So leidet der deutsche Mittelstand – Unternehmer kritisieren überbordende Bürokratie und hohe Inflation

Weltweit genießt der deutsche Mittelstand enormes Ansehen. Er bildet das Rückgrat unserer Volkswirtschaft, dort arbeiten fast 58 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten, werden 81,7 Prozent der jungen Menschen dual ausgebildet.

Doch das Erfolgs­kon­zept gerät ins Schlin­gern, sieht sich vie­len aktu­el­len Gefah­ren aus­ge­setzt. So stockt die Digi­ta­li­sie­rung im Land, immer mehr büro­kra­ti­sche Hür­den behin­dern wich­ti­ge Inves­ti­tio­nen und läh­men die Abläu­fe in den Unter­neh­men. Dazu kom­men die enorm gestie­ge­nen Ener­gie­kos­ten. Das muss sich ändern, for­dern mit­tel­stän­di­sche Unter­neh­mer. Sie enga­gie­ren sich im Rah­men der Initia­ti­ve Ger­man Erfolgs­ma­schi­ne und stel­len kla­re For­de­run­gen an die Politik.

Wirt­schafts­exper­ten – wie der Unter­neh­mens­be­ra­ter Pie­ter Was­muth – war­nen, dass der deut­sche Mit­tel­stand bedroht sei, die ver­ant­wor­tungs­vol­len Fami­li­en­un­ter­neh­mer könn­ten nicht belie­big aus­wei­chen. Soll­ten sie auf­ge­ben oder schei­tern, dro­he ein schwe­rer Ver­lust für den Stand­ort Deutsch­land und die Gesell­schaft, so die ein­hel­li­ge Ein­schät­zung der Fach­leu­te. Laut Ana­ly­sen der EU-Kom­mis­si­on pla­nen fast 25 Pro­zent aller deut­schen Unter­neh­men, auf­grund von Infla­ti­on und Ener­gie­kri­se Jobs ins Aus­land zu verlagern.

Fami­li­en­un­ter­neh­men lei­den zusätz­lich unter wei­te­ren schlech­ten Bedin­gun­gen. So ver­liert Deutsch­land auch einer Stu­die des ZEW Mann­heim zufol­ge im Wett­be­werb mit 20 ande­ren füh­ren­den Wirt­schafts­na­tio­nen wei­ter an Wett­be­werbs­fä­hig­keit. In der aktu­el­len Aus­ga­be des „Län­der­in­dex Fami­li­en­un­ter­neh­men“ rutscht die Bun­des­re­pu­blik um vier Plät­ze auf den 18. Rang unter 21 Län­dern ab. Die­se nega­ti­ven Ent­wick­lun­gen tref­fen auch Unter­neh­mer in der Regi­on Rhein-Main hart.

Fami­li­en­bä­cke­rei Loh­ner lei­det unter viel zu hohen Energiepreisen

Das unter­streicht Marc Kranz, Haupt­ge­schäfts­füh­rer der Fami­li­en­bä­cke­rei Achim Loh­ner GmbH & Co. KG in Polch (Rhein­land-Pfalz). Er fügt an : „Ich for­de­re Pla­nungs­si­cher­heit in der Ener­gie­ver­sor­gung ! Ich möch­te wis­sen, wel­che Ener­gie­art mir zu wel­chen Prei­sen bis 2030 zur Ver­fü­gung steht.“ Sein Unter­neh­men hat 178 Filia­len zwi­schen den Groß­räu­men Köln, Trier und Wies­ba­den und etwa 2200 Beschäftigte.

