Bestimmte Medikamente für sechs Monate auf Lager ? Im Moment stehen nicht einmal genug für die benötigte Versorgung zur Verfügung …

Zu wenig – Kommentar von Dennis Rink zum Medikamenten-Gesetz

Dass in einem wohl­ha­ben­den Land wie Deutsch­land in den ver­gan­ge­nen Mona­ten immer häu­fi­ger selbst die eigent­lich han­dels­üb­lichs­ten Medi­ka­men­te wie Fie­ber­säf­te oder Anti­bio­ti­ka nicht mehr ver­füg­bar sind, ist selbst­re­dend ein Desas­ter – und dazu auch noch ein haus­ge­mach­tes. Denn durch den von der Poli­tik ver­ord­ne­ten Preis­druck, immer nur das Bil­ligs­te ein­zu­kau­fen, hat sich vor allem der Markt der patent­frei­en Arz­nei­en nicht etwa gesund- son­dern krank­ge­schrumpft. Die Kri­se bei der Medi­ka­men­ten­ver­sor­gung passt, neben über­las­te­ten Kli­ni­ken und feh­len­dem Ärz­te- und Pfle­ge­per­so­nal, in den schlim­men Gesamt­zu­stand des deut­schen Gesundheitssystems.

Das hat nun auch die Bun­des­re­gie­rung unter Feder­füh­rung von Gesund­heits­mi­nis­ter Karl Lau­ter­bach (SPD) erkannt und ver­sucht gegen­zu­steu­ern. Das ist in ers­ter Linie für Kin­der und Eltern eine gute Nach­richt. Denn die Her­stel­ler von Kin­der­arz­nei­mit­teln kön­nen künf­tig höhe­re Prei­se abrech­nen, Preis­re­geln wie Fest­be­trä­ge und Rabatt­ver­trä­ge wer­den abge­schafft. Auch bei den Anti­bio­ti­ka dürf­te sich die Lage ver­bes­sern. Bei der Aus­schrei­bung von Kas­sen­ver­trä­gen sol­len künf­tig ins­be­son­de­re Her­stel­ler aus der EU berück­sich­tigt wer­den, um die Abhän­gig­keit von Lie­fer­län­dern wie Chi­na und Indi­en zu redu­zie­ren. Bis­her lohnt es sich für Her­stel­ler schlicht­weg nicht mehr, in Euro­pa zu pro­du­zie­ren oder nach Deutsch­land zu ver­kau­fen. Allei­ne das ist ein absur­der Zustand.

Wei­te­re Preis­re­geln müs­sen gelo­ckert werden

Ins­ge­samt geht das neue Medi­ka­men­ten-Gesetz aber nicht weit genug. Denn mit ande­ren patent­frei­en Prä­pa­ra­ten gibt es für die Her­stel­ler wei­ter­hin kaum Geld zu ver­die­nen. Hier kom­men die Kran­ken­kas­sen ins Spiel, die mit eige­nen Rabatt­ver­trä­gen einen unwirt­schaft­li­chen Wett­be­werb aus­ge­löst haben. Die­ses Pro­blem wird blei­ben. Die Lösung wäre gewe­sen, ähn­lich wie bei Kin­der­arz­nei­mit­teln, auch die Preis­re­geln für Krebs­prä­pa­ra­te oder Blut­druck­mit­tel zu lockern.

Ganz schlei­er­haft bleibt die Vor­ga­be, bestimm­te Medi­ka­men­te für sechs Mona­te auf Lager hal­ten zu müs­sen. Das klingt zwar gut, aber ein­fach gefragt ange­sichts des Eng­pas­ses : wel­che Medi­ka­men­te ? Im Moment ste­hen nicht ein­mal genug für die benö­tig­te Ver­sor­gung zur Ver­fü­gung. Da ist das Fül­len von Lagern doch noch sehr weit weg. Das Gesetz zur Bekämp­fung von Medi­ka­men­ten­eng­päs­sen kann also nur der Anfang sein, denn die Pro­ble­me sind viel weitreichender.

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Quel­le : All­ge­mei­ne Zei­tung Mainz, Zen­tra­ler Newsdesk
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Foto­credit : Ado­be­Stock 110309071 / Brisystem

 

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