Es fehlt an Ausbildern, Material, Kasernen. Kommentar zur möglichen Wiedereinführung der Wehrpflicht

Berliner Morgenpost : Pistorius liegt falsch, ein Kommentar von Christian Kerl zur möglichen Wiedereinführung der Wehrpflicht

Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Pis­to­ri­us weiß wohl, dass er die Per­so­nal­pro­ble­me der Bun­des­wehr nicht mit der Wie­der­ein­füh­rung der Wehr­pflicht lösen kann. Die Bun­des­wehr müss­te erst mit vie­len Mil­li­ar­den lang­wie­rig die Struk­tu­ren dafür schaf­fen : Es fehlt an Aus­bil­dern, Mate­ri­al, Kaser­nen. Dabei braucht die Trup­pe selbst für die düs­ters­ten Sze­na­ri­en nicht Heer­scha­ren an Reser­vis­ten, die das Land an Oder und Nei­ße ver­tei­di­gen – son­dern gut trai­nier­te Pro­fis, die im Bedro­hungs­fall sofort, kampf­be­reit und in aus­rei­chen­der Zahl an Kri­sen­plät­zen etwa im Bal­ti­kum ein­ge­setzt wer­den könnten.

Eine Par­la­ments­mehr­heit für die Wehr­pflicht ist nicht in Sicht. Statt die Gespens­ter­de­bat­te zu been­den, lieb­äu­gelt Pis­to­ri­us mit dem Schwe­den-Modell einer „Wehr­pflicht light“. Aber es geht in Schwe­den um mehr als eine Ein­la­dung zur Mus­te­rung. Das Inter­es­se ist über­schau­bar, Män­ner und Frau­en wer­den je nach Bedarf auch mit Zwang zum Dienst ver­pflich­tet – ein­ge­zo­gen wird aber nur ein klei­ner Pro­zent­satz eines Jahrgangs.

Die Unge­rech­tig­keit wird in Schwe­den akzep­tiert, in Deutsch­land nicht : Die Recht­spre­chung hier­zu­lan­de besteht auf Wehr­ge­rech­tig­keit. Der Streit ist abseh­bar. Pis­to­ri­us soll­te sich auf das Nahe­lie­gen­de kon­zen­trie­ren. Statt mit gro­ßem poli­ti­schen Auf­wand eine Mus­te­rungs­pflicht ein­zu­füh­ren, die das Per­so­nal­pro­blem kaum löst, könn­te die Bun­des­wehr genau­so gut jun­ge Leu­te etwa in den Schu­len anspre­chen und in der Öffent­lich­keit prä­sen­ter sein. Der Dienst muss attrak­ti­ver wer­den. Gute Aus­rüs­tung, ordent­li­che Kaser­nen, zufrie­de­ne Sol­da­ten sind die bes­te Nach­wuchs­wer­bung. Da ist schnell viel zu tun. Dis­ku­tie­ren kann man immer, aber Zei­ten­wen­de ist jetzt.

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Quel­le : BER­LI­NER MOR­GEN­POST, Redaktion
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Foto­credit : Ado­be­Stock 76893040 / Brisystem

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