Zum Tag der Befreiung: MDR/ARTE-Dokumentarserie „Unter Deutschen – Zwangsarbeit im NS-Staat“

Mehr als 13 Mil­lio­nen Men­schen aus ganz Euro­pa wur­den zwi­schen 1938 und 1945 zur Zwangs­ar­beit ins Deut­sche Reich geholt. 

In der Doku­men­ta­ti­on „Unter Deut­schen – Zwangs­ar­beit im NS-Staat“ erzäh­len die Nach­fah­ren der Opfer von ihrem Schick­sal, aber auch die der Täter. Zur Wort kommt u.a. Schrift­stel­le­rin Nata­scha Wodin („Sie kam aus Mariu­pol“), deren Eltern Zwangs­ar­bei­ter in Leip­zig waren. Zu sehen sind die drei Tei­le am 9. Mai sowie am 14. Mai im MDR-Fern­se­hen und in der ARD Mediathek.

Das Autoren­duo Mat­thi­as Schmidt und Vít Polá­ček (aus­ge­zeich­net mit dem Deutsch-tsche­chi­schen Jour­na­lis­ten­preis 2021 für „Ver­trei­bung – Ods­un“) geht in der drei­tei­li­gen Serie den Schick­sa­len von Opfern und Tätern nach. Die Serie folgt tsche­chi­schen Arbei­tern nach Nor­we­gen, Ukrai­nern nach Leip­zig und Polen in den Schwarz­wald – an die Werk­bän­ke der Nazis.

Für 14 Mil­lio­nen Wehr­machts­sol­da­ten, die an der Front kämpf­ten, kamen 13 Mil­lio­nen Zwangs­ar­bei­ter ins Deut­sche Reich. „Unter Deut­schen“ macht die ver­ges­se­nen Bio­gra­fien die­ser zumeist jun­gen Erwach­se­nen und Jugend­li­chen sicht­bar. Durch Tage­bü­cher, Foto­gra­fien und Brie­fe kom­men die Zeit­zeu­gen von damals zu Wort. Erzählt wer­den ihre Schick­sa­le von ihren Nach­fah­ren, den Kin­dern und Enkel­kin­dern. Auch die Eltern der Schrift­stel­le­rin Nata­scha Wodin wur­den aus der Sowjet­uni­on als Zwangs­ar­bei­ter zu einem Rüs­tungs­kon­zern nach Leip­zig geholt: „Sie muss­ten die Bom­ben bau­en, mit denen ihre eige­ne Hei­mat zer­stört wur­de“, so Wodin im Film. Die Geschich­te ihrer Mut­ter hat sie im Roman „Sie kam aus Mariu­pol“ auf­ge­ar­bei­tet, für den sie 2017 mit dem Leip­zi­ger Buch­preis aus­ge­zeich­net wurde.

Als der Krieg für die Deut­schen 1945 endet, geht er für die Zwangs­ar­bei­ter wei­ter: Als „Dis­pla­ced Per­sons“ kön­nen nur weni­ge an ihr altes Leben anknüp­fen. Man­che blei­ben sogar im ehe­ma­li­gen Fein­des­land. Auch die Eltern von Nata­scha Wodin blie­ben „unter Deut­schen“, doch die Ver­ach­tung der Deut­schen hör­te nach dem Krieg nicht auf. Die drit­te Fol­ge der Serie geht den Kriegs­trau­ma­ta der Prot­ago­nis­ten nach und fragt, war­um das Schick­sal der Zwangs­ar­bei­ter in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten in der euro­päi­schen Erin­ne­rung mar­gi­na­li­siert und ver­ges­sen wor­den ist. Ein Schick­sal, das bis heu­te das Leben ihrer Nach­fah­ren und damit auch zahl­rei­che Nar­ra­ti­ve von Schuld und Ver­söh­nung im heu­ti­gen Euro­pa prägt.

Die drei­tei­li­ge Serie wur­de von LOOKs­film im Auf­trag von MDR, Tsche­chi­schem Fern­se­hen (ČT) und Öster­rei­chi­schem Rund­funk (ORF) in Zusam­men­ar­beit mit ARTE pro­du­ziert und von der Mit­tel­deut­schen Medi­en­för­de­rung (MDM) und dem Deutsch-Tsche­chi­schen Zukunfts­fonds geför­dert. Die Redak­ti­on beim MDR hat­te Anais Roth (Redak­ti­on Geschich­te und Dokumentationen).

Die Aus­strah­lungs­ter­mi­ne im MDR-Fernsehen:

  • Teil 1 „Ver­lo­re­ne Jugend“: Diens­tag, 9. Mai 2023, 22.10 Uhr
  • Teil 2 „Ver­bo­te­ne Lie­be“: Sonn­tag, 14. Mai, 22.20 Uhr
  • Teil 3 „Ver­ges­se­nes Trau­ma“: Sonn­tag, 14. Mai, 23.05 Uhr

Nach der TV-Aus­strah­lung ist die Doku­men­tar­se­rie drei Mona­te lang in der ARD Media­thek abrufbar.

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Quel­le: MDR, Pres­se und Infor­ma­ti­on, Bir­git Friedrich
Ori­gi­nal-Con­tent von: MDR Mit­tel­deut­scher Rund­funk, über­mit­telt durch news aktuell

Bild­un­ter­schrift: Unter Deut­schen – Zwangs­ar­beit im NS-Staat Ver­lo­re­ne Jugend Die Zwangs­ar­bei­ter im Zwei­ten Welt­krieg eint ein Schick­sal: das Zer­bre­chen ihrer jugend­li­chen Träu­me, der Ver­lust ihrer Hei­mat und die erzwun­ge­ne Arbeit für den Feind.

Foto­credit:© United Sta­tes Holo­caust Memo­ri­al Museum/​Yad Vashem
Fotograf:©United Sta­tes Holo­caust Memorial