Tarifverhandlungen: Wenn Gewerkschaften als brüllende Tiger in Tarifverhandlungen hineingehen …

nd.Der Tag zum Schlichterspruch bei der Bahn

Dass Gewerk­schaf­ten als brül­len­de Tiger in Tarif­ver­hand­lun­gen hin­ein­ge­hen und dann als Bett­vor­le­ger lan­den, ist lei­der kei­ne Sel­ten­heit. Wobei die Eisen­bahn- und Ver­kehrs­ge­werk­schaft (EVG) in frü­he­ren Jah­ren in der Regel bereits zu Beginn von Ver­hand­lun­gen ihre „sozi­al­part­ner­schaft­li­che Ver­ant­wor­tung“ beton­te. Das war dies­mal anders. Ange­sichts des im vor­he­ri­gen Tarif­ver­trags akzep­tier­ten Real­lohn­ab­baus und der hohen Infla­ti­on wäre eine der­art defen­si­ve Her­an­ge­hens­wei­se den Mit­glie­dern kaum zu ver­mit­teln gewe­sen. Die Aus­gangs­for­de­rung nach 650 Euro mehr Lohn bei zwölf Mona­ten Lauf­zeit ent­sprach durch­aus der Stim­mung an der Basis, wie auch die Betei­li­gung an zwei flä­chen­de­cken­den Warn­streiks zeig­te. Da die Deut­sche Bahn AG bei den mona­te­lan­gen Tarif­ver­hand­lun­gen wenig Bereit­schaft zu sub­stan­zi­el­len Zuge­ständ­nis­sen zeig­te, war der Abbruch der Ver­hand­lun­gen und die Ankün­di­gung einer Urab­stim­mung über unbe­fris­te­te Streiks daher folgerichtig.

Doch schnell wur­de klar, dass die­ses Getö­se nicht ernst gemeint war. Statt den Kon­zern mit der Urab­stim­mung und wei­te­ren Streiks mas­siv unter Druck zu set­zen, such­te man nach einer Exit-Stra­te­gie und stimm­te dem Vor­schlag der Bahn zu einer Schlich­tung post­wen­dend zu. Damit war die Luft aus die­sem zeit­wei­se recht zuge­spitzt wir­ken­den Kon­flikt schlag­ar­tig raus.

Natür­lich bedeu­tet der vor­aus­sicht­li­che Abschluss für vie­le Beschäf­tig­te bei der Bahn eine spür­ba­re Ver­bes­se­rung, sowohl die Tabel­len­ent­gel­te als auch die Ein­mal­zah­lung betref­fend. Aber etwas genau­er betrach­tet reicht er bei wei­tem nicht aus, um die Lohn­ein­bu­ßen in den ver­gan­ge­nen zwei Jah­ren aus­zu­glei­chen. Offen­si­ve Tarif­po­li­tik sieht jeden­falls anders aus.

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Quel­le: nd.DerTag / nd.DieWoche, Redaktion
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