Bewährtes System : Rekord bei Fahrerlaubnisprüfungen – Jedoch hohe Durchfallquoten

Die Zahl der Fahrerlaubnisprüfungen hat in Deutschland einen neuen Höchstwert erreicht

Im Jahr 2022 sind in Deutsch­land 1,76 Mil­lio­nen prak­ti­sche Prü­fun­gen und 1,81 Mil­lio­nen theo­re­ti­sche Prü­fun­gen für den Füh­rer­schein abge­legt wor­den. Das Fahr­erlaub­nis­sys­tem bei den Tech­ni­schen Prüf­stel­len bewährt sich bei Voll­aus­las­tung der Prüf­ka­pa­zi­tä­ten. Hohe Durch­fall­quo­ten belas­ten Fahrschüler:innen. TÜV-Ver­band : “Ver­kehrs­er­zie­hung jun­ger Men­schen früh­zei­tig begin­nen und gesamt­heit­lich verbessern.”

Die Zahl der Fahr­erlaub­nis­prü­fun­gen hat in Deutsch­land einen neu­en Höchst­wert erreicht. Im Jahr 2022 sind 1,76 Mil­lio­nen prak­ti­sche Fahr­erlaub­nis­prü­fun­gen für Füh­rer­schei­ne aller Klas­sen durch­ge­führt wor­den. Das sind rund 110.000 Prü­fun­gen oder 6,7 Pro­zent mehr als im Jahr zuvor. Der bis­he­ri­ge Spit­zen­wert von 1,74 Mil­lio­nen Prü­fun­gen des Jah­res 2019 wur­de um rund 20.000 prak­ti­sche Prü­fun­gen über­trof­fen. Das zei­gen aktu­el­le Daten des TÜV-Ver­bands auf der Grund­la­ge von Erhe­bun­gen der TÜV | DEKRA arge tp 21. “Die Prüf­stel­len haben im Jahr 2022 so vie­le prak­ti­sche Fahr­prü­fun­gen abge­nom­men wie noch nie”, sagt Richard Goe­belt, Mit­glied der Geschäfts­lei­tung im TÜV-Ver­band e.V. Den Anga­ben zufol­ge haben Fahrschüler:innen im Jahr 2022 dar­über hin­aus 1,81 Mil­lio­nen theo­re­ti­sche Prü­fun­gen abge­legt, ein Zuwachs von rund 91.000 im Ver­gleich zum Vor­jahr (plus 5,3 Pro­zent). Goe­belt : “Das Fahr­erlaub­nis­prü­fungs­sys­tem hat sei­ne Leis­tungs­fä­hig­keit auch bei vol­ler Aus­las­tung der Prüf­ka­pa­zi­tä­ten und unter erschwer­ten Coro­na-Bedin­gun­gen wie hohen Kran­ken­stän­den und lan­gen Iso­la­ti­ons­pflich­ten bewie­sen.” In Deutsch­land könn­ten Fahrschüler:innen wohn­ort­nah ihre Prü­fun­gen zu bun­des­weit ein­heit­li­chen Gebüh­ren able­gen. Dr. Roland Krau­se, Lei­ter der Tech­ni­schen Prüf­stel­le für den Kraft­fahr­zeug­ver­kehr beim DEKRA e.V. Dres­den, ergänzt : “Die Prüf­stel­len von TÜV und DEKRA sor­gen im staat­li­chen Auf­trag mit ihren Sach­ver­stän­di­gen für eine unab­hän­gi­ge Fest­stel­lung des Prü­fungs­er­geb­nis­ses und für ein hohes Qualitätsniveau.”

Die Grund­la­ge des heu­ti­gen Fahr­erlaub­nis­prü­fungs­sys­tems ist die allei­ni­ge Beauf­tra­gung der Tech­ni­schen Prüf­stel­len durch die Län­der sowie die per­sön­li­che Aner­ken­nung der Sach­ver­stän­di­gen durch die obers­ten Lan­des­be­hör­den. “Die Län­der machen zudem Vor­ga­ben zu einem flä­chen­de­cken­den Ange­bot an Prüfor­ten und über­wa­chen die Prüf­stel­len zum Bei­spiel mit Hil­fe regel­mä­ßi­ger Audits der Bun­des­an­stalt für Stra­ßen­we­sen”, erläu­tert Krau­se. “Ange­sichts des immer kom­ple­xer wer­den­den Ver­kehrs­ge­sche­hens, tech­ni­scher Neue­run­gen und wis­sen­schaft­li­chen Eva­lu­ie­run­gen sind die Prü­fun­gen inhalt­lich und kon­zep­tio­nell immer wei­ter ver­bes­sert wor­den.” Die Theo­rie­prü­fun­gen lau­fen inzwi­schen kom­plett digi­tal ab, was eine rea­lis­ti­sche Dar­stel­lung kom­ple­xer Ver­kehrs­si­tua­tio­nen ermög­licht. In der prak­ti­schen Prü­fung gibt es neben neu­en Fahr­auf­ga­ben und deren Bewer­tungs­kri­te­ri­en heu­te ein elek­tro­ni­sches Prüf­pro­to­koll und ein Feed­back­ge­spräch im Anschluss an die Prü­fung. “In Deutsch­land bekommt nur einen Füh­rer­schein, wer in den Ver­kehrs- und Ver­hal­tens­re­geln im Stra­ßen­ver­kehr sat­tel­fest ist und ein Fahr­zeug wirk­lich beherrscht”, betont Krau­se. Das hat dazu bei­getra­gen, dass immer weni­ger der beson­ders gefähr­de­ten Fahranfänger:innen ver­un­glü­cken : Die Zahl der bei Ver­kehrs­un­fäl­len getö­te­ten 18- bis 24-Jäh­ri­gen ist von 2.749 im Jahr 1991 auf 326 im Jahr 2020 gesunken.

