Nachhaltigkeit in der Pharmazie dringend erforderlich – Mehr als „grüne Medikamente“ nötig !

Prof. Dr. Mül­ler von der Uni­ver­si­tät Frei­burg warnt, dass der heu­ti­ge Ein­satz von Medi­ka­men­ten die Bekämp­fung von Krank­hei­ten in der Zukunft gefährdet

„Wir müs­sen unse­re Phar­ma­zie schnell und ent­schie­den nach­hal­tig machen – sonst gefähr­den wir die künf­ti­ge Behan­del­bar­keit von wich­ti­gen Krank­hei­ten“, warnt Prof. Dr. Micha­el Mül­ler, Pro­fes­sor für Phar­ma­zeu­ti­sche und Medi­zi­ni­sche Che­mie an der Uni­ver­si­tät Frei­burg. Ein Bei­spiel hier­für sei der Umgang mit Anti­bio­ti­ka : „Wenn wir die­se wei­ter so ein­set­zen wie bis­her, machen wir das Resis­tenz­pro­blem immer grö­ßer.“ Anti­bio­ti­ka sei­en dann gegen vie­le der künf­tig zuneh­men­den Infek­ti­ons­krank­hei­ten nicht mehr wirk­sam nutzbar.

Wirk­lich Nach­hal­ti­ge Phar­ma­zie sei „ein Zusam­men­spiel von phar­ma­zeu­ti­schen, öko­lo­gi­schen, öko­no­mi­schen, sozia­len, ethi­schen und kul­tu­rel­len Aspek­ten, die sich gegen­sei­tig bedin­gen“, sagt Mül­ler So sei es zum Bei­spiel lang­fris­tig nicht sinn­voll mög­lich, die ver­brei­te­te Typ-2-Dia­be­tes rein medi­ka­men­tös zu behan­deln. Hier müs­se ein ande­rer gesell­schaft­li­cher Umgang mit Gesund­heits­bil­dung, Ernäh­rung und Bewe­gung dazu kom­men, damit die Krank­heit auch für künf­ti­ge Gene­ra­tio­nen und damit nach­hal­tig behan­del­bar bleibe.

Mehr als „grü­ne Medi­ka­men­te“ nötig

Wie Schrit­te in die­se Rich­tung gelin­gen könn­ten, zei­ge der Ein­satz von Anti­bio­ti­ka in der Tier­mast : Die­ser sei in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren um 65 Pro­zent zurück­ge­gan­gen. Erreicht wur­de die­ser Erfolg durch ein wach­sen­des Bewusst­sein in der Bevöl­ke­rung, die ver­pflich­ten­de Erfas­sung der ver­wen­de­ten Anti­bio­ti­ka und den Wil­len der Poli­tik, das Pro­blem not­falls gesetz­lich zu lösen, so Müller.

Nach­hal­ti­ge Phar­ma­zie dür­fe sich dabei nicht auf „grü­ne“, also umwelt­freund­li­che Medi­ka­men­te beschrän­ken – obwohl auch phar­ma­zeu­ti­sche Rück­stän­de in der Umwelt ein stark unter­schätz­tes Pro­blem sei­en. Eine „grü­ne Phar­ma­zie“ allei­ne könn­te sogar fal­sche Anrei­ze set­zen und damit schäd­lich wir­ken : „Wir soll­ten Medi­ka­men­te da ein­set­zen, wo wir sie wirk­lich brau­chen. Erst dann kön­nen wir über­le­gen, wie wir sie umwelt­freund­lich produzieren.“

Aus­brei­tung von Infektionskrankheiten

Das gel­te umso mehr, weil der Kli­ma­wan­del künf­tig dafür sor­gen wer­de, dass sich bis­her regio­nal stark beschränk­te Krank­hei­ten wei­ter aus­brei­te­ten. Die Ver­drän­gung von Wild­tie­ren aus ihren Lebens­räu­men füh­re außer­dem ver­mut­lich dazu, dass Zoo­no­sen, also von Tie­ren auf den Men­schen über­tra­ge­ne Infek­ti­ons­krank­hei­ten wie Covid-19 zuneh­men werden.

„Wenn wir Medi­ka­men­te sinn­voll und nach­hal­tig ein­set­zen, ret­ten wir Men­schen­le­ben, ohne künf­ti­ge Gene­ra­tio­nen zu gefähr­den“, sagt Mül­ler. „Aber dafür müs­sen wir jetzt schnell umsteu­ern, damit die Phar­ma­zie auch zukünf­tig die Behand­lung von Krank­hei­ten sicherstellt.“

_____________________________

Quel­le : Prof. Dr. Micha­el Mül­ler, Insti­tut für Phar­ma­zeu­ti­sche Wissenschaften
Ori­gi­nal-Con­tent von : Insti­tut für Phar­ma­zeu­ti­sche Wis­sen­schaf­ten, über­mit­telt durch news aktuell

Foto­credit : Ado­be­Stock 182073554

 

Print Friendly, PDF & Email