Dirk Wiese, Brilon: Dürren, Stürme, Waldbrände haben unseren Wäldern stark zugesetzt. Auswirkung des Klimawandels deutlich.

Wie­se (MdB): Sach­stand zum Bun­des­wald­ge­setz / Unse­re Wäl­der befin­den sich in einer öko­lo­gi­schen sowie in einer öko­no­mi­schen Krise.

An vie­len Stel­len wird aktu­ell über den Refe­ren­ten­ent­wurf zur Novel­le des Bun­des­wald­ge­set­zes dis­ku­tiert. Alle betei­lig­ten Ver­bän­de wur­den in die­sem frü­hen Sta­di­um des Gesetz­ge­bungs­pro­zes­ses bereits inten­siv ein­ge­bun­den und sind aktu­ell auf­ge­for­dert sich in die bevor­ste­hen­de Ver­bän­de­an­hö­rung ein­zu­brin­gen, um bestehen­de Fach­ex­per­ti­se ein­zu­brin­gen. Zudem ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass der Ent­ste­hungs­pro­zess des Refe­ren­ten­ent­wurfs des BWaldG ein breit ange­leg­ter Dia­log war. Das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Ernäh­rung und Land­wirt­schaft hat am 4. Juli 2022 den „Zukunfts­dia­log Wald“ als Auf­takt zur Erar­bei­tung der Wald­stra­te­gie und der Novel­lie­rung des Bun­des­wald­ge­setz gestar­tet. An dem Betei­li­gungs­pro­zess waren bis heu­te 55 Fach­ver­bän­de beteiligt.

Das Bun­des­wald­ge­setz soll den Rah­men für die zukünf­ti­ge Wald­be­wirt­schaf­tung set­zen. Den umfas­sen­den Öko­sys­tem­leis­tun­gen unse­rer Wäl­der kommt dabei eine beson­de­re Bedeu­tung zu. Wich­tig ist auch, dass den Bun­des­län­dern kei­ne Kom­pe­ten­zen ent­zo­gen wer­den, son­dern es um eine Mit­ein­an­der bei den bestehen­den Her­aus­for­de­run­gen infol­ge des Kli­ma­wan­dels geht.

War­um soll das BWaldG novel­liert werden?

Um der Kli­ma- und Bio­di­ver­si­täts­kri­se zu begeg­nen, müs­sen wir unse­re Wäl­der zu arten- und struk­tur­rei­chen Misch­wäl­dern umbau­en. Nur der kli­ma­re­si­li­en­te Misch­wald ist die Vor­aus­set­zung dafür, dass unse­re Wäl­der uns auch noch in Zukunft die Öko­sys­tem­leis­tun­gen (Kli­ma­schutz durch CO2-Bin­dung, bio­lo­gi­sche Viel­falt, Bereit­stel­lung nach­wach­sen­der Roh­stoff Holz, Regu­lie­rung Was­ser­haus­halt, Rein­hal­tung Luft, Erho­lung und Frei­zeit) zur Ver­fü­gung stel­len. Aber auch The­men wie das Betre­tungs­recht und die Ver­kehrs­si­che­rungs­pflicht sind seit Jah­ren immer wie­der auf­kom­men­de Diskussionspunkte.

Auf­grund der genann­ten viel­fäl­ti­gen Her­aus­for­de­run­gen hat sich die aktu­el­le Regie­rung in den Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen 2021 auf eine Novel­lie­rung des Bun­des­wald­ge­set­zes (BWaldG) verständigt.

Dabei hat sich die Ampel­ko­ali­ti­on auch klar zu einer akti­ven Bewirt­schaf­tung unse­rer Wäl­der bekannt. Die Res­sort­ab­stim­mung zum Refe­ren­ten­ent­wurf des Bun­des­wald­ge­set­zes wur­de am 19.01.24 abge­schlos­sen und die Rück­mel­dung der ver­schie­de­nen Minis­te­ri­en ent­spre­chend ange­passt. Die Län­der- und Ver­bän­de­an­hö­rung schließt sich plan­mä­ßig an und ist jetzt  für Anfang Febru­ar ange­setzt. Im Früh­jahr ist dann die Kabi­netts­be­fas­sung ange­dacht. Erst danach beginnt das par­la­men­ta­ri­sche Ver­fah­ren im Deut­schen Bundestag.

