Ärzteverband protestiert gegen Studie zu angeblich vermeidbaren Todesfällen

Vorsitzender Weber : „Schrille Stimmungsmache mit verfälschten Ergebnissen“ – Werbung für Lauterbach-Reform statt seriöser Beitrag

Der Ver­band lei­ten­der Kran­ken­haus­ärz­te hat der Kran­ken­haus­kom­mis­si­on Stim­mungs­ma­che gegen klei­ne Häu­ser und eine „unse­riö­se“ Wer­bung für die umstrit­te­ne Kli­nik­re­form von Gesund­heits­mi­nis­ter Karl Lau­ter­bach vor­ge­wor­fen. „Schril­le Kom­men­ta­re über Tau­sen­de geret­te­te Men­schen­le­ben sind völ­lig fehl am Plat­ze. Sie dif­fa­mie­ren die gute Arbeit vie­ler Kran­ken­häu­ser“, sag­te Micha­el Weber, Prä­si­dent des Ver­ban­des lei­ten­der Kran­ken­haus­ärz­te (VlK), im Gespräch mit der „Neu­en Osna­brü­cker Zei­tung“ (NOZ). „Das ist Stim­mungs­ma­che und kein seriö­ser Bei­trag in der wich­ti­gen Dis­kus­si­on über unse­re zukünf­ti­gen Krankenhausstrukturen.“

Die Kran­ken­haus-Kom­mis­si­on der Regie­rung hat­te am Don­ners­tag eine Ana­ly­se vor­ge­legt,wonach jähr­lich 5.000 Men­schen­le­ben geret­tet wer­den könn­ten, wenn Schlag­an­fall­pa­ti­en­ten sofort in Kli­ni­ken mit Spe­zi­al­ab­tei­lun­gen gebracht wür­den. Bei Krebs­pa­ti­en­ten könn­ten pro Jahr 20.000 Lebens­jah­re geret­tet wer­den, wür­den Lau­ter­bachs Plä­ne umgesetzt.

Die Zah­len sei­en „so nicht zu akzep­tie­ren“, sag­te VlK-Prä­si­dent Weber. So wür­den schon heu­te 94 Pro­zent der Schlag­an­fall­pa­ti­en­ten in Stro­ke Units behan­delt. Über­dies sei­en die Rou­ti­ne­da­ten viel zu pau­schal und mit einer „erheb­li­chen Bias“ aus­ge­wer­tet wor­den. Dadurch bestehe die Gefahr, „dass klei­ne Zen­tren mit guter Qua­li­tät vom Netz genom­men wer­den, wäh­rend gro­ße mit schlech­ter Qua­li­tät unge­scho­ren davonkommen“.

Gesund­heits­mi­nis­ter Lau­ter­bach nutz­te die Zah­len der Kran­ken­haus-Kom­mis­si­on, um für sei­ne Reform zu wer­ben, die eine Kon­zen­tra­ti­on der Kran­ken­haus­land­schaft anhand von Qua­li­täts­kri­te­ri­en vor­sieht. Eine Zen­tra­li­sie­rung bei schwie­ri­gen Ein­grif­fen und Behand­lun­gen sei „ein gutes Kon­zept“, sag­te der Ver­bands­prä­si­dent dazu, und Min­dest­men­gen sei­en ein wich­ti­ges Qua­li­täts­merk­mal, aber mit­nich­ten das ein­zi­ge. „Rein aus Rou­ti­ne­da­ten sind sol­che gra­vie­ren­den Schluss­fol­ge­run­gen nicht zuläs­sig“, mahn­te Weber eine ver­tie­fen­de Ana­ly­se an. „Die Kom­mis­si­ons­mit­glie­der dür­fen nicht der Ver­su­chung unter­lie­gen, die Daten nicht zu hin­ter­fra­gen, nur weil sie so gut zu ihrem Kon­zept passen.“

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Quel­le : Neue Osna­brü­cker Zei­tung, Redaktion
Ori­gi­nal-Con­tent von : Neue Osna­brü­cker Zei­tung, über­mit­telt durch news aktuell

Foto­credit : Ado­be­Stock 447926748 / Brisystem

 

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