Kranz ver­weist auf „ein Pot­pour­ri“ der Unsi­cher­hei­ten : „Erst Coro­na, dann die Flut an der Ahr und schließ­lich der Krieg gegen die Ukrai­ne mit all sei­nen schreck­li­chen unmit­tel­ba­ren Fol­gen und mit den mit­tel­ba­ren öko­no­mi­schen Aus­wir­kun­gen wie den stei­gen­den Prei­sen für Roh­stof­fe, Grund­stof­fe der Lebens­mit­tel­her­stel­lung und eben auch für Ener­gie. Und Ener­gie ist für uns über­le­bens­wich­tig.“ Die Ener­gie­prei­se sei­en für sein Unter­neh­men allein im Vor­jahr um etwa 70 Pro­zent in die Höhe geschnellt.

Marc Kranz wol­le aber als mit­tel­stän­di­scher Unter­neh­mer über­le­ben – mit dem Fami­li­en­un­ter­neh­men, mit den Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern und mit attrak­ti­ven Stand­or­ten, die Lebens- und Erleb­nis­qua­li­tät in unse­re Dör­fer und Städ­te brin­gen, betont Kranz.

Mario Beck, Geschäfts­füh­rer des regio­na­len Ener­gie­ver­sor­gers Süwag Ver­trieb AG & Co. KG in Frankfurt/​Main, teilt die Ansicht von Marc Kranz : „Die­se Extrem­aus­schlä­ge sind für Mit­tel­ständ­ler wie auch für Ener­gie­ver­sor­ger extrem schäd­lich, auf so einen Ange­bots­schock ist die Volks­wirt­schaft nicht vor­be­rei­tet.“ Beck ergänzt, man dür­fe nicht immer nur von Aus­stieg wie Koh­le oder Kern­kraft reden, son­dern es benö­ti­ge viel­mehr einen mas­si­ven Aus­bau der erneu­er­ba­ren Energien.

Immer neue staat­li­che Restrik­tio­nen stoppen

René Ralf Hell­mich, CEO der HPC Cra­ne Group GmbH aus Ried­stadt, trägt mit sei­nen Mit­ar­bei­ten­den und Groß­kra­nen dazu bei, dass bei schwe­ren Lkw-Unfäl­len schnell gehol­fen wer­den kann oder bei Groß­bau­stel­len die Arbei­ten zügig vor­an­ge­hen. Lei­der der­zeit nicht umsetz­bar, wie er fest­stellt : „Ich möch­te, dass Deutsch­land funk­tio­niert und nicht kol­la­biert ! Um die­ses Land am Lau­fen zu hal­ten, muss ich wie­der – so wie bis­her – mit mei­nen Auto­kra­nen zu kal­ku­lier­ba­ren Bedin­gun­gen zur Stel­le sein, wenn die Kra­ne benö­tigt wer­den. Doch seit Mit­te 2022 kann ich Kra­ne nicht mehr ein­set­zen wie bis­her, denn die Behör­den schrän­ken die Mobi­li­tät der Kra­ne erheb­lich ein.“

Ent­las­tung von büro­kra­ti­schen Hürden

„Wir müs­sen die Wirt­schaft und vor allem den Mit­tel­stand von Büro­kra­tie ent­las­ten“, for­dert Chris­ti­an Jöst, einer der Geschäfts­füh­rer der abra­si­ves GmbH in Wald-Michel­bach. Das fami­li­en­ge­führ­te Unter­neh­men ent­wi­ckelt und pro­du­ziert mit 68 Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter im Oden­wald Schleif­mit­tel sowie Schleif- und Rei­ni­gungs­ma­schi­nen für den Welt­markt. Jöst ver­weist auch auf Anga­ben der Bun­des­re­gie­rung, nach denen die unmit­tel­bar vom Staat erzeug­ten Büro­kra­tie­kos­ten im Jahr 2020 den Wert von 51,39 Mil­li­ar­den Euro erreicht haben.

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Quel­le : Peter Gros­curth, Direc­tor Public Relations
Ori­gi­nal-Con­tent von : Ger­man Erfolgs­ma­schi­ne, über­mit­telt durch news aktuell

Foto­credit : Ado­be­Stock 124391331 / Brisystem

 

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