Das der­zei­ti­ge Bun­des­wald­ge­setz stammt aus dem Jahr 1975. Vie­le Prak­ti­ke­rin­nen und Wis­sen­schaft­le­rin­nen sagen öffent­lich, dass sich die Forst­wirt­schaft seit­dem wei­ter­ent­wi­ckelt hat. Durch den Kli­ma­wan­del haben sich die Ansprü­che an die Wald­be­wirt­schaf­tung ver­än­dert. Der Wald­er­halt und die damit ver­bun­de­ne Siche­rung der Öko­sys­tem­leis­tun­gen für die Gesell­schaft muss gewähr­leis­tet wer­den. Dazu zählt auch ganz klar die Bereit­stel­lung des nach­wach­sen­den Roh­stoffs Holz und die damit ein­her­ge­hen­de Wert­schöp­fung im länd­li­chen Raum. Der Umbau unse­rer Wäl­der zu arten- und struk­tur­rei­chen Misch­wäl­dern ist eine Generationsaufgabe.

Hin­ter­grund Wald­schä­den und För­de­rung der Forstwirtschaft:

Unse­re Wäl­der befin­den sich in einer öko­lo­gi­schen sowie in einer öko­no­mi­schen Kri­se. Die Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels waren in den ver­gan­ge­nen Jah­ren deut­lich: Dür­ren, Stür­me, Wald­brän­de haben unse­ren Wäl­dern stark zuge­setzt. Seit 2018 sind etwa 500.000 Hekt­ar Schad­flä­che ent­stan­den, die wie­der­be­wal­det wer­den müs­sen. Auch die Wald­zu­stands­er­he­bung 2022 hat gezeigt, dass der Zustand unse­rer Wäl­der wei­ter­hin sehr kri­tisch ist. Ob Fich­te, Kie­fer, Buche oder Eiche: Die Bäu­me in Deutsch­land lei­den in Fol­ge der Kli­ma­kri­se sicht­bar. Um der Kli­ma- und Bio­di­ver­si­täts­kri­se zu begeg­nen, müs­sen wir unse­re Wäl­der zu arten- und struk­tur­rei­chen Misch­wäl­dern umbau­en. Die in der Forst­wirt­schaft erziel­ba­ren Erlö­se durch den Holz­ver­kauf kön­nen an vie­len Stel­len die anste­hen­den Kos­ten der Wie­der­be­wal­dung nicht mehr dau­er­haft decken. Die Kos­ten des Wald­um­baus sind eine gesamt­ge­sell­schaft­li­che Aufgabe.

„In der letz­ten Legis­la­tur­pe­ri­ode haben wir vor allem kurz­fris­ti­ge Wald­hil­fen auf den Weg gebracht. Dazu zäh­len die Wald­hil­fen der GAK (bei der mit der Ko-Finan­zie­rung der Län­der bis 2023 rund 800 Mio. € bereit­stan­den) und die Wald­prä­mie in Höhe von 500 Mio. € für den Erhalt und die nach­hal­ti­ge Bewirt­schaf­tung der Wäl­der als ein­ma­li­ge Prä­mie.“, so Dirk Wie­se (MdB).

Die Hono­rie­rung der Öko­sys­tem­leis­tun­gen unse­rer Wäl­der sind dabei ein wich­ti­ger Bau­stein. Ende 2022 ist dann das neue För­der­pro­gramm „Kli­ma­an­ge­pass­tes Wald­ma­nage­ment“ gestar­tet (https://​www​.kli​ma​an​pas​sung​-wald​.de/), bei dem kom­mu­na­le und pri­va­te Wald­be­sit­zen­de bei dem anste­hen­den Wald­um­bau zu kli­ma­re­si­li­en­ten Misch­wäl­dern unter­stützt wer­den. Bis 2026 ste­hen dafür 900 Mio. Euro zur Ver­fü­gung. Das neue För­der­pro­gramm hono­riert erst­mals die Bereit­stel­lung von Öko­sys­tem­leis­tun­gen. Die unter ange­spann­ter Haus­halts­la­ge geführ­ten Ver­hand­lun­gen zum Bun­des­haus­halt 2024 haben auch auf Druck der SPD-Bun­des­tags­frak­ti­on dazu geführt, dass die vor­ge­se­he­nen Mit­tel für das Kli­ma­an­ge­pass­te Wald­ma­nage­ment (200 Mio. Euro) und die Wald­hil­fen (125 Mio. Euro) fort­ge­führt werden.

„Den­noch ist es rich­tig, dass wir die För­der­pra­xis kri­tisch beglei­ten, da vie­le Hin­wei­se aus der täg­li­chen Pra­xis hier noch erheb­li­chen Opti­mie­rungs­be­darf sehen.“, so Wie­se (MdB) abschließend.

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