Winterberg-Totallokal: 136 Tage beschneite Skigebieten, 37 Tage Naturschneegebiete, 70 Tage Langlauf
winterberg-totallokal: Eine positive Bilanz zieht die Wintersport-Arena Sauerland für den zurückliegenden Winter. Zwischen November und März besuchten gut 900.000 Skifahrer, Rodler, Langläufer, Winterwanderer und Besucher der zahlreichen Events die Region. Vor allem der Januar lockte rekordverdächtig viele Gäste in die schneebedeckte Bergwelt.
Bis mindestens 2. April drehen sich noch zwei Lifte im Skiliftkarussell Winterberg.
Danach werden die Betreiber je nach Wetterlage entscheiden, ob sie noch bis Ostern Liftbetrieb in kleinem Umfang anbieten können.
Ski alpin
Zwischen 69 und 136 Wintersporttage (Stand 31. März) liefen die Lifte in den beschneiten Skigebieten. Die reinen Naturschnee-Skigebiete kommen dank des schneereichen Januars auf 16 bis 37 Tage.
Die erste Novemberhälfte war die kälteste seit 1980. Diesen Kälteeinbruch nutzten einige Skigebiete zur frühen Schneeproduktion. Hinzu kamen 24 Zentimeter Neuschnee. Nur einmal seit Beginn der Aufzeichnungen 1955 lag zu einem so frühen Zeitpunkt schon mal mehr Schnee (1974: 32 cm Ende Oktober).
Am Wochenende 12./13. November drehte sich im Skiliftkarussell Winterberg ein einzelner Lift, der dann während der Woche wieder still stand. Ab dem 19. November ging es ebenfalls mit einem einzelnen Lift weiter. Am 26. November kam das Skigebiet Ruhrquelle mit einem Lift dazu. Diese Zeit ist aufgrund des sehr schmalen Angebots und sehr geringer Besucherzahlen wirtschaftlich allerdings nicht sehr relevant. Erst ab Mitte Dezember wartete die Region mit einem breiteren Angebot auf, in dem Zuge zog auch der Besucherstrom etwas an.
Der Dezember brachte weitere Kältephasen, die die Skigebiete zur Beschneiung nutzen. Zu Weihnachten stand anfangs ein Angebot von 25 Liften bereit. Erst Ende Dezember stieg die Zahl auf 50 Lifte, allesamt auf der Grundlage von Maschinenschnee. Einsetzender Schneefall ließ das Angebot am Jahresanfang sprunghaft wachsen, auch reine Naturschnee-Skigebiete stiegen mit ein. So drehten sich 116 Lifte in der dritten Januarwoche.
Mit den niederländischen Krokusferien und dem deutschen Karneval stand ab Mitte Februar die zweite Hochsaison an. In dieser Zeit stand mit 50 bis 80 Liften ein gutes und konstantes alpines Angebot bereit. Die Saison fand ein vergleichsweise frühes Ende. Denn seit Mitte Februar gab es nur noch einen Dauerfrosttag.
Im Vergleich der Vorjahre war der März milder und weniger schneereich als im Durchschnitt. Nur einmal, in der Nacht zum 1. März, fielen noch einmal 13 Zentimeter Schnee. Der März wird voraussichtlich der drittwärmste seit 1990 (wärmer waren noch 2012 und 2014).
Ski nordisch
Der schneereiche Januar brachte auch den Loipenskigebieten den Durchbruch. In dieser Zeit stand ein flächendeckendes Netz mit Spitzenwerten von teils über 500 Loipenkilometern bereit. Aufgrund fehlenden Naturschnees reduzierte sich das Angebot Mitte Februar auf rund 350 Kilometer. Gegen Ende der Krokusferien waren nur noch 7 Kilometer im beschneiten Skilanglaufzentrum Westfeld gespurt. So kamen die Loipenskigebiete je nach Höhenlage auf 15 bis 50 Wintersporttage. Im beschneiten Skilanglaufzentrum Westfeld waren es 70.
