Hartz IV Regelsatz um mehr als 50 Prozent zu niedrig

Paritätischer fordert Anhebung der Grundsicherung

win­ter­berg-total­lo­kal :

Berlin/​HSK : Ein armuts­fes­ter Regel­satz müss­te nach Berech­nun­gen der Pari­tä­ti­schen For­schungs­stel­le aktu­ell 678 Euro für einen allein­ste­hen­den Erwach­se­nen betra­gen und damit um mehr als 50 Pro­zent höher lie­gen als die der­zeit gewähr­ten Leis­tun­gen in der Grund­si­che­rung. Der Pari­tä­ti­sche Wohl­fahrts­ver­band kri­ti­siert, dass der Regel­satz durch sta­tis­ti­sche Tricks will­kür­lich klein gerech­net wur­de. Die jüngs­te Anpas­sung zum 1.1.2022 um ledig­lich drei Euro auf aktu­ell 449 Euro glei­che zudem nicht ein­mal die Preis­ent­wick­lung aus, füh­re damit sogar zu rea­len Kauf­kraft­ver­lus­ten und sei im Ergeb­nis ver­fas­sungs­wid­rig. Der Pari­tä­ti­sche appel­liert an Bun­des­ar­beits­mi­nis­ter Huber­tus Heil, für eine bedarfs­ge­rech­te Anpas­sung der Regel­sät­ze zu sor­gen. Kurz­fris­tig for­dert der Ver­band eine Sofort­hil­fe für Men­schen in der Grund­si­che­rung von monat­lich 100 Euro pro Per­son, um wenigs­tens die pan­de­mie­be­ding­ten Mehr­kos­ten und die Infla­ti­on auszugleichen.

 

“Der gel­ten­de Regel­satz ist trick­reich klein­ge­rech­net, reicht vor­ne und hin­ten nicht und geht schon lan­ge an der Lebens­rea­li­tät der Men­schen kom­plett vor­bei. Die Anhe­bung um ledig­lich drei Euro zum Jah­res­wech­sel ist ein schlech­ter Witz, fak­tisch hat sich die Lage für arme Fami­li­en durch die rea­len Kauf­kraft­ver­lus­te sogar ver­schlech­tert”, kri­ti­siert Ulrich Schnei­der, Haupt­ge­schäfts­füh­rer des Pari­tä­ti­schen Gesamtverbands.

 

Der Pari­tä­ti­sche kri­ti­siert die regie­rungs­amt­li­che Berech­nungs­me­tho­de und den bestehen­den Fort­schrei­bungs­me­cha­nis­mus zur jähr­li­chen Anpas­sung als will­kür­lich und nicht geeig­net, das ver­fas­sungs­recht­lich gebo­te­ne sozio­kul­tu­rel­le Exis­tenz­mi­ni­mum abzu­si­chern. “Das gan­ze Bemes­sungs­sys­tem des Regel­sat­zes gehört umge­hend auf den Prüf­stand, die sta­tis­ti­schen Trick­se­rei­en müs­sen been­det und die Leis­tun­gen neu und wirk­lich armuts­fest berech­net wer­den. Preis­ent­wick­lun­gen wie der­zeit müs­sen zeit­nah Berück­sich­ti­gung fin­den”, for­dert Schneider.

 

Die Pari­tä­ti­sche For­schungs­stel­le rech­net in ihrer aktu­el­len Exper­ti­se die seit Jah­ren bereits umstrit­te­nen und auch von ande­ren Sozi­al­ver­bän­den sowie den Frak­tio­nen DIE LIN­KE und Bünd­nis 90/​Die Grü­nen kri­ti­sier­ten sta­tis­ti­schen Mani­pu­la­tio­nen im Regel­satz her­aus und nimmt dar­über hin­aus eine Anpas­sung an die aktu­el­le Preis­ent­wick­lung vor. Im Ergeb­nis müss­te der Regel­satz für einen allein­ste­hen­den Erwach­se­nen aktu­ell 678 Euro statt 449 Euro betragen.

 

“Die bedarfs­ge­rech­te und armuts­ver­mei­den­de Aus­ge­stal­tung der Regel­sät­ze ist die Grund­la­ge einer jeden Reform von Hartz IV und auch der von der Koali­ti­on ange­kün­dig­ten Kin­der­grund­si­che­rung. Wir wer­den die­se Bun­des­re­gie­rung auch dar­an mes­sen, dass sie die Ärms­ten nicht eine wei­te­re Legis­la­tur­pe­ri­ode lang in ihrer Not allei­ne lässt, son­dern armuts­po­li­tisch in die Offen­si­ve geht”, so Schnei­der. Damit die Men­schen ange­sichts der andau­ern­den Pan­de­mie und der explo­die­ren­den Prei­se kurz­fris­tig Hil­fe erfah­ren, for­dert der Ver­band eine Sofort­hil­fe für Men­schen in der Grund­si­che­rung von monat­lich 100 Euro.

 

Ori­gi­nal-Con­tent von : Pari­tä­ti­scher Wohl­fahrts­ver­band, über­mit­telt durch news aktuell

 

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