Arzneimittel aus Blut : Lebensrettende Biopharmazeutika

14.000 Blutspenden benötigen Krankenhäuser in Deutschland täglich, um die medizinische Versorgung sicherzustellen.

Doch neben Blut­kon­ser­ven mit Kon­zen­tra­ten aus roten Blut­kör­per­chen (Ery­thro­zy­ten) für Trans­fu­sio­nen – bei­spiels­wei­se bei Ope­ra­tio­nen oder Not­fäl­len mit hohem Blut­ver­lust – stel­len phar­ma­zeu­ti­sche Unter­neh­men auch lebens­wich­ti­ge Arz­nei­mit­tel auf der Basis von Blut­plas­ma her. Die­se beson­de­ren Arz­nei­mit­tel hel­fen bei­spiels­wei­se gegen Krebs­lei­den, Immun­de­fek­te, bei Ver­bren­nun­gen oder schwe­ren Ope­ra­tio­nen – und auch gegen die Hämo­phi­lie, im Volks­mund „Blu­ter­krank­heit“ genannt. Die gute Nach­richt zum Welt-Hämo­phi­lie-Tag : Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten, die an schwe­ren For­men der Blu­ter­krank­heit lei­den, haben dank Arz­nei­mit­tel­the­ra­pien auf Basis von Blut­pro­duk­ten nahe­zu die glei­che Lebens­er­war­tung wie gesun­de Menschen.

Bei der Hämo­phi­lie ist auf­grund eines gene­ti­schen Defekts die Blut­ge­rin­nung gestört. Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten fehlt ein bestimm­ter Gerin­nungs­fak­tor – ein Eiweiß­stoff, der das Blut gerin­nen lässt. Bei Ver­let­zun­gen gerinnt das Blut nur sehr lang­sam oder gar nicht. Bei einer schwe­ren Hämo­phi­lie kön­nen zudem jeder­zeit und ohne ersicht­li­chen Grund Blu­tun­gen im Kör­per auf­tre­ten. In Deutsch­land sind etwa 5.000 bis 6.000 Men­schen betrof­fen, vor­wie­gend Männer.

Infol­ge immer wie­der­keh­ren­der Blu­tun­gen kön­nen sich Gelen­ke ver­for­men und ver­stei­fen, Ner­ven und lebens­wich­ti­ge Orga­ne Scha­den neh­men. Um inne­re Blu­tun­gen zu ver­hin­dern, erhal­ten Betrof­fe­ne mit einer schwe­ren Hämo­phi­lie regel­mä­ßig Injek­tio­nen, die den feh­len­den Gerin­nungs­fak­tor erset­zen. „Phar­ma­zeu­ti­sche Unter­neh­men gewin­nen die­sen Gerin­nungs­fak­tor aus mensch­li­chem Blut. Mitt­ler­wei­le kön­nen phar­ma­zeu­ti­sche Unter­neh­men auch ohne Plas­ma, Fak­tor­prä­pa­ra­te gen­tech­no­lo­gisch (rekom­bi­nant) her­stel­len“, erklärt Dr. Nico­le Arm­brüs­ter, Geschäfts­feld­lei­te­rin Bio­lo­gi­sche Arz­nei­mit­tel beim Bun­des­ver­band der Phar­ma­zeu­ti­schen Indus­trie e.V. (BPI).

Blut­plas­ma als Grund­la­ge der Therapie

Die Gerin­nungs­fak­to­ren sind im soge­nann­ten Blut­plas­ma ent­hal­ten. Nach einer Voll­blut­spen­de wird das Blut­plas­ma per Zen­tri­fu­ge von den Blut­zel­len getrennt. Das Plas­ma ist eine gelb­li­che Flüs­sig­keit, das über 120 Eiweiß­stof­fe ent­hält – eini­ge von ihnen eig­nen sich zur Behand­lung von Krank­hei­ten. „Dank phar­ma­zeu­ti­scher For­schung ist es mög­lich, den für die jewei­li­ge Blut­ge­rin­nungs­stö­rung pas­sen­den Gerin­nungs­fak­tor aus dem mensch­li­chen Blut­plas­ma zu gewin­nen“, sagt Arm­brüs­ter. Die gute Nach­richt : Vie­le Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten kön­nen sich seit­her eigen­stän­dig mit den Prä­pa­ra­ten zu Hau­se selbst behan­deln. Kli­nik­auf­ent­hal­te redu­zie­ren sich – ein gro­ßer Zuge­winn an Lebens­qua­li­tät für die Betroffenen.

Blut­plas­ma­pro­duk­te sind beson­de­re Arzneimittel

Für Arz­nei­mit­tel aus Blut gel­ten die­sel­ben stren­gen Anfor­de­run­gen bei der Her­stel­lung wie für klas­si­sche Arz­nei­mit­tel. Zudem gibt es noch zusätz­li­che Rege­lun­gen : „Das aus der Spen­de gewon­ne­ne Blut­plas­ma wird erst ein­mal für min­des­tens vier Mona­te ein­ge­la­gert und erst frei­ge­ge­ben, wenn die Spen­de­rin oder der Spen­der erneut Blut gespen­det hat und der Blut­test auf bestimm­te Infek­tio­nen noch­mals unauf­fäl­lig war. So las­sen sich noch nicht sicht­ba­re Infek­tio­nen im Früh­sta­di­um aus­schlie­ßen“, erklärt Armbrüster.

„Die Her­stel­lung von Blut­plas­ma­pro­duk­ten ist hoch­kom­plex und erfor­dert eine mehr­mo­na­ti­ge Pro­duk­ti­ons­vor­lauf­zeit und viel Know-how. Auch wenn phar­ma­zeu­ti­sche Unter­neh­men Gerin­nungs­fak­tor-Prä­pa­ra­te zum Teil ohne Plas­ma her­stel­len kön­nen, benö­ti­gen sie Blut­plas­ma­spen­den auch für wei­te­re Arz­nei­mit­tel auf Basis von Eiwei­ßen, wie zum Bei­spiel den soge­nann­ten „Albu­mi­nen“ oder „Immun­glo­bu­li­ne. Sie kom­men bei schwe­ren Ver­let­zun­gen, groß­flä­chi­gen Ver­bren­nun­gen oder zur Behand­lung von lebens­be­droh­li­chen Infek­tio­nen wie Teta­nus oder Hepa­ti­tis zum Ein­satz. Da sich Blut­plas­ma jedoch nicht syn­the­tisch her­stel­len lässt, ist es nur begrenzt ver­füg­bar. Das hohe Risi­ko für Eng­päs­se bei Blut­pro­duk­ten hängt somit auch von der frei­wil­li­gen Bereit­schaft zur Blut- bezie­hungs­wei­se Plas­ma­spen­de ab. Blut- und Plas­ma­spen­den kön­nen folg­lich Leben ret­ten“, betont Armbrüster.

__________________________

Quel­le : Andre­as Aumann (Pres­se­spre­cher), BPI Bun­des­ver­band der Phar­ma­zeu­ti­schen Industrie
Ori­gi­nal-Con­tent von : BPI Bun­des­ver­band der Phar­ma­zeu­ti­schen Indus­trie, über­mit­telt durch news aktuell

Bild­un­ter­schrift : Phar­ma­zeu­ti­sche Unter­neh­men ent­wi­ckeln aus Blut­plas­ma­spen­den lebens­not­wen­di­ge Arz­nei­mit­tel für schwe­re und sel­te­ne Erkrankungen.

Bild­rech­te : Shutterstock
Foto­graf : Iry­na Kalamurza

 

Print Friendly, PDF & Email