Raus aus der politischen Nische. Rein in die Mitte.
Die Grünen in Berlin haben eine große Chance: Sie können rauskommen aus der politischen Nische. Rein in die Mitte. Dafür müssen sie einen Schritt wagen, den Schritt in eine schwarz-grüne Koalition. Eigentlich ist das in Berlin undenkbar: Die Grünen, die ihre Wurzeln in der Kreuzberger Hausbesetzerszene haben, sollen mit der CDU ein Bündnis schmieden. Bis heute trennen die beiden Parteien inhaltlich viele Dinge, wie zum Beispiel die Verkehrspolitik. Die CDU setzt sich für die Autofahrer ein, die Grünen sperren die Friedrichstraße.
Aber schauen wir rein machttaktisch auf eine schwarz-grüne Koalition. Für Strategen hätte sie ihren Reiz. Die Grünen könnten damit die ungeliebte SPD verzwergen. Die Sozialdemokraten müssten in die Opposition. Die Grünen könnten sich in einer schwarz-grünen Koalition von der SPD quasi befreien.
Eine schwarz-grüne Koalition räumt den Grünen zudem mehr Platz ein. Eine Zweierkonstellation bietet naturgemäß mehr Ressorts als eine Dreier-Regierung. Mehr Ressorts heißt mehr Gestaltungsspielraum. Zudem würde eine schwarz-grüne Regierung den Grünen den Weg in die bürgerliche Mitte ermöglichen. Sie könnten so neue Wählerschichten erreichen. Das wiederum hatte Bettina Jarasch nach den Wahlen gefordert.
Denn wenn sich die Grünen ehrlich machen: Machen sie so weiter in einer rot-grün-roten Koalition, werden sie kaum mehr als 18 bis 20 Prozent, ihre Stammwähler, erreichen. Mit einer schwarz-grünen Koalition könnten die Grünen ihrem eigentlichen Ziel, irgendwann einmal das Rote Rathaus zu erobern, näher kommen.
Es wird die Frage sein: Wie mutig sind Berlins Grüne?
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Quelle: BERLINER MORGENPOST
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