Winterberg-Totallokal : Handwerkskammer Südwestfalen legt Ergebnisse der Herbstumfrage zur Konjunktur vor
wiinterberg-totallokal : Arnsberg. Schon im Frühjahr meldete das Handwerk in Südwestfalen einen Rekord. „Der Höhenflug dauert an ! Der aktuelle Index liegt mit 133,1 Punkten noch einmal deutlich höher : aus gut wurde also noch besser“, freut sich Handwerkskammerpräsident Willy Hesse. Der Konjunkturverlauf in Südwestfalen passt in das Bild der wirtschaftlichen Entwicklung in diesem Sommer : „Das Handwerk behauptete sich in außerordentlicher Weise.“
Dabei befindet sich die Wirtschaft in gar nicht einmal so ruhigem Fahrwasser. Andere Länder Europas zeigen weiter Schwäche. Das Stichwort Brexit steht für Verunsicherung. Die Konsequenzen sind noch spekulativ, werden aber in absehbarer Zeit auch Südwestfalen erreichen. Die Debatte um TTIP und CETA beschäftigte das ganze Jahr hinüber die Unternehmen, für die der transatlantische Waren- und Dienstleistungsaustausch besondere Bedeutung haben. Die politische Auseinandersetzung um die Neuausgestaltung der Erbschaftssteuer brachte gerade in die mittelständische Wirtschaft Unruhe, wo etwa jedes vierte Unternehmen innerhalb der nächsten zehn Jahre zur Übergabe anstehen wird. Schließlich hatten auch internationale Konflikte und die Flüchtlings- bzw. Zuwanderungsthematik Einfluss auf die Stimmung im Land.
Ungeachtet all dieser Punkte zeigte sich das Handwerk in Südwestfalen sehr robust. Die Lage dieser Wirtschaftsgruppe kommt nicht von ungefähr, aber ist auch nicht ohne Risiken. Schon immer hat das Handwerk besonders mit der Trumpfkarte Ausbildung gestochen. Auch aktuell punkten die Betriebe durch gut ausgebildete und fortgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mit deren qualifizierter Arbeit und hochwertigen Produkten sowie Dienstleistungen. Doch es wird immer schwerer gute Fachkräfte und geeigneten Berufsnachwuchs zu finden. Auch das wird aus den Umfrageergebnissen deutlich. Nie zuvor meldeten die Umfrageteilnehmer so viele unbesetzte (Lehr)Stellen – Tendenz : steigend !
Der private Sektor ist weiter die Triebfeder der Handwerkskonjunktur. Im Gefolge der guten Baukonjunktur mit dem höchsten Stand an Baugenehmigungen seit 16 Jahren profitierten auch die Ausbauhandwerke mit Aufträgen aus den Bereichen Sanierung, Instandhaltung und Modernisierung. Beflügelt wurde die Entwicklung von der Niedrigzinspolitik der EZB, die Zinserträge auf Spareinlagen für Privathaushalte unmöglich macht. Das spielt dem Bau- und Ausbauhandwerk in die Karten. Hinzu kam, dass auch die Aufträge im Gewerbebau wieder an Umfang zugenommen haben.
Der Bereich der Handwerke für den gewerblichen Bedarf im Bereich Metall – die Zulieferbetriebe – macht deutlich, dass über den Sommer hinweg auch hier ein stabil positiver Verlauf stattgefunden hat. Immerhin brummt die deutsche Exportwirtschaft und sorgt zusammen mit der Privatnachfrage für eine Verlängerung des Booms im Handwerk. Der private Kaufkraftzuwachs schlägt sich auch in den positiven Ergebnissen für die konsumorientierten Handwerksbetriebe – Kfz-Handwerke, vor allem aber Nahrungsmittel- und Gesundheitshandwerke – nieder. Auch für die derzeit laufende zweite Jahreshälfte sehen sowohl die Wirtschaftsforschungsinstitute wie auch die Bundesregierung positive Signale.
Der vergleichbar mit dem Ifo-Standard ermittelte Indexwert für die Beschäftigungsentwicklung stieg auf den Wert von 110,5 Punkten. Besonders im Bereich Metall, aber auch in den Betrieben des Kfz-Handwerks machte sich eine deutliche Belebung des Arbeitsmarktes bemerkbar. Den nachweislich knappen Humanressourcen ist sicherlich geschuldet, dass die Entwicklung nicht noch positiver verlaufen ist, denn der Bedarf im Handwerk ist weiterhin hoch.
Die Auswertung der Umfrage unter dem Aspekt der Auftragsentwicklung ist erwartungsgemäß vor den Wintermonaten schwächer ausgeprägt. Das betrifft vor allem die Bauhandwerke, die Witterungseinflüsse fürchten. Deutlich besser ist die Situation bei den Zulieferbetrieben und auch im Kfz-Handwerk. Neben einem starken Werkstattgeschäft erhoffen sich dort die Unternehmen auch wieder mehr Nachfrage im Handelsbereich, der in den vergangenen Jahren nicht die gewünschte Entwicklung genommen hatte. Die Vorgaben der Konzerne und deren Drängen auch in den Gebrauchtwagenbereich hinein hatten hier lange Zeit die Stimmung erheblich gedämpft.
Bei der Preisentwicklung müssen erneut die Zulieferbetriebe versuchen, einem erheblichen Druck der Nachfrager standzuhalten. Sie sind die Einzigen, die den „Normalwert“ 100 beim Index verfehlen. Besser sieht es neben den Ausbauhandwerken vor allem für die Nahrungsmittelhandwerke mit ihrem Qualitätsangebot aus. Sie konnten und können in zunehmendem Maß Kostensteigerungen wieder in die Abgabepreise einarbeiten.
Unter dem Blickwinkel der getätigten und der geplanten Investitionen haben die Handwerksbetriebe in Südwestfalen in den vergangenen Monaten ihre Anstrengungen wieder moderat erhöht. Das gilt besonders für die Unternehmen im Ausbaubereich, vor allem aber im Kfz-Handwerk. Dennoch zeigt sich in allen Handwerksbereichen eine zu geringe Investitionsneigung. „Gerade in Zeiten der Hochkonjunktur ist es zukunftssichernd erforderlich, in die Leistungsfähigkeit und die Rentabilität der Unternehmen zu investieren und sich für schlechtere Zeiten frühzeitig zu wappnen“, mahnt Kammerhauptgeschäftsführer Meinolf Niemand.
Alle Ergebnisse sind auf der Website im Bereich Presse/Statistik abrufbar unter hwk-swf.de
Quelle : Markus Kluf, Pressereferent, Handwerkskammer Südwestfalen