Insbesondere im Januar meldeten die Loipenskigebiete einen großen Besucherzulauf. Nach zwei Wintern mit wenig Schnee und kleinem Angebot, strömten die nordischen Wintersportler in Scharen in die Region. Ähnlich wie die alpinen Skigebiete verzeichneten die Loipenskigebiete gemessen an der Schneelage zwar keinen Spitzenwinter, aber in der Hochzeit außergewöhnlich viele Gäste
Loipenverein
Im Gegensatz zu den alpinen Skigebieten haben die Loipenskigebiete keine Einnahmen. Doch hochwertige Angebote kosten Geld. Um die Qualität zu halten, hatte die Wintersport-Arena Sauerland bereits im Winter 2012/2013 einen Ticketverkauf auf freiwilliger Basis eingeführt. Im Dezember 2016 haben die Verantwortlichen zudem einen Loipenverein gegründet, deren Mitglieder durch ihre Beiträge den nordischen Wintersport stützen. 80 Mitglieder sind bislang beigetreten, darunter einige Gewerbetreibende. Außerdem haben Loipenskigebiete, Skiverleiher und Tourst-Informationen mehr als 1000 Tagetickets verkauft. Das ist deutlich mehr als in den bisherigen Wintern. Zurückzuführen ist dies nach Ansicht des Arbeitskreises nordisch auf die gute Naturschneelage. Aber auch darauf, dass sich unter den Langläufern die Einsicht verbreitet, dass finanzielle Unterstützung leisten muss, wer den Sport nachhaltig betreiben möchte.
110 Jahre Wintersport
Die Gründung des Skiklubs Sauerland im Februar 1907 und der Bau des Winterberger Bahnhofs im Herbst 1916 waren die entscheidenden Weichenstellungen zur erfolgreichen Entwicklung des Wintersports in der Region. Daran hat die Wintersport-Arena Sauerland im zurückliegenden Winter an vielen Stellen erinnert. Das Westdeutsche Wintersportmuseum und zahlreiche historische Aufarbeitungen online erinnerten an die damalige Zeit und die folgende Entwicklung. Höhepunkt war das Nostalgie-Skirennen in Neuastenberg am 5. Februar und die Anreise im historischen Zug mit Dampflock. In Knickerbockern und Wollröcken fuhren die Teilnehmer auf alten hölzernen „Latten“ wie vor über 100 Jahren zum Torlauf auf die Piste und zum anschließenden Skispringen auf die Naturschanze.
Leistungssport
Fast quer durch sämtliche Wintersportbereiche haben Leistungssportler aus der Wintersport-Arena Sauerland in den zurückliegenden Monaten internationale Erfolge eingefahren. Das dritte Januarwochenende war für den Bundesstützpunkt Winterberg/Willingen mit drei Erstplatzierungen das erfolgreichste aller Zeiten. Zwei Biathlon-Siege beim Weltcup in Antholz: Maren Hammerschmidt (SK Winterberg) triumphierte mit der Staffel. Nadine Horchler (SC Willingen) wurde Erste beim Massenstart. Noch am selben Wochenende holte Skispringer Stephan Leyhe (SC Willingen) mit dem ersten Platz im Team beim Spezialspringen in Zakopane/Polen die dritte Topplatzierung. Auch beim Neujahrsskispringen etablierte sich der Willinger mit Platz acht unter den Top Ten der Welt.
Alle drei Athleten hatten damit die Qualifikation für die Weltmeisterschaften vom 8. bis 19. Februar in Hochfilzen/Österreich geschafft. Dort holte Maren Hammerschmidt mit der Staffel Gold für Deutschland. Auch der Westdeutsche Skiverband (WSV) ist stolz auf seine Talente. Seit Gründung gab es keinen Winter mit größeren Erfolgen.
Ende Januar hatte der Bundesstützpunkt für den Kufensport in Winterberg hatte sein Glanzwochenende: Alexander Gassner (BSC Winterberg) schaffte es in Königssee erstmals in seiner Skeleton-Karriere auf einen dritten Weltcup-Platz.
