Osteopathie und Endometriose – gezielte Handgriffe gegen Schmerzen – Verband der Osteopathen Deutschland (VOD) e.V. zum Tag der Frauengesundheit am 28. Mai
Endometriose gilt als eine der häufigsten Unterleibserkrankungen bei Frauen, wird häufig erst sehr spät erkannt und zieht oft einen jahrelangen Leidensweg nach sich. Allein in Deutschland erkranken laut Robert-Koch-Institut jedes Jahr über 40.000 Frauen neu daran, mehr als zwei Millionen Frauen sind deutschlandweit betroffen. Neben der Behandlung unter anderem mit Schmerzmitteln, Hormonpräparaten und Operationen kann auch die Osteopathie dazu beitragen, die Folgen der Endometriose deutlich zu verbessern, so der Verband der Osteopathen Deutschland (VOD) e.V.
„Ich halte sehr viel von Osteopathie, implementiere sie seit Jahren in meine Arbeit“, unterstreicht Prof. Dr. med. Sylvia Mechsner, Leiterin des Endometriosezentrums an der Berliner Charité, dem einzigen deutschen Zentrum mit einem eigenständigen Endometriose-Forschungslabor, an dem Mediziner und Biologen Grundlagenforschung betreiben. Die Expertin für Endometrioseforschung verweist darauf, dass Endometriose als chronisch-entzündliche Erkrankung eine multimodale, also vielschichtige Therapie, benötigt, und wünscht sich vermehrt aussagekräftige Studien, die ihre positiven Erfahrungen mit Osteopathie als komplementärmedizinische Begleitung bestätigen.
Wie entsteht Endometriose?
Aus bisher ungeklärtem Grund siedelt sich bei Betroffenen zwischen Pubertät und oft bis nach den Wechseljahren Gewebe der Gebärmutterschleimhaut im Bauchraum an; diese „Herde“ unterliegen denselben hormonellen Veränderungen wie die Gebärmutterschleimhaut. Krampfartige, oft unerträgliche Regelschmerzen (Dysmenorrhoe) sowie chronische zyklische und unregelmäßige Unterbauch- oder Rückenschmerzen – auch an blutungsfreien Tagen -, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie beim Wasserlassen oder Stuhlgang können durch Endometriose verursacht sein.
Etwa 30 bis 50 Prozent der Frauen mit Endometriose leiden unter unerfülltem Kinderwunsch. Die Schmerzstärke und auch die Kombination der Symptome können sehr unterschiedlich sein. Dies macht Endometriose zu einem regelrechten „Chamäleon“ unter den gynäkologischen Erkrankungen und erklärt zum Teil, warum sie oft so spät erkannt wird. Leider werden zyklusabhängige Schmerzen weiterhin zu oft bagatellisiert. Eine Heilung von Endometriose ist bisher nicht möglich.
„Durch die chronischen Schmerzen können erhebliche Einschränkungen im Alltagsleben entstehen. Vermehrte krankheitsbedingte Ausfälle und ein schmerzdominiertes Sexualleben führen häufig zu einem gestörten Selbstbildnis der Frauen an sich“, weiß Osteopathin Claudia Straube. Das VOD-Mitglied behandelt in der Praxis in Berlin-Steglitz betroffene Patientinnen; etwa 1.500 dürften es im Laufe der Jahre schon gewesen sein, oft zugewiesen von zertifizierten Endometriosezentren und niedergelassene Gynäkologinnen. Seit 2015 ist die Praxis zudem Kooperationspartner des Endometriosezentrums der Charité Berlin. „Wir behandeln in meiner Praxis jede Patientin mit Endometriose sehr individuell und erstellen eine sehr genaue Anamnese, die nicht nur die durch Endometriose verursachten Beschwerden betrifft“, so Claudia Straube und verweist darauf, dass ein derart komplexes Krankheitsbild viel Erfahrung im Bereich der Frauengesundheit, sehr gute Kenntnisse der weiblichen Anatomie, Physiologie und über das Hormonsystem erfordere.
