Keine Negativschlagzeile

Winterberg-Totallokal : Stichwort der Woche von Norbert Schnellen

win­ter­berg-total­lo­kal :  „Schreib doch mal was Posi­ti­ves“, bekam ich kürz­lich ein­mal zu hören. Je mehr ich dar­über nach­den­ke, des­to sinn­vol­ler fin­de ich die­se Anre­gung. Denn gera­de in den letz­ten Wochen über­schla­gen sich die Hor­ror­mel­dun­gen : Der Putsch in der Tür­kei, mit sei­nen schreck­li­chen Fol­gen für vie­le poli­tisch Anders­den­ken­de und vie­le Jour­na­lis­ten. Die, nicht abrei­ßen wol­len­de, Serie von Anschlä­gen und Amok­läu­fen in unse­rem eige­nen Land und in den Nach­bar­län­dern. Die, immer häu­fi­ge­re Ver­wen­dung des Wor­tes „Krieg“ im Voka­bu­lar von Jour­na­lis­ten und Politikern.

Und alle die­se „News“ sind in unse­rer schö­nen digi­ta­len Welt immer sofort bei uns prä­sent, sie ver­fol­gen uns qua­si den gan­zen Tag über. Rein gefühls­mä­ßig befin­den wir uns per­sön­lich in einem per­ma­nen­ten Bedro­hungs­sze­na­ri­um. Rein objek­tiv gese­hen ist das natür­lich nicht so. Eigent­lich befin­den wir uns in einer Situa­ti­on, in der wir ein Höchst­maß an poli­ti­scher und sozia­ler Sicher­heit genie­ßen. Sel­ten in unse­rer wech­sel­haf­ten Geschich­te ging es meh­re­ren auf­ein­an­der fol­gen­den Gene­ra­tio­nen so gut wie uns. Eigent­lich, denn auf der ande­ren Sei­te war sel­ten eine Gene­ra­ti­on so angst­ge­steu­ert wie die unsrige.

Wor­an liegt das ? 

Erst­mal natür­lich an der unge­heu­ren Geschwin­dig­keit der Nach­rich­ten­über­mitt­lung. Wenn vor 200 Jah­ren in Mün­chen ein schreck­li­cher Mord began­gen wur­de dau­er­te es bis zum nächs­ten Jahr­markt bevor man die­se Mori­tat von einem fah­ren­den Bän­kel­sän­ger zu hören bekam. Heu­te mel­det es die News-App schon weni­ge Sekun­den spä­ter. Außer­dem lässt die Macht der beweg­ten Bil­der sol­che Ereig­nis­se viel stär­ker unter die Haut gehen, als Gehör­tes oder Gedruck­tes. Zum zwei­ten erwar­ten wir immer, dass es für jedes Pro­blem eine (mög­lichst schnel­le) Lösung gibt. „Super­man“ oder „Super­mer­kel“ wer­den es schon rich­ten, schließ­lich gibt es ja auch in den meis­ten Fil­men ein Hap­py End. Unse­re Vor­fah­ren hat­ten gelernt zu akzep­tier­ten, dass dem nicht so ist. Mit einem gewis­sen Maß an Gott­ver­trau­en, gepaart mit einem gewis­sen Maß an Fata­lis­mus, konn­ten sie ihr Leben, gera­de in schwe­ren Zei­ten, bes­ser ertragen.

Vie­le Men­schen, die schwe­re Schick­sals­schlä­ge ein­ste­cken muss­ten, haben uns ande­ren oft etwas vor­aus : Sie haben gelernt auch die berühm­ten „klei­nen Din­ge“ im Leben wie­der zu schät­zen. Davon kön­nen wir alle etwas ler­nen. Wenn wir ein­fach mal die Nega­tiv­schlag­zei­len aus­blen­den und die posi­ti­ven Sei­ten unse­res Lebens in den Mit­tel­punkt rücken, gewinnt unser Dasein wie­der an Qua­li­tät. An einem schö­nen Som­mer­abend in frei­er Natur sit­zen, Wan­dern in herr­li­chen Buchen­wäl­dern, den Vögeln zuhö­ren und ab und zu mal ein net­tes Gespräch füh­ren, alle die­se Din­ge zu genie­ßen ist mein Vor­satz für den bevor­ste­hen­den Urlaub.

Ihr Nor­bert Schnellen

Print Friendly, PDF & Email