Die Rennrodel-Doppelsitzer Robin Geueke und David Gamm (BSC Winterberg) gewannen Bronze bei der Rennrodel-WM in Innsbruck-Igls. Skeletonistin Jacqueline Lölling (RSG Hochsauerland) erkämpfte sich in Königssee den obersten Treppchenplatz – nachdem sie zuvor schon EM Gold heimgetragen hatte. Nur drei Wochen später holte Lölling noch WM Gold.
Und auch der alpine Skibereich zeigte Erfolge: Andreas Sander (SG Ennepetal) hat bei der alpinen Ski-WM am ersten Februarwochenende in St. Moritz im Super G den siebten und in der Abfahrt den achten Platz belegt. Beim Weltcup-Finale in Aspen fuhr er in der Abfahrt auf Platz sechs.
Eventhöhepunkte
Vier Weltcups und die Special Olympics Deutschland rückten die Region immer wieder in den Fokus der sportlichen Öffentlichkeit. Schon am 26. und 27. November ruhten die Augen der internationalen Kufensport-Szene beim Viessmann-Rennrodel-Weltcup auf der Veltins EisArena in Winterberg. Vom 13. bis 15. Januar trafen sich die Top-Athleten in der Veltins-EisArena zum BMW IBSF Weltcup im Bob und Skeleton. Das FIS Weltcup Skispringen in Willingen lockte vom 27. bis 29. Januar die Sportprominenz und tausende Schaulustige zur Mühlenkopfschanze. Vom 6. bis 9. März fanden in Willingen die nationalen Spiele für geistig behinderte Menschen rund um den Ettelsberg statt. Und die weltbesten Raceboarder feierten ihr FIS Weltcupfinale im Parallel-Slalom am 18. und 19. März im Skiliftkarussell Winterberg.
Übernachtungs- und Tagesgäste
Der frühe Winteranfang machte sich in der letzten November- und in der ersten Dezemberhälfte wie gewöhnlich kaum bemerkbar bei den Übernachtungsgästen und wenig bei den Tagesgästen. Die Weihnachtsferien sind hinsichtlich der Buchungslage als sehr erfolgreich zu bewerten. Die meisten Orte melden ein deutliches Übernachtungsplus. Aufgrund der Naturschneelage setzte am letzten Ferienwochenende ein regelrechter Boom ein. Grund war, dass es bereits seit einigen Jahren keinen Schnee mehr in den Weihnachtsferien gegeben hatte. Im Januar blieben ebenfalls aufgrund der sehr guten Naturschneelage die Gästezahlen stabil. Im Kerngebiet war die Buchungslage durchweg sehr gut. So gab es so gut wie keinen Einbruch zwischen den beiden Hochsaisonzeiten.
Der Februar lockt üblicherweise Karnevalsflüchtlinge und niederländische Familie an, die in der Zeit Krokusferien haben. Trotz abnehmender Zahl der Wintersportangebote gab es im Februar im Kerngebiet eine gute Buchungslage. Die letzte Woche der Krokusferien Anfang März war schwach besucht, was aber nicht alleine am reduzierten Wintersportangebot lag, sondern auch daran, dass dies die Ferienwoche der Süd-Niederländer war, die die Wintersport-Arena weniger stark besuchen als die Niederländer im Norden und in der Landesmitte. Im März kurbelten die Special Olympics in Willingen und der Snowboard Weltcup in Winterberg noch einmal das Interesse am Wintersport an.
Ausblick
Bislang hat der Loipenverein ausschließlich auf Solidarität gesetzt. Für die kommende Saison wollen die Verantwortlichen Mehrwerte schaffen, um noch mehr Langläufer und Betriebe davon zu überzeugen, Mitglied zu werden. Das sollen unter anderem Dinge sein, die man sonst nicht kaufen kann. Eine Fahrt mit dem Loipenspurgerät könnte dazugehören oder ein Get-Togeher mit erfolgreichen, aktiven Sportlern. Zudem will der Vorstand überlegen, wie sich Gewerbetreibende durch ihre Mitgliedschaft ihren Kunden gegenüber positiv darstellen können.
Quelle: Susanne Schulten, Wintersport-Arena Sauerland