Ausschließlich mit den Händen erspürt die Osteopathin Beweglichkeitsstörungen in Gelenken und Geweben, verursacht durch die chronisch-entzündlichen Prozesse und Vernarbungen durch Endometriose im Körper. Diese können unter anderem zu Muskelverspannungen im Beckenboden, in der Lendenregion oder zu Lymphstauungen im Bauchraum führen. Mit sanften Mobilisationstechniken versuchen wir, im ständigen Austausch mit der Patientin die Beweglichkeit der Gewebe und den Fluss der Gewebsflüssigkeiten zu verbessern. Der Handkontakt ist weich, denn oft ist es den Frauen wegen der langanhaltenden Schmerzsymptomatik oder vorangegangener operativer Eingriffe unangenehm, gerade am Bauch berührt zu werden“, so Claudia Straube. Die Linderung der Beschwerden durch die verbesserte Beweglichkeit der Gewebe hat einen positiven Einfluss auf das Allgemein- und Wohlbefinden der Patientinnen, was sich in der Folge auch positiv auf die Psyche und damit günstig auf das Immunsystem auswirken kann. „Manchmal fließen ein paar Tränen der Erleichterung nach oft vielen Jahren voller Schmerzen (bis heute dauert es immer noch im Mittel sieben Jahre, bis die Diagnose Endometriose gestellt wird) und medizinischer Eingriffe, wenn die Frauen spüren, wie wohl eine osteopathische Behandlung tun kann.“
Die Frauen erfahren durch die Behandlung, wie es sich anfühlen kann, wenn muskuläre Spannungen nachlassen, wie Stauungsgefühle und Schmerzen weniger werden. Durch zusätzliche häusliche Übungen bekommen sie das Gefühl, wieder selbst etwas für ihr Wohlbefinden tun zu können und erlangen so wieder mehr Kontrolle über ihren Körper. Ein weiterer wichtiger Bestandteil sei eine individuelle Beratung zur Ernährung und Lebensstilführung. „Frau Straube hat zu Beginn der Behandlung ein ausführliches Gespräch geführt und mir jeden ihrer Behandlungsschritte genau erklärt.
Durch ihre Spezialisierung auf Endometriose-Patientinnen wusste sie, was Ursachen und Auslöser meiner Schmerzen sein konnten“, so Patientin Daniela W., die seit 40 Jahren an Endometriose leidet: „Frau Straube hat durch geübte Handgriffe gespürt, was nicht in Ordnung war und mich dementsprechend behandelt. Tipps für zu Hause rundeten die Behandlung ab. Mein Zustand besserte sich nach drei Sitzungen deutlich. Zudem fühlte ich mich endlich verstanden und ernstgenommen und ich konnte mich von dem Gedanken befreien, ich würde mir die Schmerzen nur einbilden. Durch die Osteopathie war ich schneller wieder arbeitsfähig und konnte die Schmerzmittel absetzen.“
„Osteopathie hilft mir, meinen Körper und die Endometriose besser spüren und verstehen zu können und sie nicht als Feind zu betrachten“.
Nach der Behandlung habe ich jedes Mal das Gefühl, meine Körpersysteme arbeiten und kommunizieren mehr miteinander und meine Schmerzen haben sich deutlich gebessert, beschreibt Studentin Claire Magner, warum sie sich osteopathisch behandeln lässt. Sie ist Patientin von VOD-Mitglied Almut Boltz, die ebenfalls in Berlin als Osteopathin tätig ist und für eine klinische Studie noch Frauen mit Endometriose assoziierten Schmerzen sucht (studie.boltz.berlin).
Gut zu wissen:
Osteopathie ist eine eigenständige, ganzheitliche Form der Medizin, in der Diagnostik und Behandlung mit den Händen erfolgen. Osteopathie geht dabei den Ursachen von Beschwerden auf den Grund und behandelt den Menschen in seiner Gesamtheit. Osteopathie ist bei vielen Krankheiten sinnvoll und behandelt vorbeugend.
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Weitere Informationen zur Endometriose:
– frauenklinik.charite.de/leistungen/endometriose/
– „Endometriose – Die unterschätzte Erkrankung: Diagnose, Behandlung und was Sie selbst tun können“, Prof. Dr. med. Sylvia Mechsner, ISBN 10 3965841610
– In der Sprechstunde: Endometriose; Erkennen – Verstehen – Behandeln Taschenbuch, Prof. Dr. med. Sylvia Mechsner, ISBN 10 3968590341
– www.endometriose-vereinigung.de
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Quelle: Verband der Osteopathen Deutschland e.V.
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Bildunterschrift: Endometriose gilt als eine der häufigsten Unterleibserkrankungen bei Frauen. Osteopathie kann dazu beitragen, die Folgen deutlich zu verbessern.
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