Hochgefährliche Geldautomatensprengungen sollen schärfer bestraft werden

Hochgefährliche Geldautomatensprengungen sollen schärfer bestraft werden – BMI und BMJ legen Gesetzentwurf vor / Länder und Verbände können Stellung nehmen

Ber­lin: Inner­halb der letz­ten Jah­re sind bun­des­weit die Fäl­le von Geld­au­to­ma­ten­spren­gun­gen erheb­lich ange­stie­gen: von 2021 auf 2022 um 26,5 Pro­zent. Damit wur­de ein neu­er Höchst­stand seit Beginn der Erhe­bun­gen im Jahr 2005 erreicht. Trotz der mit der Deut­schen Kre­dit­wirt­schaft ver­ein­bar­ten Siche­rungs­maß­nah­men, die 2023 zu einem leich­ten Rück­gang geführt haben, blei­ben die Fall­zah­len auf einem hohen Niveau. Die­se hoch­ge­fähr­li­chen Taten wer­den ohne Rück­sicht auf Gesund­heit und Leben unbe­tei­lig­ter Drit­ter und von Ein­satz­kräf­ten began­gen und ver­ur­sa­chen hohe Schä­den für die Wirt­schaft. 2022 lag der Gesamt­scha­den in Deutsch­land im deut­lich drei­stel­li­gen Mil­lio­nen­be­reich. Künf­tig sol­len Geld­au­to­ma­ten­spren­gun­gen mit Frei­heits­stra­fen von min­des­tens zwei Jah­ren, unter bestimm­ten Vor­aus­set­zun­gen sogar von min­des­tens fünf Jah­ren bis zu 15 Jah­ren geahn­det wer­den kön­nen. Das Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um hat in Abstim­mung mit dem Bun­des­jus­tiz­mi­nis­te­ri­um einen Gesetz­ent­wurf zur Ände­rung des Spreng­stoff­ge­set­zes, des Straf­ge­setz­buchs und wei­te­rer Geset­ze vor­ge­legt, zu dem Län­der und Ver­bän­de Stel­lung neh­men kön­nen. Der Gesetz­ent­wurf wur­de zudem heu­te veröffentlicht.

Bun­des­in­nen­mi­nis­te­rin Nan­cy Fae­ser: “Wer Geld­au­to­ma­ten sprengt, ris­kiert das Leben von unbe­tei­lig­ten Men­schen. Wir haben es hier mit skru­pel­lo­sen Täter­grup­pie­run­gen und hoch­ge­fähr­li­chen Spreng­stof­fen zu tun. Die­se Taten müs­sen daher stren­ger geahn­det wer­den kön­nen. Außer­dem müs­sen die Ermitt­lungs­be­hör­den auch Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­über­wa­chung ein­set­zen kön­nen, um die Täter zu ermit­teln und zur Ver­ant­wor­tung zu zie­hen. Das sieht unser Gesetz­ent­wurf vor. Zugleich brau­chen wir wei­ter­hin effek­ti­ve und flä­chen­de­cken­de Prä­ven­ti­ons­maß­nah­men. Dazu gehö­ren eine wei­ter ver­stärk­te Video­über­wa­chung, Nebel‑, Ein­fär­be- und Kle­be­sys­te­me an Bank­no­ten und die Reduk­ti­on von Bar­geld­be­stän­den an den Stand­or­ten. Die Kre­dit­wirt­schaft bleibt in der Ver­ant­wor­tung, die­se Maß­nah­men wei­ter­hin kon­se­quent umzusetzen.“

