Neues vom Schlaraffenland ?

Stichwort der Wochevon Norbert Schnellen : Neues vom Schlaraffenland ?

win­ter­berg-total­lo­kal :  Seit eini­gen Wochen geis­tert es wie­der durch den Blät­ter­wald : Das bedin­gungs­lo­se Grund­ein­kom­men ! Für sei­ne Befür­wor­ter ist es die Vor­stu­fe zum Para­dies, für sei­ne Geg­ner der Vor­hof zur Hölle.

Aber was versteht man unter einem bedingungslosen Grundeinkommen ?

Eigent­lich eine ganz ein­fa­che Geschich­te : Jeder Bür­ger eines Lan­des bekommt, unab­hän­gig von sei­nen sons­ti­gen Ein­künf­ten, vom Staat eine fes­te Sum­me aus­ge­zahlt, oder bekommt die­se Sum­me qua­si als Steu­er­frei­be­trag ver­gü­tet, ohne eine Bedürf­tig­keit nach­wei­sen zu müs­sen. Die Defi­ni­ti­on über die Höhe eines sol­chen Betrags fällt recht unter­schied­lich aus. Wäh­rend in der Schweiz im Juni die­ses Jah­res bei einer Volks­ab­stim­mung über ein monat­li­ches Grund­ein­kom­men von 2.500 Fran­ken (ca. 2.000 Euro!) pro Erwach­se­nen abge­stimmt wird, möch­te Finn­land ab 2017 in einer Test­pha­se nur 800 Euro pro Erwach­se­nen zah­len. Die Befür­wor­ter in Deutsch­land, wie der Dro­ge­rie­markt­kö­nig Götz Wer­ner, sehen einen Betrag von 1.000 Euro pro Kopf als finan­zier­bar an. Die Finan­zie­rung erfolgt durch den Weg­fall aller ande­ren Sozi­al­leis­tun­gen, sowie durch höhe­re Ver­brauchs- und Gewinn­steu­ern, die durch die Sen­kung der Arbeits­kos­ten für die Unter­neh­men kom­pen­siert werden.

Kri­ti­ker befürch­ten hier­bei eine Abnah­me der Bereit­schaft zur Erbrin­gung von Arbeits­leis­tun­gen, gera­de im unte­ren Lohn­ni­veau, sowie eine Nicht­fi­nan­zier­bar­keit der Leis­tung durch die deut­sche Volks­wirt­schaft. Befür­wor­ter erwar­ten eine höhe­re Krea­ti­vi­tät und Moti­va­ti­on zu inno­va­ti­ven Pro­jek­ten, wel­che sich nach­hal­tig posi­tiv auf Wirt­schaft und Gesell­schaft aus­wir­ken werden.

Die Rei­he der Befür­wor­ter eines BGE geht quer durch alle poli­ti­schen Lager, von Wirt­schafts­bos­sen, wie Tele­kom-Chef Hött­ges, dem ehe­ma­li­gen CDU Minis­ter­prä­si­den­ten Die­ter Alt­haus, über attac bis hin zur KAB. Ist eine sol­che Leis­tung eine unrea­lis­ti­sche Uto­pie ? Ich glau­be nicht, denn die von Poli­ti­kern beju­bel­ten Hartz-Geset­ze der 90er Jah­re des vori­gen Jahr­hun­derts haben nach­hal­tig zu gro­ßen Unge­rech­tig­kei­ten geführt. Men­schen, die ihr Leben lang gear­bei­tet haben, wer­den häu­fig unver­schul­det zu Bitt­stel­lern der Behör­den degra­diert. Die Ren­ten­po­li­tik führt dazu, dass in Zukunft immer mehr Men­schen nach über 40 Bei­trags­jah­ren nicht mehr von ihrer Ren­te leben können.

Dazu kommt eine immens teu­re Verteilungsbürokratie.

Wir ste­hen im 21.Jahrhundert vor der rie­si­gen Her­aus­for­de­rung, die­se Gesell­schaft gerech­ter und mensch­li­cher zu gestal­ten, um ein wei­te­res Aus­ein­an­der­drif­ten zwi­schen arm und reich zu ver­mei­den und den sozia­len Frie­den zu erhal­ten. Ein wei­te­res Fest­hal­ten an der Sozi­al­po­li­tik des 19. und 20.Jahrhunderts führt in eine Kata­stro­phe. Schon jetzt wird unse­re Gesell­schaft von Besitz­stands­den­ken, Neid, gegen­sei­ti­gem Miss­trau­en und Abstiegs­ängs­ten domi­niert. Eine wirk­lich frei­heit­li­che Demo­kra­tie sieht anders aus !

Ich könn­te mir vor­stel­len, dass Bür­ger die nicht von Exis­tenz­ängs­ten geplagt wer­den, sich bes­ser und moti­vier­ter in Arbeit und Gesell­schaft ein­brin­gen wür­den. Es wäre daher wün­schens­wert, wenn sich auch unse­re akti­ven Poli­ti­ker mal ernst­haft mit die­ser Dis­kus­si­on befas­sen würden.

Ihr Nor­bert Schnellen

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