­mus, Han­dels­streit und Brexit sind bis­lang aus­ge­blie­ben“, so IHK-Haut­ge­schäfts­füh­re­rin Dr. Ilo­na Lan­ge. Der Brexit wer­de bis zum Jah­res­en­de zu kei­nen schwe­ren Ver­wer­fun­gen im Han­del füh­ren. „Der­zeit ste­hen in der Indus­trie weni­ger die außen­wirt­schaft­li­chen Unsi­cher­hei­ten im Vor­der­grund, son­dern vor allem der Struk­tur­wan­del in der Auto­mo­bil­in­dus­trie“, bemerkt Dr. Lange.

Für 2020 gehen 60 Pro­zent der Unter­neh­men davon aus, dass die Geschäf­te unver­än­dert blei­ben, fast 16 Pro­zent erwar­ten eine Ver­bes­se­rung. Aller­dings kal­ku­lie­ren 24 Pro­zent mit einer Ver­schlech­te­rung. Mehr­heit­lich pes­si­mis­tisch in das neue Jahr gegan­gen sind Indus­trie, Han­del und Ver­kehrs­wirt­schaft. Gleich­wohl sind die Aus­sich­ten in der Indus­trie deut­lich weni­ger trüb als noch im ver­gan­ge­nen Herbst. Die Bau­wirt­schaft und das Gast­ge­wer­be hin­ge­gen sind opti­mis­tisch. „Der Kon­sum bleibt auch 2020 eine wich­ti­ge Kon­junk­tur­stüt­ze. Vie­le Händ­ler fürch­ten jedoch, dass das Nach­las­sen der gesamt­wirt­schaft­li­chen Dyna­mik auf Sicht auch den pri­va­ten Ver­brauch drü­cken wird“, erklärt IHK-Chef­volks­wirt Ste­fan Severin.

Die Inves­ti­ti­ons­nei­gung ist ins­ge­samt posi­tiv. Ledig­lich die Bau­wirt­schaft fährt ihr Enga­ge­ment her­un­ter. Als Kon­se­quenz der über­aus hohen Aus­las­tung inves­tie­ren die Unter­neh­men vor allem in den Ersatz (53 %). Zudem mel­den 33 Pro­zent als Motiv die Ratio­na­li­sie­rung. Kapa­zi­täts­er­wei­te­run­gen spie­len mit 28 Pro­zent eine sicht­bar gerin­ge­re Rol­le als noch vor einem Jahr mit 40 Pro­zent. Andre­as Rother bemerkt dazu : „Die Inves­ti­ti­ons­mo­ti­ve zei­gen, dass die Unter­neh­mer wei­ter mit ordent­li­chen Geschäf­ten rech­nen. Dar­um inves­tie­ren sie in die vor­han­de­nen Pro­duk­ti­ons­mit­tel. Zusätz­li­che Geschäf­te spie­len der­zeit eher eine unter­ge­ord­ne­te Rolle.“

Gefragt nach den Kon­junk­tur­ri­si­ken wird wei­ter vor allem der Fach­kräf­te­man­gel genannt. Es fol­gen „Inlands­ab­satz“ und „Wirt­schafts­po­li­ti­sche Rah­men­be­din­gun­gen“. Um den Inlands­ab­satz machen sich vor allem die Indus­trie­un­ter­neh­men sor­gen. Etwa 70 Pro­zent von ihnen sehen hier eine Gefahr für die Kon­junk­tur. Das gilt vor allem für die Metall- und Elek­tro­in­dus­trie sowie den Maschinenbau.

Bei den „Wirt­schafts­po­li­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen“ wer­den expli­zit Büro­kra­tie­be­las­tun­gen in all ihren Facet­ten genannt. „Die Unter­neh­men in Deutsch­land benö­ti­gen einen spür­ba­ren Büro­kra­tie­ab­bau. Vor allem klei­ne­re Unter­neh­men in der Gas­tro­no­mie bekla­gen, dass die vie­len Anfra­gen, Vor­schrif­ten und Vor­ga­ben die Arbeit emp­find­lich stö­ren“, for­dert Rother.

Indus­trie, Dienst­leis­ter und Ver­kehrs­wirt­schaft ver­klei­nern ihre Beleg­schaf­ten. Bau­wirt­schaft, Han­del und Tou­ris­mus stel­len hin­ge­gen ein. Ins­ge­samt ist der Per­so­nal­auf­bau der ver­gan­ge­nen Jah­re vor­erst been­det. „Nach wie vor ist die Beschäf­ti­gung hoch und damit auch die Kauf­kraft sta­bil. Anzei­chen dafür, dass sich ein gerin­ge­res Beschäf­ti­gungs­ni­veau nach­hal­tig nega­tiv auf die gesamt­wirt­schaft­li­che Dyna­mik aus­wirkt, gibt es der­zeit nicht“, sagt IHK-Prä­si­dent Rother.

Bild : Gemein­sam mit fünf Unter­neh­mer­kol­le­gen hat IHK-Prä­si­dent Andre­as Rother die Ergeb­nis­se der Kon­junk­tur­be­fra­gung vor­ge­stellt. Das Foto zeigt v. l.: Nico­las Hei­de­rich (REWE-Markt Nico­las Hei­de­rich oHG, Han­dels­un­ter­neh­men aus Anröch­te), Mar­tin Feld­haus (Feld­haus Bau­un­ter­neh­mung GmbH & Co. KG, Bau­un­ter­neh­men aus Schmal­len­berg), IHK-Prä­si­dent Andre­as Rother (ahd GmbH & Co. KG, Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men aus Ense), Alex­an­der Koch (HEKO Ket­ten GmbH, Indus­trie­un­ter­neh­men aus Wicke­de), IHK-Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin Dr. Ilo­na Lan­ge, IHK Chef-Volks­wirt Ste­fan Seve­rin, Dan­ny Meurs (Vakan­tie­ho­tel Der Bra­ban­der – Meurs GmbH, Tou­ris­mus­un­ter­neh­men aus Win­ter­berg) und Fried­rich Knip­schild (HUN­AU – Rei­sen Fer­di­nand Knip­schild, Ver­kehrs­un­ter­neh­men aus Schmal­len­berg). (Foto : Becker/​IHK)

Quel­le : Eli­sa­beth Sus­e­wind – Indus­trie- und Han­dels­kam­mer Arns­berg Hellweg-Sauerland

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