Bun­des­jus­tiz­mi­nis­ter Mar­co Busch­mann: “Wenn kri­mi­nel­le Die­bes­ban­den durch das Land zie­hen und Geld­au­to­ma­ten spren­gen, ist das extrem gefähr­li­che Kri­mi­na­li­tät. Eine Geld­au­to­ma­ten-spren­gung etwa an einem Bahn­hof oder in einem Ein­kaufs­zen­trum rich­tet nicht nur gro­ßen Scha­den an, son­dern stellt auch eine erheb­li­che Gefahr für Unbe­tei­lig­te dar, sei es für Anwoh­ner oder Pas­san­ten. Um dies auch im Straf­ge­setz­buch ent­spre­chend abzu­bil­den, wol­len wir den Straf­rah­men die­ser Gefahr ent­spre­chend anpas­sen. Geld­au­to­ma­ten­spren­gun­gen sol­len künf­tig mit einer Frei­heits­stra­fe von min­des­tens zwei Jah­ren, bei schwe­ren Gesund-heits­schä­di­gun­gen sogar mit Frei­heits­stra­fe nicht unter fünf Jah­ren bestraft wer­den. Die­se Ver­schär­fung gibt die rich­ti­ge Ant­wort auf die anhal­ten­den Taten in die­sem Bereich.”

Das Her­bei­füh­ren von Spreng­stoff­ex­plo­sio­nen zur Bege­hung von Dieb­stahls­ta­ten soll künf­tig nach dem Straf­ge­setz­buch schär­fer bestraft wer­den, näm­lich mit Frei­heits­stra­fe von zwei bis zu 15 Jah­ren. Ein Straf­rah­men von fünf bis zu 15 Jah­ren soll gel­ten, wenn der Täter durch die Tat eine schwe­re Gesund­heits­schä­di­gung eines ande­ren Men­schen oder eine Gesund­heits­schä­di­gung einer gro­ßen Zahl von Men­schen ver­ur­sacht (§ 308 Absatz 3 StGB neu).

Um die orga­ni­sier­te Kri­mi­na­li­tät im Bereich des Spreng­stoff­rechts bes­ser bekämp­fen zu kön­nen, sol­len künf­tig auch Straf­schär­fun­gen im Spreng­stoff­ge­setz für ban­den­mä­ßi­ge und gewerbs­mä­ßi­ge Taten geschaf­fen wer­den, die die beson­de­re Gefähr­lich­keit und die gestei­ger­te kri­mi­nel­le Ener­gie die­ser Taten bes­ser erfas­sen. Ban­den­mä­ßi­ge und gewerbs­mä­ßi­ge Ver­stö­ße gegen das Spreng­stoff­ge­setz sol­len künf­tig mit Frei­heits­stra­fe von sechs Mona­ten bis zu fünf Jah­ren bestraft werden.

Zugleich müs­sen die Ermitt­lungs­be­hör­den die not­wen­di­gen Instru­men­te für die Auf­klä­rung sol­cher Straf­ta­ten an die Hand bekom­men. Des­halb sol­len die Fäl­le gewerbs­mä­ßi­ger bzw. ban­den­mä­ßi­ger Straf­ta­ten nach dem Spreng­stoff­ge­setz in den Straf­ta­ten­ka­ta­log für die Anord­nung der Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­über­wa­chung in der Straf­pro­zess­ord­nung auf­ge­nom­men werden.

Zudem wer­den mit dem Gesetz­ent­wurf rele­van­te Straf­bar­keits­lü­cken im Spreng­stoff­ge­setz geschlos­sen. So wird künf­tig der ver­such­te uner­laub­te Erwerb und der ver­such­te uner­laub­te Umgang mit Explo­siv­stof­fen und explo­si­ver Pyro­tech­nik bestraft. Glei­ches gilt für das uner­laub­te nicht gewerb­li­che Lagern und für den uner­laub­ten nicht gewerb­li­chen Trans­port sol­cher Stoffe.

Den Refe­ren­ten­ent­wurf eines Geset­zes zur Ände­rung des Spreng­stoff­ge­set­zes und wei­te­rer Geset­ze fin­den Sie hier.

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Quel­le: © Bun­des­mi­nis­te­ri­um des Innern und für Hei­mat, 2024
Foto­credits: Ado­be­Stock | Bal­int Radu

 

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