Stei­gen­de Durch­fall­quo­ten sind eine Belastung

Auf­fäl­lig sind die zum Teil wei­ter stei­gen­den Durch­fall­quo­ten. Den Daten zufol­ge sind im Jahr 2022 in der theo­re­ti­schen Prü­fung über alle Fahr­erlaub­nis­klas­sen 39 Pro­zent der Fahrschüler:innen durch­ge­fal­len. Das sind 2 Pro­zent­punk­te mehr als im Vor­jahr und sogar 10 Punk­te mehr als im Jahr 2013, in dem 29 Pro­zent nicht bestan­den haben. In der prak­ti­schen Prü­fung der gesam­ten Füh­rer­schein­klas­se B für Pkw inklu­si­ve Füh­rer­schein mit 17 (BF17) lag die Durch­fall­quo­te im Jahr 2022 wie im Vor­jahr bei 37 Pro­zent. Zehn Jah­re zuvor lag sie 2013 noch bei 32 Pro­zent. Betrach­tet man nur die Füh­rer­schein­klas­se B ohne BF17, in der die mit Abstand meis­ten Prü­fun­gen abge­legt wer­den, lag die Durch­fall­quo­te im Jahr 2022 sogar bei 43 Pro­zent (2021 : 43 Pro­zent). Ursa­che für die höhe­re Quo­te ist, dass älte­re Fahrschüler:innen in der prak­ti­schen Prü­fung grund­sätz­lich schlech­ter abschnei­den als jün­ge­re. “Jede nicht bestan­de­ne Prü­fung belas­tet die Fahr­schü­le­rin­nen und Fahr­schü­ler men­tal und finan­zi­ell”, sagt Goe­belt. Die Grün­de für die stei­gen­den Durch­fall­quo­ten sei­en viel­fäl­tig und müss­ten wei­ter unter­sucht wer­den. Eine zen­tra­le Ursa­che ist aus Sicht der Prüf­or­ga­ni­sa­tio­nen der kom­ple­xer und dich­ter wer­den­de Stra­ßen­ver­kehr mit immer mehr Fahr­zeu­gen und den sich dar­aus erge­ben­den Fol­gen. Goe­belt : “Wenn wir den Trend umkeh­ren wol­len, brau­chen wir eine bes­se­re Ver­kehrs­er­zie­hung in den Schu­len und Eltern­häu­sern sowie eine wei­te­re Stär­kung der Fahrausbildung.”

Über den TÜV-Ver­band : Als TÜV-Ver­band e.V. ver­tre­ten wir die poli­ti­schen Inter­es­sen der TÜV-Prüf­or­ga­ni­sa­tio­nen und för­dern den fach­li­chen Aus­tausch unse­rer Mit­glie­der. Wir set­zen uns für die tech­ni­sche und digi­ta­le Sicher­heit sowie die Nach­hal­tig­keit von Fahr­zeu­gen, Pro­duk­ten, Anla­gen und Dienst­leis­tun­gen ein. Grund­la­ge dafür sind all­ge­mein­gül­ti­ge Stan­dards, unab­hän­gi­ge Prü­fun­gen und qua­li­fi­zier­te Wei­ter­bil­dung. Unser Ziel ist es, das hohe Niveau der tech­ni­schen Sicher­heit zu wah­ren, Ver­trau­en in die digi­ta­le Welt zu schaf­fen und unse­re Lebens­grund­la­gen zu erhal­ten. Dafür sind wir im regel­mä­ßi­gen Aus­tausch mit Poli­tik, Behör­den, Medi­en, Unter­neh­men und Verbraucher:innen.

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Quel­le : Mau­rice Shahd, Pres­se­spre­cher, TÜV-Ver­band e. V.
Ori­gi­nal-Con­tent von : TÜV-Ver­band e. V., über­mit­telt durch news aktuell

Foto­credit : Ado­be­Stock 365615684

 

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