Stichwort der Woche : Stürmische Zeiten

Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen…

win­ter­berg-total­lo­kal : Vor genau 10 Jah­ren, am 18.Januar 2007, feg­te eine Natur­ka­ta­stro­phe über Euro­pa hin­weg, die vor allen Din­gen hier im Sau­er­land das Gesicht der Land­schaft teil­wei­se gra­vie­rend ver­än­dert hat. Der Sturm Kyrill war nicht nur ein soge­nann­ter Jahr­hun­dert­s­turm, er war sicher eines der fol­gen­schwers­ten Ereig­nis­se, wel­ches das Sau­er­land in den letz­ten Jahr­zehn­ten heim­ge­sucht hat. Über 12 Mil­lio­nen Kubik­me­ter Holz wur­den in nur einer Nacht umge­bla­sen. Für vie­le Men­schen, beson­ders für Wald­be­sit­zer, war am Mor­gen des 19.Januar 2007 nichts mehr wie zuvor.

Allent­hal­ben wird in die­sen Tagen viel an die­ses Ereig­nis erin­nert. Fast jeder, der die­sen Tag in unse­rer Regi­on bewusst erleb­te, hat sei­ne indi­vi­du­el­len Kyrill- Erleb­nis­se. Man­che Betrof­fe­ne haben unter den Aus­wir­kun­gen die­ser Kata­stro­phe noch bis heu­te zu lei­den. Aber bereits in den ers­ten Tagen nach Kyrill zeig­ten sich die „Sau­er­län­der Tugen­den“. Es wur­de nicht gejam­mert und lamen­tiert, son­dern die Ärmel hoch­ge­krem­pelt und zuge­packt. Wer sich noch an das Bild der Wäl­der nach der Kata­stro­phe erin­nert, kann immer noch nicht begrei­fen wie es damals gelun­gen ist die­se immensen Holz­men­gen zu bewäl­ti­gen. In einer bei­spiel­lo­sen Gemein­schafts­leis­tung haben zuerst die Feu­er­weh­ren und die Poli­zei für die kurz­fris­ti­ge Wie­der­her­stel­lung der Infra­struk­tur gesorgt. Anschlie­ßend haben die Forst­be­hör­den, die Wald­be­sit­zer, die Holz­ein­schlags­un­ter­neh­men, die hei­mi­sche Säge­indus­trie und vie­le Hel­fer aus Nah und Fern die Auf­ar­bei­tung der immensen Mas­sen von Holz und deren Abfuhr und Wei­ter­ver­ar­bei­tung in Angriff genom­men. Nach den Auf­räum­ar­bei­ten ging es dann letzt­end­lich dar­an, die betrof­fe­nen Flä­chen schnellst­mög­lich wie­der auf­zu­fors­ten um eine Ero­si­on der Wald­bö­den an Ber­gen und Hän­gen zu ver­mei­den. Heu­te, zehn Jah­re spä­ter, kann man die Aus­wir­kun­gen der Kata­stro­phe mit blo­ßem Auge kaum noch erkennen.

Wel­che Leh­ren kön­nen wir heu­te aus den Ereig­nis­sen vor zehn Jah­ren zie­hen ? Als ers­tes natür­lich, dass man sich vor einer sol­chen Kata­stro­phe eigent­lich gar nicht schüt­zen kann. Das Wet­ter kann der Mensch (Gott sei Dank) noch nicht sel­ber machen. Forst­wirt­schaft­lich kann man sich den­noch auf den Kli­ma­wan­del und die dadurch resul­tie­ren­de Zunah­me von schwe­ren Stür­men ein­stel­len. Seit über 150 Jah­ren domi­nie­ren Fich­ten­mo­no­kul­tu­ren die Wäl­der des Sau­er­lands. Sicher wird die Fich­te, als „Brot­baum“ auch wei­ter­hin eine wich­ti­ge Rol­le in der Holz­wirt­schaft spie­len. Um sich gegen Sturm und Tro­cken­heit zu schüt­zen, wird jedoch der Misch­wald mit Nadel- und Laub­holz zukünf­tig mehr an Bedeu­tung gewin­nen. Gesell­schaft­lich gese­hen soll­te man sich öfter mal dar­an erin­nern, was man schaf­fen kann, wenn alle Betei­lig­ten zusam­men­ar­bei­ten, büro­kra­ti­sche Hür­den abge­baut wer­den und sich alle Akteu­re dem Gemein­wohl ver­pflich­tet füh­len. Das könn­te eine posi­ti­ve Schluss­fol­ge­rung aus dem Erin­nern an Kyrill sein.

Ihr Nor­bert Schnellen

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