Apotheken sind keine Arztpraxen-to-go

Zu der Ankündigung des Bundesgesundheitsministers, Vorsorgeuntersuchungen in Apotheken zu etablieren, erklärt Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt:

„Die Poli­tik will seit Jah­ren sys­te­ma­tisch medi­zi­ni­sche Leis­tun­gen aus der ärzt­li­chen Ver­sor­gung in die Apo­the­ken ver­la­gern. Imp­fun­gen in Apo­the­ken, soge­nann­te phar­ma­zeu­ti­sche Dienst­leis­tun­gen durch Apo­the­ker, assis­tier­te Tele­me­di­zin und jetzt ärzt­li­che Vor­sor­ge­un­ter­su­chun­gen in Apo­the­ken sind nichts ande­res als teu­re Par­al­lel­an­ge­bo­te, die einen Besuch beim Arzt und die ärzt­li­che Prä­ven­ti­ons­be­ra­tung nie­mals erset­zen kön­nen. Apo­the­ken sind von gro­ßer Bedeu­tung für die qua­li­fi­zier­te Ver­sor­gung mit Arz­nei­mit­teln. Sie sind aber kei­ne Arzt­pra­xen-to-go. Das muss die Poli­tik end­lich verinnerlichen.

Eine ärzt­li­che Vor­sor­ge­un­ter­su­chung ist weit mehr als ein Labor­be­fund oder ein Blut­druck­wert. Von der Ana­mne­se über Dia­gnos­tik und Dif­fe­ren­zi­al­dia­gnos­tik bis zur The­ra­pie haben Ärz­tin­nen und Ärz­te immer einen ganz­heit­li­chen Blick auf einen Men­schen. Oft kom­men beim Vor­sor­ge­ge­spräch gesund­heit­li­che Pro­ble­me zu Tage, die man mit Mes­sun­gen allein nicht erfas­sen kann. Das wird den Men­schen beim schnel­len Apo­the­ken­check vor­ent­hal­ten. Beson­ders trifft es die­je­ni­gen, bei denen die Mess­wer­te unauf­fäl­lig sind und denen dann sug­ge­riert wird, ein Besuch beim Arzt sei überflüssig.

Der Minis­ter möch­te vor allem jun­ge Men­schen zur Vor­sor­ge­un­ter­su­chung bewe­gen. Das unter­stüt­zen wir. Heu­te geben fast 40 Pro­zent der Men­schen zwi­schen 18 bis 24 Jah­ren an, regel­mä­ßig zur all­ge­mei­nen ärzt­li­chen Vor­sor­ge­un­ter­su­chung zu gehen. Noch mehr Men­schen las­sen sich womög­lich durch geziel­te Auf­klä­rung und Infor­ma­ti­on errei­chen. Hier soll­ten Poli­tik und Kos­ten­trä­ger anset­zen, statt Geld für Apo­the­ken­leis­tun­gen auf­zu­wen­den, die kei­nen Ersatz für die ärzt­li­che Tätig­keit bie­ten kön­nen. Abge­se­hen davon könn­ten die knapp 19.000 Apo­the­ken in Deutsch­land im Ver­gleich zu rund 150.000 Haus- und Fach­arzt­pra­xen schon zah­len­mä­ßig nur einen gerin­gen Bei­trag zum Vor­sor­ge­ge­sche­hen leisten.

Wenn es die Poli­tik ernst damit meint, mit dem geplan­ten Vor­beu­ge­me­di­zin­ge­setz die gro­ßen Volks­krank­hei­ten wie Adi­po­si­tas, Stoff­wech­sel­er­kran­kun­gen, Herz-Kreis­lauf­erkran­kun­gen, Krebs und Ske­lett-Erkran­kun­gen wirk­sam zu bekämp­fen, brau­chen wir dafür durch­dach­te Stra­te­gien über das Gesund­heits­we­sen hin­aus, so wie aus­rei­chend und lang­fris­tig aus­ge­leg­te finan­zi­el­le Mit­tel. Ärz­te­schaft und Poli­tik soll­ten hier gemein­sam ent­spre­chen­de Kon­zep­te ent­wi­ckeln. Wir haben dazu die Exper­ti­se und wir sind ger­ne bereit, die­se früh­zei­tig in die Geset­zes­in­itia­ti­ve einzubringen.“

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Bun­des­ärz­te­kam­mer, Dezer­nat Poli­tik und Kommunikation
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Foto­credit: Ado­be­Stock 120825068 / Brisystem

 

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