Digitaler Zustand in Deutschland : In den meisten Ämtern und Behörden wird noch gearbeitet wie Ende des letzten Jahrtausends mit viel Papier und Faxgeräten.

Papier statt E‑Akten : „Digital Fail“ – ZDFinfo-Doku zum digitalen Zustand Deutschlands

Glas­fa­ser­aus­bau, E‑Government, Digi­tal­wirt­schaft – Deutsch­land hinkt bei der Digi­ta­li­sie­rung im inter­na­tio­na­len Ver­gleich hin­ter­her. Die ZDF­in­fo-Doku „Digi­tal Fail – Deutsch­land im Daten­stau“ am Mitt­woch, 2. August 2023, 19.30 Uhr, wirft einen Blick auf die aktu­el­le Lage und fragt nach Aus­wir­kun­gen für die Zukunft. Der Film von Nor­man Laryea und Oli­ver Koy­te ist bereits in der ZDF­me­dia­thek verfügbar.

Bür­ger, Betrie­be, Schu­len, Ämter – alle benö­ti­gen ein sta­bi­les schnel­les Netz für neue Arbeits­for­men. Noch gibt es Bei­spie­le wie Patri­zia Schick aus Mei­ne in West­pha­len. Die frei­be­ruf­li­che Foto­gra­fin muss ihren Kun­den regel­mä­ßig gro­ße Men­gen von Bild­da­tei­en zur Ver­fü­gung stel­len. Doch für die benö­tig­te Inter­net­ge­schwin­dig­keit wohnt sie auf der fal­schen Stra­ßen­sei­te. Oder Simon Schild­gen, einer von Deutsch­lands bekann­tes­ten You­Tubern, sei­ne Live-Per­for­man­ces bei der Fuß­ball­si­mu­la­ti­on Fifa ver­fol­gen rund eine Mil­li­on Fol­lower. Im ver­gan­ge­nen Jahr muss­te er zeit­wei­se off­line gehen, weil die Upload-Leis­tung sei­nes Inter­net­an­schlus­ses nicht mehr mit­kam : Für einen pro­fes­sio­nel­len Gamer eine wirt­schaft­li­che Kata­stro­phe : „Mit jeder Unter­bre­chung im Stream ver­lie­re ich Zuschau­er und damit rea­les Einkommen.“

Digi­ta­li­sie­rung in Deutsch­land schrei­tet lang­sam voran

Digi­ta­li­sie­rung bedeu­tet jedoch mehr als schnel­les Inter­net für alle Ver­brau­cher. Viel­mehr sind ein radi­ka­les Umden­ken und eine Neu­struk­tu­rie­rung von vie­len Pro­zes­sen gefor­dert. In den meis­ten Ämtern und Behör­den wird aber immer noch gear­bei­tet wie Ende des letz­ten Jahr­tau­sends mit viel Papier und Fax­ge­rä­ten. Als Stu­den­tin Jana Bült­ge im Sep­tem­ber 2021 ihren BAföG-Antrag end­lich online stel­len konn­te, muss­te sie fünf Mona­te auf die Bewil­li­gung und ihr Geld war­ten. Denn es war zwar die Antrags­stel­lung digi­ta­li­siert wor­den, nicht aber die wei­te­ren Schrit­te des Pro­zes­ses. Das bedeu­tet : Alle online ein­ge­gan­ge­nen Anträ­ge wur­den hän­disch aus­ge­druckt, auf Voll­stän­dig­keit geprüft und schließ­lich abge­hef­tet. Die­se Erfah­rung deckt sich mit der Ein­schät­zung der Teil­neh­mer der Civey-Umfra­ge des ZDF vom April 2023 : Sie sehen die größ­ten Ein­schrän­kun­gen im Bereich Digi­ta­li­sie­rung in der öffent­li­chen Ver­wal­tung (63,8%), gefolgt vom Bil­dungs­we­sen (46,4%) und der gene­rel­len Infra­struk­tur (43,9%).

Digi­ta­li­sie­rung – eine Fra­ge der Hal­tung, kei­ne der Technik

Linus Neu­mann, Spre­cher des Cha­os Com­pu­ter Clubs und IT-Sicher­heits­exper­te, ana­ly­siert das grund­le­gen­de Pro­blem, das Deutsch­land mit der Digi­ta­li­sie­rung hat. „Das ist kei­ne Fra­ge der Tech­nik, son­dern eine der Hal­tung. Wir bräuch­ten ein radi­kal neu­es Kon­zept für Bür­ger, Betrie­be und Ver­wal­tung, wel­ches kon­se­quent und zügig auf allen Ebe­nen umge­setzt wird. Statt­des­sen begnügt man sich mit ein­zel­nen Leucht­turm-Pro­jek­ten, wäh­rend in der Flä­che wenig bis nichts pas­siert. Doch damit wird Deutsch­land abgehängt.“

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Quel­le : ZDF-Kom­mu­ni­ka­ti­on, ZDFinfo
Ori­gi­nal-Con­tent von : ZDF­in­fo, über­mit­telt durch news aktuell

Bild­un­ter­schrift : Papier statt E‑Akten : Die wenigs­ten Ver­wal­tungs­pro­zes­se in Deutsch­land sind digitalisiert.

Bildrechte:©ZDFinfo
Fotograf:©ZDF/real&fiction, Nor­man Laryea

 

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